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Joseph Conrad

Joseph Conrad, der eigentlich Józef Teodor Na??cz Konrad Korzeniowski hieß, wurde am 3. Dezember 1857 als Sohn polnischer Eltern in Berditschew, das bis 1793 polnisch gewesen war und nach der zweiten Teilung Polens unter russische Besatzung kam, geboren.

Conrads Vater, Apollo Korzeniowski, war Schriftsteller und polnischer Patriot, der William Shakespeare und Victor Hugo ins Polnische übersetzte. Er regte seinen Sohn an, polnische und französische Literatur zu lesen.

Aufgrund seines Engagement für einen unabhängigen polnischen Staat wurde der Vater 1861 verhaftet, zunächst im X. Pavillon der Zitadelle Warschau eingekerkert und neun Monate später ins nordrussische Wologda verbannt, wohin ihn seine Ehefrau und sein Sohn begleiteten. 1865 starb dort Conrads Mutter. Der Vater wurde aus der Verbannung schließlich entlassen, wohnte noch kurze Zeit in Krakau, wo Conrad das Gymnasium besuchte, und starb 1869. Das Sorgerecht für das damals elfjährige Kind erhielt der Onkel Tadeusz Bobrowski. Er erlaubte dem sechzehnjährigen Jugendlichen, 1874 nach Marseille zu gehen, um Seemann zu werden.

Im Jahr 1878 betrat Conrad erstmals britischen Boden und er erhielt 1886 die britische Staatsbürgerschaft.

1888 wurde Joseph Conrad Kapitän der "Otago"; es sollte seine einzige Position als Kapitän sein. Diese Seeerlebnisse, insbesondere im Kongo und auf den malaiischen Inseln, bilden den Hintergrund seines schriftstellerischen Schaffens, das Conrad etwa 1890 begann. Als Kapitän eines Flussdampfers an den Stanley-Fällen des Kongo hatte er schweres Fieber bekommen und musste in einem Kanu an Land gebracht werden. Das Kanu kenterte, aber Conrad wurde gerettet. Damals hatte er die Anfangskapitel seines ersten Romans bei sich. Das Fieber verließ ihn nie mehr, ein letzter Versuch 1893, auf See wieder zu gesunden, misslang. Bis zu seinem Tod schuf er, ohne große finanzielle Mittel, ein umfangreiches literarisches Werk.

Conrad schrieb in englischer Sprache, die er erst mit 21 Jahren zu erlernen begonnen hatte. 1895 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Almayers Wahn", blieb aber lange Zeit auf Gönner angewiesen. Erst 1914 hatte er seinen literarischen Durchbruch mit "Spiel des Zufalls".

Am 3. August 1924 starb Conrad in Bishopsbourne an Herzversagen.

Joseph Conrad Romane und Erzählungen zählen zu den berühmtesten Werken der britischen Literatur des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Romane "Lord Jim", "Nostromo" und die Erzählung "Herz der Finsternis" (engl.: Heart of Darkness) sind heute seine bekanntesten Texte. Besonders "Herz der Finsternis", an das sich der Film "Apocalypse Now" anlehnt, ist im Rahmen der literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskurse zu den Themen Postmoderne und Postkolonialismus häufig diskutiert und neuartig interpretiert worden.

Conrad gilt als fest im literarischen Kanon integriert. Und doch werden seine Romane und Erzählungen auch als charakteristisch für den "Formwillen" (Wolter) der damals sich entwickelnden Kulturindustrie und ihres Genre der Abenteuer- und Seefahrergeschichten gesehen, die mitunter einer fast trivialen Romantik verfallen. Philip V. Allingham weist in diesem Zusammenhang auf diejenigen Bilder bei Conrad hin, die vor allem an die Stimmung appellieren und dann erst an den Intellekt und die Cedric Watts als "sentimental pseudo-sentimentality" bezeichnet.

Trotzdem und gleichzeitig wird Conrad als "Wegbereiter der Hochmoderne, der in weitem Vorgriff die klassischen Formen von Realismus und Romantik gebrochen hat" (Wolter) bezeichnet. So ordnet Fredric Jameson Conrad literarisch "irgendwo zwischen Proust und Robert Louis Stevenson" ein. Während Jameson hier die präzisen Beschreibungen sinnlicher Wahrnehmungen besonders von Naturerscheinungen und deren Allegorisierungen mit den Personen meint, sieht Wolter den Bruch mit den klassischen Formen in der Symbolik Conrads vielmehr dort, wo sie "auf die mit Rationalisierung und Abstraktion einhergehende Verdinglichung der modernen kapitalistischen Welt, also auf Gesellschaftliches verweist".

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