Biografie

Zitate
Paul Nikolaus Cossmann

Paul Nikolaus Cossmann wurde am 6. April 1869 in Baden-Baden als Sohn des jüdischen Cellisten Bernhard Cossmann geboren. 1905 konvertierte er zum Christentum und ließ sich katholisch taufen.

Ab 1887 studierte er in Berlin und ließ sich 1893 als Privatgelehrter in München nieder, wo er zahlreiche Kontakte zu Geistesgrößen der Bayernmetropole wie unter anderem Oswald Spengler knüpfte.

Von 1903 bis 1933 fungierte Cossmann als Herausgeber der von ihm mitbegründeten "Süddeutschen Monatshefte". Daneben schrieb er für die Münchener Neuesten Nachrichten.

Während der Zeit der Weimarer Republik trat Cossmann als einer der schärfsten Kritiker der Kriegsschuldthese, des Friedensvertrages von Versailles wie der Staatsform der demokratischen Republik überhaupt auf. Donald L. Niewyk weist in seiner Studie "The Jews in Weimar Germany" zum Judentum in der Weimarer Republik mit besonderer Betonung auf den Umstand hin, dass Cossmann, der einzige prominente deutsche Jude der Weimarer Zeit war, der sich auf die Seite der radikalen Gegner der Republik von rechts stellte. Außerdem vermerkt er das paradoxe Phänomen, dass Cossmann trotz seiner jüdischen Abstammung antisemitische Auffassungen vertrat, also die Ausnahmeerscheinung eines jüdischen Antisemiten darstellte.

Für reichsweites Aufsehen sorgte der Dolchstoßprozess vom Oktober/November 1925, in dessen Mittepunkt Cossmann und der sozialdemokratische Journalist Martin Gruber standen: Gruber hatte die von Cossmann in den Süddeutschen Monatshefte verbreitete These von der deutschen Kriegsniederlage infolge von Verrat durch die Heimat in einem Zeitungsartikel als "Geschichtsverfälschung" attackiert, woraufhin Cossmann Gruber wegen Beleidigung verklagte. In dem Verfahren, dass sich zu einer Generaldebatte über die Gründe der Kriegsniederlage von 1918 ausweitete, wurde Gruber für schuldig befunden und mit einer Geldbuße von 3.000 Reichsmark belegt.

Cossmann, der Hitler und den Nationalsozialismus aufgrund seiner katholischen Überzeugungen ablehnte. In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren unterstützte er den publizistischen Kampf der "Münchener Neuesten Nachrichten" gegen die aufstrebende NSDAP, was schließlich im April 1933 dazu führte, dass die Gestapo ihn in "Schutzhaft" nahm. 1938 wurde er im Lager Berg am Laim gefangen gehalten und 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er am 19. Oktober verstarb.

 Top