Ina Deter über Augenblick

  • Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ist Geheimnis, und jeder Augenblick ein Geschenk.

    Yesterday is history. Tomorrow is a mystery. Today is a gift. That's why it's called the present.

    -

Ina Deter

deutsche Musikerin und Liedermacherin

* 14.01.1947 Berlin

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Die deutsche Liedermacherin und Sängerin Ina Deter hinterlässt uns mit ihrem zeitlichen Dreischritt ein Zitat von Alice Morse Earle, das bedenkenswert ist. Schnell haben wir erfasst, dass die Vergangenheit, der Geschichte angehört …. Oder auch umgekehrt. Dennoch ist es so, dass sich die Geschichte oft in Rhythmen und Zyklen in immer neuen Formen "wiederholt", wenn wir nur die historischen Ereignisse in ihrem wirklichen Gehalt richtig zu deuten wissen. Das misslingt oft, weil man die alte Gestalt (die historische Wiederholung) im neuen Gewand nicht immer erkennt und für etwas ganz Neues hält, das sie aber nicht ist. Insofern ist in Bezug auf Vergangenheit und Geschichte ein wachsames Auge im Hinblick auf die Analyse zu legen. Nicht selten interpretieren wir falsch – oder interpretieren das Alte aus dem Blickwinkel der Gegenwart, was immer zu einer Verzerrung führen muss.

Die Zukunft ist Geheimnis. Auch das scheint uns einleuchtend, da wir sie ja noch nicht kennen. Wer würde nicht gern viel darum geben, könnte er den seherischen Blick tun, würde sich die Pythia im eigenen Inneren befragen und sie orakeln lassen. Doch wehe, ihre Botschaft wäre Gefahr, Unglück, gar Tod. Dann stünde uns das Unheil so plastisch vor Augen, dass die Gegenwart bereits zur Hölle werden könnte, weil das Geheimnis zu früh gelüftet wurde. Die Schöpfung hat es wohl schon klug gewählt, uns allen die Zukunft noch zu verschleiern.

Andererseits gestalten wir diese Zukunft in der Gegenwart. Was wir jetzt säen, wird später keimen und Früchte tragen – oder misslingen, wenn unsere Saat verdorben oder der Boden nicht vernünftig beackert wurde. Es liegt vor allem an uns selbst, welche Zukunft wir erleben. Ohnmächtig fühlen wir uns jedoch überall dort, wo diese Zukunftsgestaltung nicht mehr allein in unseren eigenen Händen liegt, sondern großen Gruppen, Regierungen, Nationen oder gar noch größeren Bünden anvertraut ist. Hier mischen viele Interessen mit und beachten aus anderen Interessenslagen heraus nicht die Gesetzmäßigkeiten, die es braucht, um eine gesunde und nachhaltige Zukunft zu schaffen. Doch auch Bewusstsein um all diese Dinge wächst und reift. Das gilt für Einzelne wie für Gruppen. Insofern ist die Hoffnung nicht verloren.

Von der Kraft der Gegenwart

Die Gegenwart ist ein Geschenk für viele Menschen. Aber nicht für alle. Jene, denen es in der Gegenwart – aus welchen Gründen auch immer – schlecht ergeht, werden sie als Last empfinden. Diese Gruppe ist innerhalb unserer Menschheit noch immer zu groß. Eine andere wachsende Gruppe von Menschen jedoch besitzt alle Bedingungen dafür, dass sie mit Fug und Recht die Gegenwart als Schatz und Geschenk begreifen kann. Im Grund betrifft es alle Menschen, die existenziell gut gesichert sind, in Frieden leben und alles Nötige fürs Leben haben. Luxus gehört nicht zum Nötigen. Und hier aber beginnt das Problem.

Viele aus dieser Gruppe der Habenden können das Leben deshalb nicht dankbar als Geschenk annehmen, weil ihnen die Gier das Herz verbarrikadiert. Sie haben ihren Blick auf das halbleere Glas des Lebens gelegt und sehen vor allem das, was sie noch nicht haben. Weil es ihnen fehlt, können sie nicht glücklich sein und durchschauen dabei nicht die Falle, in der sie stecken. Es ist die Falle der Unersättlichkeit. Eine Falle, die immer und immer wieder neuen Hunger auf mehr machen wird, wenn man sie nicht begreift… und dann auch freiwillig verlässt.

Doch dieser Käfig ist weit und verführerisch. Mit immer neuer Raffinesse wird geworben und das weitere Begehren nach Mehr im Menschen manipuliert. Die Wünsche werden angeheizt und der Mensch hechelt immer schneller hinterher. Hier ist Sucht und Blindheit im Spiel, statt Suche und Erkennen. Dabei ist uns allen das Erkennen als Potenzial gegeben. Aber wir haben uns selbst darum zu bemühen, müssen darum ringen. Nicht gestern, nicht erst morgen, sondern jetzt.

Das Jetzt ist der zentrale Punkt und die Gegenwart ist der Kraftpunkt, von dem alles aus neu gerichtet werden kann. Hier werden die Weichen gelegt und die Entscheidungen getroffen. Hier wird Glück erlebt und kann Pech oft auch frühzeitig verhindert werden, wenn man den Aufmerksamkeitslevel und die Achtsamkeit erhöht. Hier liegt das Glück vor den Augen und zum greifen nahe, wenn man denn nur erst sehend dafür wird.

 Top