Friedrich Schlegel
Biografie
ZitateFriedrich Schlegel kam am 10. März 1772 als Sohn des lutherischen Pastors Johann Adolf Schlegel in Hannover zur Welt, verbrachte aber große Teile seiner Kindheit bei einem Onkel und seinem älteren Bruder August Wilhelm Schlegel.
Überlieferungen zeichnen einen zurückgezogenen und schwer erziehbaren Jungen, der von labiler Gesundheit war.
1788, nach einer abgebrochenen kaufmännischen Lehre verschaffte er sich als Jugendlicher das fehlende Gymnasialwissen auf autodidaktischem Wege. Anschließend besuchte er die Universität Göttingen, um Rechtswissenschaften zu studieren. Das Studium der Rechtswissenschaften setzte er später an der Universität Leipzig fort, wandte sich aber dort zunächst der Medizin, und dann mehr der Mathematik/Logik und Philosophie sowie der Klassischen Philologie zu. Zunehmend beschäftigte er sich mit Literatur, Kunsttheorie, Philosophie und Geschichte.
1794 gab Schlegel die Studien aus Geldnot auf und wurde freier Schriftsteller. Dabei beschäftigte er sich vor allem mit der klassischen Antike. Er zog nach Dresden zu seiner Schwester Charlotte. Dort lernte er Christian Gottfried Körner kennen und veröffentlichte sein erstes Werk "Von den Schulen der griechischen Poesie".
Im Jahr 1795 machte Schlegel Bekanntschaft mit Johann Friedrich Reichardt, der ein begeisterter Anhänger der französischen Revolution war. Die Mitarbeit an dessen Zeitschrift "Deutschland" sicherte Schlegel ab 1796 seinen Lebensunterhalt. Neben dem politischen Artikel "Versuch über den Begriff des Republikanismus" erschien darin Schlegels scharfe Kritik an den Gedichten Friedrich Schillers (Rezension des Schillerschen Musenalmanachs auf das Jahr 1796). Der daraufhin verstimmte Schiller griff nun seinerseits Schlegel in den "Xenien" (erschienen im Musenalmanach auf das Jahr 1797) an. Schlegels verletzende Rezension von Schillers Zeitschrift "Die Horen" führte 1797 zum endgültigen Bruch.
1797 lernte Schlegel Dorothea Veit, die Tochter Moses Mendelssohns, im Berliner Salon der Henriette Herz kennen, mit der er nach ihrer Scheidung 1798 zusammenlebte. 1798 gründete er zusammen mit seinem Bruder August Wilhelm die ästhetisch-kritische Zeitschrift "Athenäum", die als das Sprachorgan der Jenaer Frühromantik gilt.
Im August 1800 habilitierte sich Friedrich Schlegel an der Universität Jena und nahm eine Tätigkeit als Privatdozent an. Im gleichen Jahr veröffentlicht er seine "Ideen" und hält an der Universität die Vorlesung über Transcendentalphilosophie in 1801.
In 1804 ging er nach Köln. In den "Philosophischen Vorlesungen" von 1804-1806 formulierte er die Idee des "Gesetzes vom ewigen Kreislauf", mit der er den linearen Fortschrittsgedanken der Aufklärer kritisierte:
"Philosophisch kann man als allgemeines Gesetz für die Geschichte aufstellen, daß die einzelnen Entwicklungen gemäß dem für sie geltenden Gesetze des Ueberspringens in das Gegentheil Gegensätze bilden, in Epochen, Perioden zerfallen, das Ganze der Entwicklung aber einen Kreislauf bildet, in den Anfang zurückkehrt; ein Gesetz, welches allein auf Totalitäten anwendbar ist."
Für Schlegel gibt es keine endgültigen Wahrheiten, die sich im Licht der Vernunft, wie es sich die Aufklärer vorstellten, herauskristallisiert. Die Geschichte ist ein unendlicher Prozess des Werdens und Vergehens. Die Welt kann deshalb nicht statisch betrachtet werden, sondern die Wissenschaft muss sich mit dem Werden auseinandersetzen. Die primäre Wissenschaft ist deshalb die Geschichte und nicht die Philosophie.
Schlegel lehnte die Vorstellung einer Wahrheit als Korrespondenz der Dinge mit den Vorstellungen im Verstande ab.
"Der eigene Zweck der Einbildungskraft ist das innere, freie, willkürliche Denken und Dichten. Im Dichten ist sie auch wirklich am freiesten."
Schlegel sah aufgrund der Einsicht in die Grenzen der menschlichen Erkenntnis, die das Absolute nicht fassen kann, einen Ausweg in der poetischen Literatur, die einen Weg erschließt, sich dem transzendenten, nicht konkret fassbaren Göttlichen so weit wie möglich zu nähern.
Nachdem er in Wien seine berühmten Vorlesungen zur "Philosophie des Lebens" in1827 und zur "Philosophie der Geschichte" im Jahr 1828 gehalten hatte, reiste er 1828 nach Dresden, wo er bis zu seinem Tode Anfang 1829 Vorlesungen über die Philosophie der Sprache und des Wortes gab.
Am 12. Januar 1829 starb Friedrich Schlegel in Dresden.