Ach, könnte nur dein Herz zu einer Krippe werden, / Gott würde noch einmal ein Kind auf dieser Erden.
Bezähme deinen Zorn und lasse dem die Rache, / der besser als du selbst kann führen deine Sache!
Christ, so du kannst ein Kind von ganzem Herzen werden, / so ist das Himmelreich schon deine hier auf Erden.
Das größte Wunderding ist doch der Mensch allein: / Er kann, nachdem er's macht, Gott oder Teufel sein.
Das Tröpflein wird das Meer, wenn es ins Meer gekommen, / die Seele Gott, wenn sie in Gott ist aufgenommen.
Daß der gerechte Mensch wächst wie ein Palmenbaum, / verwunder ich mich nicht: Nur daß er findet Raum.
Der Glaub allein ist tot; er kann nicht eher leben, / bis daß ihm seine Seel, die Liebe, wird gegeben
Der Himmel senket sich, er kommt und wird zur Erden. / Wann steigt die Erd' empor und wird zum Himmel werden?
Der höchste Friede, den die Seele kann genießen, / ist, wenn man sich kann eins mit Gottes Willen wissen.
Der nächste Weg zu Gott ist durch der Liebe Tür. / Der Weg der Wissenschaft bringt dich gar langsam für.
Der Reiche, wenn er viel von seiner Armut spricht, / so glaub es ihm nur gern, er leugt wahrhaftig nicht.
Der Weise fehlet nie; er trifft allzeit das Ziel: / Er hat ein Augenmaß, das heißet: Wie Gott will.
Der Weise suchet Ruh und fliehet das Getümmel, / sein Elend ist die Welt, sein Vaterland der Himmel.
Der Weise, wann er stirbt, begehrt in Himmel nicht: / Er ist zuvor darin, eh ihm das Herze bricht.
Der Zorn ist höllisch Feuer. Wenn er in dir entbrennt, / so wird dem heilgen Geist sein Ruhbettlein geschänd't.
Die Braut verdient sich mehr mit einem Kuß um Gott / als alle Mietlinge mit Arbeit bis in'n Tod.
Die Buß ist wie ein Strom. Sie dämpft mit ihren Wellen / den größten Gotteszorn und löscht das Feuer der Höllen.
Die Einsamkeit ist not. Doch sei nur nicht gemein, / so kannst du überall in einer Wüste sein!
Die Lieb ist Flut und Glut: Kann sie dein Herz empfinden, / so löscht sie Gottes Zorn und brennt hinweg die Sünden.
Die Lieb' ist's schnellste Ding; sie kann für sich allein / in einem Augenblick im höchsten Himmel sein.
Die Liebe geht zu Gott unangesagt hinein, / Verstand und hoher Witz muß lang im Vorhof sein.
Die Liebe, wenn sie neu, braust wie ein junger Wein: / Je mehr sie alt und klar, je stiller wird sie sein.
Die Rachgier ist ein Rad, das nimmer stille steht. / Je mehr es aber läuft, je mehr es sich vergeht.
Die Ros ist ohn Warum. sie blühet, weil sie blühet. / Sie acht nicht ihrer selbst. fragt nicht, ob man sie siehet.
Die Schrift ist Schrift, sonst nichts. / Mein Trost ist Wesenheit, / Und dass Gott in mir spricht / das Wort der Ewigkeit.
Die Schöpfung ist ein Buch. Wer's weislich lesen kann, / dem wird darin gar fein der Schöpfer kund getan.
Die Seel ist eine Flamm, aus Gott, dem Blitz, gegangen, / ach, sollte sie denn nicht in ihn zurückgelangen?
Die Seele ist ein Kristall, die Gottheit ist ihr Schein, / der Leib, in dem du lebst, ist ihrer beider Schrein.
Die Tugend nackt und bloß kann nicht für Gott bestehn, / sie muß mit Liebe sein geschmückt, dann ist sie schön.
Die Tugenden sind so verknüpfet und verbunden: / Wer ein alleine hat, der hat sie alle funden.
Die Weisheit ist ein Quell. Je mehr man aus ihm trinkt, / je mehr und mächtiger er wieder treibt und springt.
Die Welt ist meine See, der Schiffmann Gottes Geist, / das Schiff mein Leib; die Seel' ist's, die nach Hause reist.
Dort in der Ewigkeit geschieht alles zugleich, / es ist kein Vor noch Nach wie hier im Zeitenreich.
Du strebst so emsiglich nach einem Flecklein Erden: / Durch Sanftmut könntest du der ganzen Erbherr werden.
Du suchst das Paradies und wünschest hinzukommen, / wo du von allem Leid und Unfried bist entnommen. / Befriedige dein Herz und mach es rein und weiß, / so bist du selbst noch hier dasselbe Paradies.
Du willst nicht Sklave sein, und doch ist's wahr, mein Christ, / daß deiner Selbstbegier du vielmal Sklave bist.
Ein Christ erfreuet sich in Leiden, Kreuz und Pein. / So kann ja Freud und Leid gar wohl beisammen sein.
Ein Narr ist viel bemüht; des Weisen ganzes Tun, / das zehnmal edeler, ist Lieben, Schauen, Ruhn.
Ein Reis vom Narrenbaum trägt jeder, wer er sei. / Der eine deckt es zu, der andre trägt es frei.
Ein Ungrund ist zwar Gott, / doch wem er sich soll zeigen, / Der muss bis auf die Spitz' / der ew'gen Berge steigen.
Ein wesentlicher Mensch ist wie die Seligkeit, / die unverändert bleibt von aller Außerheit.
Entbilde dich, mein Kind, / so wirst du Gotte gleich / Und bist in stiller Ruh' / dir selbst dein Himmelreich.
Es ist doch keine Lust und keine Seligkeit, / die übertreffen kann der Liebe Süßigkeit.
Es kann in Ewigkeit kein Ton so lieblich sein, / als wenn des Menschen Herz mit Gott stimmt überein.
Freund, so du etwas bist, so bleib doch ja nicht stehn: / Man muß aus einem Licht fort in das andre gehn.
Für Böse ist's Gesetz; wär kein Gebot geschrieben: / Die Frommen würden doch Gott und den Nächsten lieben.
Geschäftig sein ist gut, viel besser aber beten, / noch besser stumm und still vor Gott den Herren treten.
Gott ist das ärmste Ding, er steht ganz bloß und frei: Drum sag ich recht und wohl, dass Armut göttlich sei.
Gott ist noch mehr in mir, als wenn das ganze Meer / in einem kleinen Schwamm ganz und beisammen wär.
Gott ist so über all's, / dass man nichts sprechen kann, / Drum betest du ihn auch / mit Schweigen besser an.