Über Weiber

a. Töchter, welche bloß von Vätern erzogen werden, saugen so viel männlichen Geist ein, daß ich Liebhabern derselben die strengste Prüfung anrate, ob sie selbst genug davon besitzen, um den fremden sowohl zu leiden wie zu leiten.

b. Ich habe oft mit Ärgernis gelesen, wie man unmännlich vor Weibern kniete, wenn man ihnen rauben wollte, was nicht wieder zu erstatten ist. Indes finde ich es männlicher, wenn ich an den Schlächter denke, der ebenfalls vor den Lämmern und anderen Opfertieren kniet, wenn er sie töten will. – Michel Angelo verpanzerte, wie bekannt, den Fuß seines berühmten Christus in der Minerven-Kirche mit Messing, damit das Kunstwerk sich nicht unter dem küssenden Anbeter abnützte; – Schönheiten (so wie den Gewaltigen), zu deren Füßen soviele Verehrer liegen, wäre wohl ein kleiner Panzer ihres Wertes zu gönnen.

c. Die Weiber sollten schon aus Koketterie Männern eigentliche Toilettenbesuche verbieten. Unser Anschauen des weiblichen Putzens hat den ersten Nachteil, daß wir alles stückweise musivisch zusammenstecken sehen, was uns später auswärts mit einem vollendeten lebendigen Gemälde blenden würde; – und der zweite ist, daß der reizende Trug der Anspruchslosigkeit, welchem man sich so willig ergibt, durch das angeschaute Vormachen der weiblichen Jägerkünste uns etwas schwer gemacht wird.

Hingegen Weiber können ohne Schaden als Priesterinnen das anzuputzende Madonnenbild umringen. Ihnen ist Kleiden-Sehen und Kleiden-Helfen fast soviel als selbst eingekleidet werden. Sogar die Feindin springt hier der Feindin bei; was ein so schöner Zug, wie der vom Engländer Collins ist, welcher denen, die gegen ihn schreiben wollten, mit Rat und Büchern beistand. – Übrigens möchte ich Kammerfrauen beschicken und befragen, wie es auf den Charakter der siebenten einfließe, wenn sie täglich ein halbes Dutzend Damen zu putzen hat.

d. Viele heutige Weiber von Stand oder Geld glauben so oft häuslich zu sein, wie sie zu Hause bleiben und da so viel gute Gesellschaft annehmen, wie hineingeht, so daß die Männer sie wieder noch häuslicher finden, wenn sie selbst ausgehen und wäre es in die größte Gesellschaft.

e. Eine Braut kann ihren Bräutigam mitten im Wortgewitter gegen seinen Bedienten, ohne Entkräftung ihrer Liebe, antreffen; wenn er aber die Braut im Zankgefecht mit ihrer weiblichen Dienerschaft überrascht, so kann ihr leicht vom Prachtvogel Junos nichts bei ihm übrig bleiben als dessen – Stimme; das Rüge-, Friedens- oder Kriegsgericht einer Jungfrau über eine untergeordnete wird ihr eigenes. Diese Wichtigkeit eines weiblichen Aufbrausens bei der Unwichtigkeit eines männlichen gibt viele Winke und Schlüsse.

f. Nach jedem Tee-, Eß- und Ballabende und überhaupt nach jedem gesellschaftlichen Festtage bekommen die Weiber noch einen blauen Montag nachzufeiern, nämlich den nächsten Tag, an welchem sie das Fest-Gestern fremden Ohren malen, und dessen Genuß ihnen gewiß bleibt, wenn sie auch nichts zu schildern hätten als einen der langweiligsten Abende. Daher suchen sie niemals so eifrig Gesellschaft, als wenn sie aus einer kommen, besonders aus einer schlechten.

g. Männer sprechen selten und ungern von abgefallenen und bundbrüchigen Freunden. Weiber unterhalten sich mit ihren jetzigen Freundinnen so erquickt und weitläufig von den Untreuen ihrer vorigen abtrünnigen, als wären ihnen die Freundinnen nur Bekannte gewesen und jetzt diese jene geworden. Diese Bemerkung würde fast scherzhaft und satirisch klingen, wäre sie nicht ernsthaft und wahr.

h. Ich fürchte sehr, die Leichtigkeit der männlichen Siege über weibliche Tugend ist (doch aber nur bei der kleineren Weiberzahl) nicht der Übermacht des sinnlichen Augenblickes oder dem Übermannen der Neuheit beizumessen, sondern vielmehr der Gewalt alter gepflegter Liebeslieder und Gegen-Altarblätter, welche im freien, zügellosen Reiche der Phantasien verborgen hinter Wangen und Lippen spielten und schweiften und durch ein phantastisches Mehr leichter mit dem wirklichen Minder versöhnten.

i. Je kostbarer die Kleidung, desto öfter der Wechsel darin; daher gibt es einen größeren bei Weibern als bei Männern. Die Frauen gleichen der Porzellanschnecke, welche ihre Schale, ob sie gleich die schönste im Meere ist, jährlich abwirft und eine neue ansetzt; ja, sie sind vielleicht noch besser und reicher, unsere weiblichen Porzellanschnecken, da sie jede Messe eine neue herrliche Körperschale ansetzen, sich aus der alten mausernd.

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