Abschied

Ein Ritual der Trauer und Vorfreude. Von Erna Ebenwald

Abschied nehmen bedeutet nicht immer gleich eine traurige Angelegenheit. Oftmals wird Schmerz und Leid in Verbindung mit Abschied in Zusammenhang gebracht. Ein Todesfall ist beispielsweise ein Abschied vom Leben und bestimmten Personen.

Dieser Abschied ist aber nur von gewisser Zeit, bis man sich in einem anderem Universum ein zweites Mal begegnet. Dennoch ist in Todesfällen ein Abschied sehr schmerzhaft und löst unendliche Traurigkeit aus. Tröstende Worte oder Zeilen können Betroffenen helfen ein Stückweit diesen Schmerz zu verarbeiten und nach vorn zu blicken.

Doch wo Schatten ist, ist auch Sonne, lautet ein bekanntes Sprichwort. So gibt es beispielsweise auch andere Abschiede, die für einen Neuanfang stehen. Ein Studiumabschied, welcher ein Start in eine optimale Zukunft verspricht, zählt nicht zu traurigen Abschieden sondern wird kräftig gefeiert und bejubelt. Denn hier ist der Abschied nicht schmerzhaft und garantiert eine Vorfreude auf ein neues Leben.

Abschiede von Freunden, durch einen Umzug hervorgerufen, sind nicht angenehm, aber gute Freundschaften werden durch große Entfernungen nicht getrennt oder zerstört. Dies ist ein Teil unseres ganzen Lebens, dass wertvolle, mit Liebe geknüpfte Bande, durch einen Abschied nicht zerstört werden. Schließlich ist es der Lauf des Lebens, dass auch Kinder oder Jugendliche, die ihre Schulzeit beendet haben, von einer langen Zeit des Lernens Abschied nehmen, was sie in der Regel positiv auffassen, weil ein neuer Abschnitt des Lebens beginnt und nicht selten auch einen Abschied von ihrem Elternhaus beinhaltet. Doch das zerstört nicht die Familienbande, das Verhältnis, das Eltern und Kinde zueinander haben. Schließlich ist ein immer wiederkehrender Vorgang, der schon früh im Leben einsetzt. Denn auch die Kindergartenzeit ist irgendwann beendet und hier leiden die Elternteile oftmals mehr als die Kinder, weil der Übergang vom Spiel- zum Schulalter nicht nur einen neuen Lebensabschnitt markiert und das Kleinkind sich immer schneller zum Kind und Jugendlichen entwickelt, sondern damit auch eine Abnabelung vom Elternhaus verbunden ist. Ein Abschied auf Raten sozusagen. Er tut weh, keine Frage, aber nach einem Abschied kann man sich meistens auf ein Wiedersehen freuen; wenn nicht hier dann in einer anderen Welt.

— 12. Februar 2013
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