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Joseph Paul Goebbels

Der Name Joseph Goebbels ist verbunden mit nationalsozialister Propaganda und dem Grauen der NS-Herrschaft wie kaum ein anderer. Seine antisemitische Propaganda bereitete den Boden für die Vernichtung der europäischen Juden. Er zettelte die Pogrome des 9. November 1938 an. Während des Krieges forderte er immer wieder die Deportation der Juden, auch als er wusste, dass diese in die Vernichtungslager führte. Wer war dieser Mann der das alles auf sein Gewissen lud?

Goebbels wurde 1897 im rheinländischen Rheydt als drittes als drittes von fünf Kindern in ein katholisches Elternhaus hineingeboren. Sein Vater war Prokurist einer Firma mit rund 50 Angestellten, die Mutter hatte vor ihrer Heirat als Magd auf einem Bauernhof gearbeitet.

Im Alter von vier Jahren erkrankte Goebbels an einer Knochenmarkentzündung, aufgrund derer sein rechter Unterschenkel verkümmerte und ein Klumpfuß entstand. Da er mit circa 1,65 Meter nicht gerade der größte war, wurde er später oft karikiert und als "Schrumpfgermane" und "Humpelstilzchen" verspottet. Die Ausgrenzung begann bereits in der Schule, wo Goebbels als nicht standesgemäß betrachtet und wegen seiner Behinderung gehänselt wurde. Goebbels selbst nahm dies als Motivation für besonders gute Leistungen. Im Abiturjahrgang 1917 schrieb er den besten Deutschaufsatz und durfte die Abschied- und Dankesrede auf der Entlassungsfeier halten.

Nach der Schule wollte Goebbels am Ersten Weltkrieg teilnehmen, wurde jedoch aufgrund seiner Behinderung als ungeeignet abgelehnt. Goebbels studierte daraufhin von von 1917 bis 1921 Germanistik und Geschichte in Bonn, Freiburg, Würzburg, München und Heidelberg und promovierte am 21. April 1921 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg über "Wilhelm von Schütz als Dramatiker".

Während seiner Zeit in Freiburg lernte er die Jurastudentin Anka Stahlherm kennen, die aus wohlhabendem Haus kam. Die Ankas Eltern lehnten den mittellosen Goebbels kategorisch ab, so dass die Verbindung 1920 wieder aufgelöst wurde. Kurz nach seiner Promotion wurde die Lehrerin Else Janke seine neue Freundin, die ihn seelisch und materiell unterstützte. Goebbels hätte sie wohl gerne geheiratet, wenn sie nicht Halbjüdin gewesen wäre. Als er Ende 1926 Gauleiter von Berlin wurde beendete er die Verbindung zu Else Janke.

Das Ende des Ersten Weltkrieges führte bei Goebbels zur Orientierungslosigkeit. Er sah sich vielen Ideen gegenüber, aber ihm fehlte ein klares Weltbild. Auch sah er keine Person, die zu neuen Zielen hätte führen können. Eine erste politische Heimat fand Goebbels 1924 der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung Großdeutschlands, in der sich die verschiedenen Nachfolgeorganisationen der verbotenen NSDAP zusammenfanden. Hier traf er seinen zukünftigen Mentor Gregor Strasser. Unmittelbar darauf wurde Goebbels zu einem der Gründer einer Ortsgruppe Gladbach und begann seine Karriere als Redner und Journalist. Im Oktober 1924 wurde er Redakteur des Elberfelder Gaukampfblattes "Völkische Freiheit". Als Hitler im Frühjahr 1925 die NSDAP neu gründete, trat Goebbels ihr sofort bei. Im März 1925 wurde Goebbels Geschäftsführer des Gau Rheinland-Nord. Er zog nach Elberfeld und entwickelte sich zum führenden Agitator der Partei. Im August 1925 wurde er Redakteur der von Gregor Strasser herausgegebenen "Nationalsozialistischen Briefe". Goebbels hatte eine Heimat gefunden.

Der junge Goebbels verstand sich als Sozialist. Er verherrlichte die Arbeiter und wollte sich innerlich mit ihnen verbunden fühlen. Seine Abscheu galt der "Bourgeoisie": Dies war nicht nur der Kapitalist, sondern auch der Kleinbürger. An Kommunisten gefiel ihm ihr revolutionärer Eifer und der Hass auf das Bürgertum.

Goebbels' Verhältnis zu den Juden war widersprüchlich. Von einigen jüdischen Personen wie der Heidelberger Germanist Friedrich Gundolf oder Rosa Luxemburg war er beeindruckt. Auch an seiner halbjüdischen Freundin Else Janke hielt er mehrere Jahre fest. Goebbels Antisemitismus war nicht wie der Hitlers vorwiegend rassistisch bestimmt. Vielmehr waren die Quellen seines Antisemitismus nationalistisch und antikapitalistisch. Die Juden als "landfremde Elemente" seien nicht völkisch gesinnt und würden Deutschland feindlichen überstaatlichen Mächten ausliefern. Vor allem aber seien sie mit dem Geld verbunden. "Das Geld ist die Kraft des Bösen und der Jude ist sein Trabant." Sozialismus und Antisemitismus waren in Goebbels’ Vorstellungen benachbart.

Als Goebbels am 9. November 1926 zum Gauleiter von Berlin-Brandenburg ernannt wurde, fand er die Berliner NSDAP unorganisiert vor – und unbeachtet. Goebbels wollte das ändern und die NSDAP in die Schlagzeilen zu bringen. Dazu war ihm jedes Mittel recht: Aufmärsche, plakatierte Versammlungen, Saal- und Straßenschlachten sowie Ausschreitungen gegen Juden. Auch die von ihm immer wieder provozierten Prozesse nutzte er zur Propaganda.

