Soziales Hasenfußrennen

Wer zuerst aussteigt, hat verloren, meint Eberhard Voß

Die aktuellen Berichte über NSA & Co. klingen, als wären wir im Fegefeuer der Geheimdienste gelandet. Dabei machen die nur ihren Job - im Namen des Volkes und zum Wohle des Volkes.

Man mag sich fragen, worin der Volksnutzen besteht, wenn man ausgespäht und bevormundet wird. Doch das darf man nicht immer so eng sehen. Machen wir es mit unseren Kindern nicht genauso - im Rahmen der Erziehung - auf dem Weg in das Erwachsenenleben..?

Wie, Sie sind bereits erwachsen und wissen wie das Leben funktioniert? Nein, ganz sicher nicht! In dieser komplexen und globalisierten Welt in der wir leben, weiß vermutlich keiner mehr ganz genau wie alles funktioniert und zusammenspielt. Zu klein sind die von einzelnen Person überblickbaren Ausschnitte.

Würden wir die vielfach geforderte Basisdemokratie einführen und alle wichtigen Entscheidungen nur noch per Volksentscheid fällen, so erginge es unserem Land wie einer Familie bei der Mama, Papa und drei kleine Kinder demokratisch darüber abstimmen, ob es zum Frühstück Schokoladeneis gibt.

Der amerikanische Erfinder und Philosoph Charles Kettering sagte einmal den treffenden Satz: "Niemand hätte jemals den Ozean überquert, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, bei Sturm das Schiff zu verlassen." Wie wahr! Bei James Dean nannte man es "Hasenfußrennen" - für uns ist es heute Sicherung des Sozialniveaus was so viel heißt wie: bloß nix riskieren, wir könnten ja etwas verlieren anstatt zu gewinnen. Und auch das ist wahr. Bei James Dean ging einer über die Klippe und in unserer Welt gehen auch täglich Menschen über die Klippe - von Sozialhilfe-Bedürftige bis Asylanten.

Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn wir hasenfußartig auf unsere eigenen Vorteile bedacht sind, die sich naturgemäß mit denen unserer Umgebung beißen. Wir wollen alles haben, alles bekommen und alles entscheiden - aber wenn es zum Schwur kommt, kneifen wir. Wir haben eine Mandatsdemokratie und die Abgeordneten vertreten unsere Interessen nach beste Wissen und Gewissen. Und manchmal ist auf Dauer das beste eben auch das, was die Geheimdienste machen. Es gibt Geheimdienste solange die Menschheit denken kann - und es gibt Verschwörungstheoretiker. Und zweifelsohne hat so manche Verschwörungstheorie auch einen wahren Kern. Doch rechtfertigt dies, das ganze System infrage zu stellen - nur weil irgendwer unsere Mails liest und unsere Telefonate mitschneidet?

Mal ganz ehrlich: Wenn Sie ein gläubiger Christ sind und an Gott glauben, dann gehört es zu Ihrem Selbstverständnis, dass es eine höhere Instanz gibt, die nicht nur Ihre Mails und Telefonate überwacht, sondern alle Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen. Und alles zusammen wird fein säuberlich registriert - um nicht zu sagen: gespeichert - und bewertet und beim Jüngsten Gericht für oder gegen Sie verwendet. Und dessen Urteil hat dann, sofern wir der Bibel Glauben schenken, katastrophal drastischere Auswirkungen als eine irgendwo gespeicherte E-Mail, von irgendeinem kleinen Rädchen im System für das sich eh kein Mächtiger interessiert.

— 19. August 2013
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