Hauptsache Spaß!

Egal auf wessen Kosten meint Helma Spona

Neulich begegnete mir in einem bewaldeten Naherholungsgebiet ein älteres Paar mit zwei mittelgroßen Hunden, die sichtlich Spaß daran hatten, durch den Wald rechts und links vom Weg zu stromern. Irgendwann stießen sie auf ein Kaninchen und haben es zu zweit durch den ganzen Wald und die angrenzende Straße gehetzt, gar nicht weit von einer gut befahrenen Bundesstraße entfernt.

Die Hundehalter gingen völlig teilnahmslos weiter, als wenn es sie nichts anginge. Als sie auf meiner Höhe waren, hab ich sie gefragt, ob sie sich klar darüber wären, dass der Jagdaufseher, wenn er das sieht, das Recht hat die Hunde zu erschießen. Ihre Antwort "Klar wissen wir das, aber die Hunde wollen ja auch Spaß haben". Auf meine Frage, ob sie denn der Meinung wären, dass das Kaninchen auch "Spaß" hätte, kam dann die Antwort "was interessiert das Kaninchen!".

Ich war bisher der Meinung, wer Hunde liebt, der hat auch ein gewisses Maß an allgemeiner Tierliebe. Aber das ist wohl ein Irrtum. Offenbar zählt das eigene Tier deutlich mehr als andere. Als wenn andere Tiere keine Gefühle haben und keinen Schmerz spüren. Noch schlimmer aber, offenbar denken solche Menschen nicht mal darüber nach, was es für ihre eigenen Hunde bedeutet, auf der Straße überfahren zu werden oder vom Jagdaufseher erschossen zu werden, nur für ein bisschen Spaß. Es wird weder an andere Menschen und Tiere gedacht, die zu Schaden kommen können, noch daran, dass dem eigenen Tier natürlich auch schlimmes passieren könnte. Der Augenblick zählt, was danach kommt, Scheiß drauf!

In letzter Zeit gewinne ich vermehrt den Eindruck, unsere heutige Gesellschaft wird zur reinen Spaßgesellschaft und leider eben zu einer Spaßgesellschaft auf Kosten von Mitmenschen und Mitgeschöpfen. Mitleid ist wohl heute weniger gefragt denn je. Offenbar ist bei einem großen Teil der Bevölkerung der Spruch "Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu" völlig aus dem Gedächtnis verschwunden.

Die Masse der Menschen handelt nur danach den eigenen Vorteil zu maximieren und dazu gehört leider auch maximaler Spaß, zur Not auch auf Kosten anderer Menschen und Tiere.

Und genau diese Einstellung ist es, die sich auch in vielen anderen Begebenheiten wiederspiegelt, bspw. wenn Jugendliche in U-Bahnen Menschen grundlos verprügeln nur weil sie "Spaß" haben wollen. Spaß ist wichtig, aber Spaß sollte Grenzen haben, nämlich da, wo andere Mitmenschen oder auch andere Geschöpfe grundlos geschädigt werden. Es gibt heute so viele Freizeitbeschäftigungen für Mensch und Tier, die Spaß machen und die keinen stören und schädigen. Aber offenbar haben es die meisten Menschen heute verlernt Mitgefühl und Mitleid zu entwickeln und sich in die Lage der Opfer zu versetzen. Denn das würde ihnen sicherlich helfen die Folgen ihres Tuns zu überdenken.

Natürlich gibt es viele Gründe, warum gewalttätige Jugendliche so geworden sind, wie sie sind, aber einer dieser Gründe dürfte sicherlich sein, dass die Eltern ihnen nicht vermitteln konnten und wollten, dass nicht ausschließlich der eigene Spaß und eigene Vorteil im Vordergrund steht, sondern Mitgefühl ein Gefühl ist, dass keinesfalls von Schwäche zeugt.

Das Leben soll Spaß machen, keine Frage, und das soll natürlich für Menschen wie Tiere gelten und wenn Tierhalter Spaß daran haben, wenn ihre Tiere Spaß haben, ist das völlig legitim. Aber Spaß sollte Spaß bleiben.

Ich erinnere mich da an einen Spruch, der früher als eine Art Comic an die Wand meiner Schule gemalt war. "Aus Spaß wurde Ernst, Ernst liegt jetzt im Krankenhaus". Vielleicht sollte jeder einfach mal für sich darüber nachdenken, wie weit Spaß gehen darf.

Viel Spaß dabei!

— 26. Februar 2011
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