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Joseph Alois Schumpeter

Joseph Alois Schumpeter gilt mit seinen umfangreichen Werken als einer der herausragenden Ökonomen des 20. Jahrhunderts. In seinem 1911 erschienenen Frühwerk "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung" versuchte er, die wirtschaftliche Entwicklung des Kapitalismus zu erklären, während sein berühmtes Werk "Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie", das 1942 in der amerikanischen Emigration während des Zweiten Weltkrieges erschien, auf gesellschaftspolitische Implikationen eingeht. Insbesondere unterschied Schumpeter zwischen Kapitalist und Unternehmer, wobei er die Auffassung vertrat, dass der Unternehmergeist Innovationen erzeugt und damit Wirtschaftswachstum und sozialen Wandel vorantreibt. Schumpeter nahm damit die heutigen Situation vorweg, bei der Kapitalgeber an reiner Verzinsung des eingesetzten Kapitals interessiert sind, während die Unternehmen auf der anderen Seite, abhängig vom Kapital, versuchen, durch Innovationen und Leistung am Markt zu bestehen.

Obwohl gebürtiger Österreicher nahm Joseph Alois Schumpeter 1925 die deutsche und 1939 die US-Staatsbürgerschaft an. Geboren wurde er am 8. Februar 1883 in Triesch, Mähren, der österreichische Reichshälfte von Österreich-Ungarn, als Sohn eines Tuchfabrikanten.

Nach dem frühen Tod des Vaters zog der 5-Jährige mit seiner erst 27-jährigen Mutter 1888 nach Graz, wo sein zukünftiger Stiefvater Sigismund von Kélersden, Feldmarschallleutnant der k.u.k. Armee, Schumpeters weitere Ausbildung übernahm. 1893 zog die Familie nach Wien, wo Schumpeter in das Theresianum aufgenommen wurde. Nach dem Schulabschluss in 1901 studierte Schumpeter an der Universität Wien Ökonomik und Recht. An der Universität kam Schumpeter in Konkakt mit renommierten Ökonomen und wie auch der Kontroversen über die Marxsche Wert- und Verteilungstheorie.

Im Sommer 1905 legte Schumpeter das juristische, Anfang 1906 das rechtshistorische und staatswissenschaftliche Rigorosum ab. Im Februar 1906 promovierte er zum Doktor der Rechte.

Im Anschluss besuchte Schumpeter Gustav von Schmoller Seminar in Berlin verweilte für ein Jahr als Forschungsstudent an der London School of Economics und den Universitäten in Oxford und Cambridge.

1907 praktizierte Schumpeter am Internationalen Gerichtshof in Kairo. Dort schrieb er sein methodologisches Werk Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, das 1908 herauskam. Er legte es im Oktober der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien als Habilitationsschrift vor und wurde 1909 zum Privatdozenten ernannt. Im darauffolgenden Herbst wurde er außerordentlicher Professor an der Universität von Czernowitz, damals Hauptstadt des österreichischen Kronlandes Bukowina. Dort verfasste er die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung.

Im Jahr 1911 kehrte Schumpeter nach Graz zurück und wurde als Ordinarius für Politische Ökonomie an der Karl-Franzens-Universität jüngster Universitätsprofessor der Monarchie. Zwei Jahre später ging Schumpeter für ein Jahr als Austauschprofessor an die Columbia-Universität in New York, wo er Irving Fisher, Frank W. Taussig und Wesley Clair Mitchell kennen lernte.

Im Studienjahr 1916/1917 wurde Schumpeter Dekan der Juristischen Fakultät in Graz und initiierte verschiedene politische Initiativen, den Weltkrieg zu beenden. Er warnte vor der Zollunion mit Deutschland und setzte sich für die Aufrechterhaltung der multinationalen Monarchie ein. In seiner Studie "Die Krise des Steuerstaates" (1918) beschäftigte sich Schumpeter mit der Sanierung der Staatsfinanzen angesichts der hohen Kriegsschulden. Im März 1919 wurde er Staatssekretär der Finanzen in der Staatsregierung Renner II.

1921 beantragte Schumpeter seine Enthebung vom Lehramt in Graz und wurde Präsident der Biedermann & Co. Bankaktiengesellschaft. Er nahm Kredite auf, legte die Gelder an und pflegte in Wien einen aufwändigen, mondänen Lebensstil, der jedoch 1924 mit Wirtschaftskrise abrupt endete. Schumpeter verlor Vermögen und Posten.

1926 wurde zu einem Schicksalsjahr für Schlumpeter. Zuerst starb seiner Mutter dann seine zweite Frau bei der Geburt des ersten Kindes, das ebenfalls starb. Schumpeter stürzte sich daraufhin in die Arbeit und gab wenig später die zweite, überarbeitete Fassung der "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung" heraus. Er revidierte einige Positionen und vertrat nun die Meinung, dass der Wettbewerbskapitalismus mit der Gestalt des Unternehmers immer mehr durch einen vertrusteten Kapitalismus ersetzt werde.

Vom Herbst 1927 bis Frühjahr 1928 und gegen Ende 1930 war Schumpeter als Gastprofessor am Department of Economics der Harvard University. Zusammen mit Ragnar Frisch wurde er zum Mitbegründer der Econometric Society.

1932 nahm er einen Ruf zur Harvard-Universität an.1939 erschien die zweibändige Analyse der "Business Cycles" (Konjunkturzyklen), worin Schumpeter seine Auffassung des kapitalistischen Wirtschaftsprozesses neu darlegte.

Während der Kriegsjahre verschlechterte sich Schumpeters Gesundheitszustand. Am 8. Januar 1950 starb Joseph Alois Schumpeter in Taconic, Connecticut, USA, an einem Gehirnschlag.

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