François de La Rochefoucauld

311 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Alle Fehler, die man hat, sind verzeihlicher als die Mittel, welche man anwendet, um sie zu verbergen.

Alle Leidenschaften sind nur verschiedene Grade der Wärme und der Kälte des Blutes.

Alle Leidenschaften verleiten uns zu Fehlern, die Liebe aber zu den lächerlichsten.

Allzu große Eile, sich von Verbindlichkeiten zu befreien, ist eine Art Undank.

Alte Narren sind größere als junge.

Auf der höchsten Stufe der Freundschaft offenbaren wir dem Freunde nicht unsere Fehler, sondern die seinen.

Aufrichtigkeit ist Offenheit des Herzens, und man findet sie bei sehr wenigen Menschen. Die man gewöhnlich so sieht, ist nichts als feine Verstellung, um das Vertrauen anderer zu gewinnen.

Begabung im Kleinen verlangt das entgegengesetzte Gemüt wie Begabung im Großen.

Beharrlichkeit ist eine Tugend, die weder großen Tadel noch großes Lob verdient, weil sie nichts ist als die Dauer von Launen und Gefühlen, die man sich weder nehmen noch geben kann.

Beurteilt man die Liebe nach ihren Wirkungen, so hat sie vom Haß als von der Freundschaft an sich.

Bürgerliches Benehmen verliert sich manchmal im Heer, aber niemals am Hof.

Da ist oft ebensoviel Beredsamkeit im Ton der Stimme, in den Augen und in der ganzen Atmosphäre, die ein Redner um sich verbreitet, wie in der Wahl seiner Worte.

Das Alter der Liebe wie des Lebens bringt uns Leid, aber keine Freude.

Das Alter ist die Hölle der Frauen.

Das Alter ist ein Tyrann, der alle Freuden der Jugend bei Todesstrafe verbietet.

Das Alter ist ein Tyrann, der bei Lebensstrafe alle Vergnügungen der Jugend verbietet.

Das Alter macht uns leichtsinniger und vernünftiger.

Das beste Mittel, sich betrügen zu lassen, ist, sich für schlauer zu halten als die anderen.

Das Glück heilt uns von mehr Fehlern, als die Vernunft es vermag.

Das Greisenalter ist ein Tyrann, der bei Todesstrafe alle Freuden der Jugend verbietet.

Das größte Wunder der Liebe: Von Koketterie zu heilen.

Das sicherste Zeichen des wahrhaft verständigen Menschen ist Neidlosigkeit.

Das Talent des Menschen hat seine Jahreszeiten wie Blumen und Früchte.

Das Vertrauen gibt dem Gespräch mehr Stoff als der Geist.

Der Beifall, der neuen Größen gespendet wird, entstammt nur zu oft dem heimlichen Neid auf die bereits anerkannten.

Der Eigennutz spricht alle Sprachen und spielt alle Rollen, sogar die der Selbstlosigkeit.

Der gesunde Menschenverstand ist für den Geist, was die Anmut für den Körper ist.

Der Hang, von uns selbst zu sprechen und unsere Fehler in einem Licht zu zeigen, das wir für wünschenswert halten, macht einen Teil unserer Offenherzigkeit aus.

Der Neid ist unversöhnlicher als der Haß.

Der Prunk der Begräbnisse dient mehr der Eitelkeit der Lebenden als der Ehre der Toten.

Der Sonne und dem Tode kann man nicht unverwandt ins Antlitz schauen.

Der Stolz ist bei allen Menschen gleich. Verschieden sind nur die Mittel und die Art, ihn an den Tag zu legen.

Der Wunsch klug zu erscheinen verhindert oft, es zu werden.

Der Wunsch, das Lob zu verdienen, das man uns erteilt, steigert Tugend, und das Lob, das man Geist und Mut und Schönheit gönnt, hilft mit, sie zu erhöhen.

Die Absicht, niemals zu täuschen, bringt uns in Gefahr, oft getäuscht zu werden.

Die alten Leute geben gerne gute Verhaltensmaßregeln, um sich darüber zu trösten, daß sie nicht mehr in der Lage sind, schlechte Beispiele zu geben.

Die Anerkennung ernster Menschen gewinnen wir durch Leistung, die der Masse durch Glück.

Die Aufrichtigkeit ist eine Eröffnung des Herzens. Man findet sie bei sehr wenig Menschen, und die, die man gewöhnlich sieht, ist nur eine feine Heuchelei, um das Vertrauen der anderen anzulocken.

Die Begeisterung der Jungen schadet dem allgemeinen Wohl nicht mehr als die Lauheit der Alten.

Die Bescheidenheit glücklicher Menschen kommt von der Ruhe, welche das Glück ihren Gemütern verleiht.

Die Bescheidenheit ist nichts anderes als Faulheit, Mattigkeit und Mangel an Mut, so daß man mit Recht sagen kann, daß die Bescheidenheit für die Seele eine Erniedrigung ist.

Die Beständigkeit in der Liebe ist eine dauernde Unbeständigkeit, in der wir abwechselnd der einen und dann der anderen Eigenschaft des geliebten Wesens den Vorzug geben. Beständigkeit ist also die auf einen Menschen konzentrierte Unbeständigkeit.

Die Dankbarkeit der meisten Menschen ist nichts als eine geheime Begierde nach größeren Wohltaten.

Die Dauer unserer Leidenschaften hängt nicht mehr von uns ab als die Dauer unseres Lebens.

Die Demut ist oft nichts anderes als eine vorgespiegelte Unterwerfung, um andere zu unterwerfen: Es ist ein Kunstgriff des Stolzes, der sich erniedrigt, um zu erhöhen.

Die Eifersucht ist in gewisser Hinsicht gerechtfertigt und verständlich, weil sie nichts anderes will als ein Gut bewahren, das uns gehört oder von dem wir annehmen, daß es uns gehöre; wohingegen der Neid eine Wut ist, welche die Güter anderer nicht ertragen kann.

Die Eifersucht wird immer mit der Liebe geboren, aber sie stirbt nicht immer mit ihr.

Die Eifersucht wächst heran unter Zweifeln, und sie wird rasend oder stirbt dahin, sobald der Zweifel zur Gewißheit wird.

Die Eitelkeit anderer Menschen wird uns unerträglich, weil sie unsere eigene verletzt.

Die Eitelkeit ist die größte aller Schmeichlerinnen.

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