Biografie

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Theodor Lessing

Der deutsch-jüdische Philosoph und Publizist Theodor Lessing wurde am 8. Februar 1872 in Hannover als Sohn jüdischer Eltern geboren. Die Eltern waren gutsituiert, der Vater Arzt und die Mutter eine Bankierstochter.

Lessing war kein besonders guter Schüler und beschrieb die Schulzeit später als 15 verlorene Jahre. Das Ratsgymnasium Hannover musste er vorzeitig verlassen und am Städtischen Gymnasium Hameln gelang ihm das Abitur 1892 auch nur mit Mühe.

Lessing begann anschließend ein Studium der Medizin in Freiburg im Breisgau, Bonn und München. Er wechselte jedoch in München von der Medizin zu Literatur, Philosophie und Psychologie. Sein Philosophiestudium beendete er mit einer Dissertation über den russischen Logiker Afrikan Spir. Eine Habilitation an der Universität Dresden scheiterte an politischen Widerständen. Theodor Lessing blieb somit nur die Tätigkeit als Aushilfslehrer und Vortragsredner ohne feste Anstellung.

Auch Lessings Hoffnungen, 1906 in Göttingen bei Edmund Husserl eine Habilitation zu verfassen zerstreuten sich und er musste mit einer Tätigkeit als als Theater-Kritiker für die Göttinger Zeitung vorlieb nehmen. Die in den Jahren 1906-07 entstandenen Texte wurden später unter dem Titel "Nachtkritiken" als Buch veröffentlicht.

Im Jahr 1907 wurde Lessing als Privatdozent an der Technischen Hochschule für Philosophie in Hannover.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Theodor Lessing zum militärärztlichen Dienst. Neben seiner Tätigkeit als Lazarettarzt und Lehrer schrieb er die "Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen", die jedoch erst 1919 nach dem Krieg veröffentlicht wurde.

Nach dem Krieg nahm Lessing seine Tätigkeit als Privatdozent in Hannover wieder auf und baute mit seiner zweiten Frau Ada ab 1919 in Linden die dortige Volkshochschule auf.

Als politischer Publizist war Lessing ab 1923 vor allem für die republikanisch-demokratischen Tageszeitungen Prager Tagblatt und Dortmunder Generalanzeiger tätig. Seine Artikel, Essays und Glossen machten ihn zu einem der bekanntesten politischen Schriftsteller der Weimarer Republik - aber auch zu einem der meist gehassten, insbesondere nachdem er 1923 eine wenig schmeichelhafte Charakterstudie über Paul von Hindenburg verfasste und davor warnte, diesen zum Reichspräsidenten zu wählen.

In der Folge bekam Lessing eine stärker werdende antisemitische Stimmung zu spüren. Studenten störten seine Vorlesungen und riefen zum Boykott seiner Vorlesungen auf. Lessings ließ sich zunächst für das Wintersemester 1925/26 beurlauben, akzeptierte dann aber im Juni 1926 die Einstellung der Lehrtätigkeit und die unbefristete Beurlaubung bei reduzierten Bezügen.

Nach Teilnahme am 19. Februar 1933 gesprengten Kongress "Das Freie Wort" floh Lessing in die Tschechoslowakei und ließ sich im Kurbad Marienbad nieder von wo aus er seine publizistische Tätigkeit in deutschsprachigen Auslandszeitungen fortsetzte.

Am 30. August 1933 schossen nationalsozialistische Attentäter auf Lessing, der einen Tag später im Alter von 61 Jahren seinen schweren Verletzungen erlag.

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