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Hildegard Hamm-Brücher

Hildegard Hamm-Brücher, geb. Brücher, kam am 11. Mai 1921 in Essen zur Welt. Aufgewachsen ist sie jedoch zunächst in Berlin-Dahlem. Nach dem frühen Verlust der Eltern zog sie mit ihren vier Geschwistern zur Großmutter nach Dresden. Dort wurde sie Ostern 1933 in die Quarta des Dresdner Mädchengymnasiums eingeschult. ab 1937 lebte sie in der Zeit des Nationalsozialismus ein Jahr lang im Internat Salem, musste es dann aber verlassen, da ihre Großmutter Jüdin war. Ihre Schulausbildung konnte sie am Mädchengymnasium Marie-Ellenrieder in Konstanz fortsetzen, wo sie 1939 das Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,4 bestand. Anschließend studierte sie in München Chemie und wurde 1945 und promovierte um Dr. rer. nat. Ihr Doktorvater und zugleich Schutzengel vor der Gestapo war Heinrich Wieland.

Da dem Ende des Zweiten Weltkrieges laut Kontrollratsgesetz chemische Grundlagenforschung verboten war, wurde Hildegard Hamm-Brücher 1945 zunächst Wissenschaftsredakteurin bei der Neuen Zeitung wo sie unter anderem mit Erich Kästner zusammenarbeite.

Von 1949 bis 1950 erhielt sie ein Stipendium der Politischen Wissenschaften an der renommierten Harvard-Universität.

Schon während ihres Studiums stand Hildegard Hamm-Brücher in Verbindung mit dem studentischen Widerstandskreises "Die Weiße Rose" um die Geschwister Scholl. Die negativen Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus prägten Hildegard Hamm-Brücher und bestärkten sie in ihrem Engagement für Demokratie und Menschenrechte, das sie Zeit ihres Lebens nicht ruhen ließ und schon sehr früh in die Politik brachte.

Seit 1946 ist Hildegard Hamm-Brücher Mitglied der FDP und im Mai 1948 für den Münchener Stadtrat auf die Liste der FDP Bayern gewählt. Sie gehörte von 1948 bis 1954 dem Stadtrat von München an und war von 1950 bis 1966 sowie von 1970 bis 1976 Mitglied des Bayerischen Landtags und Fraktionsvorsitz der FDP im Bayerischen Landtag.

Am 22. Oktober 1969 wechselte sie als Staatssekretärin in das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Dieses Amt hatte sie bis zum 31. Mai 1972 inne. Vier Jahre später wurde sie als Staatsministerin in das von Hans-Dietrich Genscher geleitete Auswärtige Amt berufen.

Von 1976 bis 1990 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages. Große Beachtung fand hier ihre Rede vom 1. Oktober 1982 anlässlich des Misstrauensvotums gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt, in der sie sich gegen einen Machtwechsels ohne Wählervotum und stattdessen für Neuwahlen aussprach.

Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition schied sie am 17. September 1982 aus der Bundesregierung aus.

1994 kandidierte sie für das Amt der Bundespräsidentin, unterlag aber erwartungsgemäß dem SPD-Kandidaten Johannes Rau.

Ihre überparteiliche Anerkennung zeigt sich unter anderem darin, dass die hessischen Grünen Hildegard Hamm-Brücher als Wahlfrau für die 14. Bundesversammlung am 30. Juni 2010 nominierten, nachdem Hamm-Brücher sich zuvor dahingehend geäußert hatte, dass sie den parteilosen Joachim Gauck wählen würde. Sie gehörte auch - ebenfalls auf Vorschlag der hessischen Grünen - der 15. Bundesversammlung an.

1995 wurde Hildegard Hamm-Brücher als erste Frau Ehrenbürgerin der Stadt München.

Im Jahr 2002 erhielt sie den Wartburg-Preis der Wartburg-Stiftung Eisenach für "eine moralisch integre Persönlichkeit", "die sich durch ihre Tätigkeit in der Theodor-Heuss-Stiftung zur Förderung der politischen Kultur, ihren Kampf um den Erneuerungsprozess der Demokratie, ihr Wirken für die Entspannungspolitik und ihren unermüdlichen Einsatz in der Bildungspolitik zur grundlegenden Verbesserung des Erziehungs- und Schulsystems große Verdienste erworben hat."

Hildegard Hamm-Brücher war Zeit ihre Lebens eine Streiterin für Demokratie und Menschenrechte und bekannt für ihre Eintreten für Gerechtigkeit über alle Parteigrenzen hinweg. Wegen "Annäherung der FDP an die antiisraelischen und einseitig propalästinensischen Positionen des Herrn Möllemann", trat sie am 22. September 2002 nach 54 Jahren Mitgliedschaft aus der FDP aus.

Im Laufe der Jahre war Hildegard Hamm-Brücher Mitglied vieler gesellschaftlicher Verbände. 1964 wurde unter anderem auf ihre Initiative die überparteiliche Theodor-Heuss-Stiftung gegründet, deren Gründungsvorsitzende sie war und deren Vorsitz sie lange Jahre innehatte. Sie ist außerdem Mitglied des Kuratoriums am Jüdischen Zentrum München und gehört dem Vorstand des Fördervereins Demokratisch Handeln e. V. an. Seit 1970 ist sie Mitglied des Goethe-Instituts und war von 1974–1988 Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

Hildegard Hamm-Brücher unterstützt den Verein "GesichtZeigen Für ein weltoffenes Deutschland e. V." und zählt zu den Ehrenmitgliedern der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" Deutschland.

Seit 2009 wird der Hildegard Hamm-Brücher-Förderpreis für Demokratie lernen und erfahren verliehen.

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