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Babylonischer Talmud

Der Talmud ist eine der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Er besteht aus zwei Teilen, der älteren Mischna und der jüngeren Gemara, und liegt in zwei großen Ausgaben vor: dem Babylonischen Talmud und dem Jerusalemer Talmud.

Nach Umfang und inhaltlichem Gewicht ist der Talmud Bavli, der Babylonische Talmud, das bedeutendere Werk. Wenn also einfach vom Talmud gesprochen wird, so ist deshalb in der Regel der Babylonische Talmud gemeint. Er entstand in den relativ großen, geschlossenen jüdischen Siedlungsgebieten Sura und Pumbedita, die nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im judenfreundlicheren Perserreich existierten. Dieses Gebiet wurde im Judentum traditionell als "Babylon" bezeichnet, obwohl eine Stadt oder ein Staat solchen Namens seit dem Untergang des neubabylonischen Reiches im 5. Jahrhundert vor Christus nicht mehr existierte.

Als maßgebliche Autoren des babylonischen Taldmud gelten die Rabbiner Abba Arikha, Samuel Jarchinai und Rav Aschi.

Der balylonische Talmud besteht aus drei inhaltlichen Schichten:

Kernstück des Talmud ist die Mischna (hebräisch: (Lehre durch) Wiederholung). Dies jener Teil der Tora, den Gott nach jüdischer Tradition Moses am Berg Sinai mündlich offenbart hat und der in der Folgezeit zunächst nur mündlich weitergegeben wurde. Erst im 1. oder 2. Jahrhundert wurde die Überlieferung schließlich doch niedergeschrieben. Ihre endgültige Form erhielt die in Hebräisch abgefasste Mischna im 2. Jahrhundert unter redaktioneller Federführung von Jehuda ha-Nasi. Sie ist im babylonischen und im jerusalemer Talmud im Wesentlichen identisch.

Die zweite Schicht des Talmud ist die Gemara (aramäisch: Lehre, Wissenschaft), die aus Kommentaren und Analysen zur Mischna in aramäischer Sprache besteht. Sie sind die Frucht umfangreicher und tief philosophischer Diskussionen unter jüdischen Gelehrten insbesondere in den Akademien von Sura und Pumbedita. Ausgehend von den meist rein juristischen Fragestellungen wurden Verbindungen zu anderen Gebieten wie Medizin, Naturwissenschaft, Geschichte oder Pädagogik hergestellt. Auch wurde der eher sachliche Stil der Mischna mit diversen Fabeln, Sagen, Gleichnissen und Rätseln angereichert. Die Gemara wurde zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert abgeschlossen. Anders als die einheitliche Mischna weichen die Fassungen der Gemara in der babylonischen und der palästinischen Talmudausgabe voneinander ab.

Beim Babylonischen Talmud kommen schließlich als dritte Schicht die Kommentare aus späterer Zeit hinzu. Hervorzuheben sind insofern insbesondere jene von Rabbi Schlomo ben Jizchak, einem im 11. Jahrhundert in Frankreich und Deutschland wirkenden Talmud-Gelehrten.

Üblicherweise sind die einzelnen Textteile so angeordnet, dass sich die Mischna in der Mitte jeder Seite befindet. Links und unten wird sie L-förmig von der Gemara umrahmt. Der Textstreifen am oberen Innenrand einer Seite enthält die Kommentare Raschis, der Textstreifen am Außenrand und ggfs. am unteren Rand enthält etwaige weitere Kommentare.

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