Beziehungsrituale

Kämpfen, aufgeben oder Rache? fragt Sarah Walter

Eine Beziehung liegt in Trümmern. Man wurde oder hat jemanden betrogen, Streitereien haben die Beziehung geprägt oder man hat sich lediglich auseinander gelebt. Genaues Wissen darüber, was man nun jetzt tun sollte, ist auch nicht vorhanden. Da ist guter Rat teuer: Kämpfen? Aufgeben? Rache?

Die Masse der Beziehungen, die in die Brüche gehen, ziehen logischerweise Veränderungen der Gefühle zueinander mit sich. Traurigkeit, Gefühle der Reue oder der Schuld oder gar Hass begleiten oft zumindest einen der Beteiligten für eine gewisse Zeit. Doch auch wenn man jemanden hasst, ist es trotzdem möglich, dass man diese Person noch liebt. Jedoch ist genau das das Problem, wenn man mit jemanden Schluss macht bzw. mit einem Schluss gemacht wird: dass man für diesen Menschen noch viel empfindet.

Doch was sollte man tun? Es gibt eben nur die drei Möglichkeiten: entweder kämpfen, aufgeben oder Rache an dem Ex-Partner ausüben. Letzteres ist eher für die, die wirklich nur noch puren Hass verspüren.

Lohnt es sich aber wirklich zu kämpfen? Alles versuchen, dass die Beziehung doch nicht den Bach runter geht? Klar, wenn man die Person von ganzem Herzen liebt, dann ist es verständlich. Aber verliert man dann nicht in gewisser Weise auch seinen Stolz? Schließlich sollte man doch niemandem hinterher rennen, wie ein Hund nach einem Ball. Nur, weil man kämpft, heißt es ja nicht zwangsläufig, dass man am Ende auch gewinnt. Letztendlich pusht man nur das Ego des anderen auf, ohne zu wissen, ob man davon überhaupt profitiert.

Die andere Option wäre das Aufgeben. Doch ist das wirklich das Richtige? Alles einfach wegwerfen? Versuchen, diese Person zu vergessen? Leider hat niemand einen Delete-Button, sodass es nur sehr schwer ist, jemanden aus dem Gedächtnis zu löschen. Jemanden mal eben so fallen zu lassen, ist womöglich schwerer, als zu kämpfen. Denn man versucht konsequent, denjenigen aus dem Gedächtnis zu streichen und aus dem Herz zu verbannen. Doch hat jemand wirklich einmal einen Platz im Herzen eingenommen, fällt es einem unfassbar schwer, die Person auch wieder raus zu werfen - insbesondere, wenn man diesen Menschen noch liebt.

Und was ist, wenn nicht? Was ist, wenn man den ehemaligen Partner nach der Trennung zutiefst hasst? Womöglich hat nämlich der- oder diejenige einen belogen, betrogen oder gar mit der Trennung bloß gestellt. Schließlich stünde man wie ein Verlierer da, wenn man abserviert wurde oder man merkt, dass man die ganze Zeit nichts gemerkt hat bzw. zu naiv gewesen ist.

Viele denken in solchen Hass-Momenten an Vergeltung, weil sie der Meinung sind, dass es das einzig Richtige ist, da diese Person das verdient hat. Doch ist es wirklich das Richtige? Würde es einem wirklich etwas bringen? Geht es einem gut, wenn es dem anderen schlecht geht? Irgendwann käme der Moment der Reue, spätestens, wenn man von der Polizei eine Anzeige im Briefkasten liegen hat, weil jedes Gespür für Grenzen verloren ging.

Und, ist es nicht eher schon ein bisschen arm, wenn man nur noch darauf fokussiert ist, sich zu rächen - nichts anderes mehr im Kopf hat? Eigentlich ist doch die beste Rache, einfach glücklich zu sein, der Person zu zeigen, dass man ohne ihr auch auskommt. Immerhin käme sich der oder die Ex überflüssig vor und würde es eventuell selber bereuen. Genauso lief es als Harry Styles sich von Taylor Swift trennte: anstatt, dass sie eine Träne vergoss, zeigte sie ihm, wie glücklich sie ohne ihn sein konnte, was dazu führte, dass er versuchte, sie wieder zurück zu gewinnen.

Wäre das Glücklichsein dann nicht die beste Lösung? Anstatt in den Abgrund der Traurigkeit zu versinken, einfach das Leben genießen? Letztendlich wäre es kein Aufgeben, sondern weiterleben. Und wenn man Glück hat, kommt die Liebe auch wieder zurück.

— 21. Juli 2014
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