Bei den Reichstagswahlen vom 20. Mai 1928 zog Goebbels als einer von 12 Abgeordneten der NSDAP in den Reichstag ein. Damals spottete er, der Reichstag sei längst reif zum Untergang. Seinen ersten Auftritt nutzte er zu einer Schmährede, die ihm einen Verweis des Reichstags-Vizepräsidenten und das gewünschte Presseecho einbrachten.

Ab dem 27. April 1930 war Goebbels als Reichspropagandaleiter zuständig für die Propaganda der Partei, ihre Wahlkämpfe und Großveranstaltungen. Am 13. März wurde Goebbels zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ernannt und schuf innerhalb eines halben Jahres die Organisation, mit der er den gesamten Kulturbereich überwachen und in seinem Sinne lenken konnte, was mit den öffentlichen Bücherverbrennungen des 10. Mai 1933 demonstriert wurde. Goebbels bestimmte, was was das Reich sehen, lesen und hören sollte. Das bezog sich auch auf den Film. Mit Hilfe der UFA versuchte Goebbels die Propaganda ins Kino zu bekommen.

Nach Hitlers Machtübernahme am 30. Januar 1933 kam es an vielen Orten zu antijüdischen Aktionen. Zunehmend versuchte Goebbels die Juden in Deutschland zu isolieren. Mit Hitler war er sich einig, dass die Juden innerhalb von zehn Jahren Deutschland verlassen haben müssten. An den Pogromen in der sogenannten "Reichskristallnacht" hatte Goebbels einen wesentlichen Anteil. Am 9. November, dem Jahrestag von Hitlers Putschversuch von 1923, fand in München das traditionelle Treffen der Parteiführung statt. An diesem Tag kam die Nachricht vom Tode Ernst Eduard vom Raths, auf den zwei Tage zuvor ein polnischer Jude einen Anschlag verübt hatte. Goebbels griff diese Gelegenheit auf. In einer scharfen Rede vor den Pateiführern gab zu verstehen, dass die Partei antijüdische Aktionen nicht behindern werde.

Als Minister leistete sich Goebbels einen üppigen Lebensstil. Er sicherte sich im Juni 1933 eine Dienstwohnung und kaufte 1936 ein Seegrundstück auf der exklusiven Insel Schwanenwerder im Wannsee und errichtete sich dort eine Villa. Ermöglicht wurde dies durch Vorschüsse durch den parteieigenen Eher-Verlag.

Schon vor Kriegsbeginn wurde eine Organisation für eine wirksame Kriegspropaganda geschaffen. Dennoch blieb es Goebbels', die Juden aus Deutschland zu entfernen. Erste Planungen hierzu ließ er Mitte 1940 erstellen. Im Oktober 1941 begannen dann die ersten Deportationen in den Osten. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Vernichtungslager eingerichtet. In den Entscheidungsgang zur Ermordung der europäischen Juden war Goebbels nicht eingebunden und auch nicht über sie informiert, sondern erfuhr von den Vernichtungslagern erst am 27. März 1942 – so man seinem Tagebucheintrag glauben mag. Goebbels notierte damals: "[…]An den Juden wird ein Strafgericht vollzogen, das zwar barbarisch ist, das sie aber vollauf verdient haben. Die Prophezeiung, die der Führer ihnen für die Herbeiführung eines neuen Weltkrieges mit auf den Weg gegeben hat, beginnt sich in der furchtbarsten Weise zu verwirklichen." Im April 1943 blickte er mit Stolz auf die Judenvernichtung zurück und notierte: "Ich bin der Überzeugung, dass ich mit der Befreiung Berlins von den Juden eine meiner größten politischen Leistungen vollbracht habe."

Was den Krieg angeht, sah Goebbels die Situation deutlich negativer als er sie öffentlich propagierte. Schon im Herbst 1942 sah Goebbels die Kriegsanstrengungen als unzureichend an. Er forderte einen "Totalen Krieg", einen bis zum Äußersten gesteigerten Kriegseinsatz der Bevölkerung. Die Probleme stellten sich dann als viel größer heraus als gedacht. Es gelang Goebbels nicht, die erforderlichen Maßnahmen durchzusetzen, und die erforderlichen Ressourcen für die Unterstützung der Front aufzutreiben. Im Mai 1943 war Goebbels resigniert. Er sah Hitler völlig von seinen militärischen Aufgaben beansprucht. Auch seine eigene Propaganda wirkte nicht mehr. Im Sommer 1944 schließlich war die militärische Lage verzweifelt.

Goebbels Selbstmord kündigte sich schon lange vorher an, erstmals im Juni 1943. Sogar in einem Leitartikel vom Oktober 1944 schrieb er: "Nichts wäre leichter, als persönlich von einer solchen Welt Abschied zu nehmen." Am 28. Februar 1945 erklärte er in einer Rundfunkansprache, bei einer Kriegsniederlage mit seinen Kindern in den Tod gehen zu wollen. Damit knüpfte er an die Opfergedanken aus seiner Jugend an. Aber untergehen wollte er nicht allein. Am 1. Februar 1945 erklärte er Berlin zur Festung und ließ die Stadt in Verteidigungszustand bringen. Seinen Selbstmord wollte er blutig inszenieren. Aber dazu kam es nicht mehr, zumindest ncht in vollem Umfang. Am 1. Mai, in Hitlers Bunker, ersuchte Goebbels die Sowjetunion um einen Waffenstillstand. Stalin beharrte auf einer bedingungslosen Kapitulation – und Goebbels gab auf. Zunächst wurden die Kinde rmit Zyankali getötet, dann töteten Joseph Goebbels und seine Ehefrau Magda sich ebenfalls mit Zyankali.

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