Am 20. Sonntag nach Trinitatis

Matthäus 22,1-14

Und Jesus antwortete und redete abermal durch Gleichnisse zu ihnen und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohne Hochzeit machte; und sandte seine Knechte aus, daß sie den Gästen zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen. Abermal sandte er andere Knechte aus und sprach: Sage den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles bereit; kommet zur Hochzeit. Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung. Etliche aber griffen seine Knechte, höhneten und töteten sie. Da daß der König hörte, ward er zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dar sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit; aber die Gäste waren’s nicht wert. Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zu Hochzeit, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute. Und die Tische wurden alle voll. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen; und sahe allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an. Und sprach zu ihm: Freund, wie bist du herein kommen und hast doch kein hochzeitlich Kleid an. Er aber verstummte. Da sprach der Könige zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn in die äußerste Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappen; denn viele sind berufen; aber wenige sind auserwählt.

In dem heutigen Evangelium hört ihr, wie das Reich Gottes einer Hochzeit gleich sei, und einer solchen Hochzeit, da man Gäste zu ladet, die nicht allein ausbleiben und verachten es; sondern eines Teils fahren sie noch zu, höhnen und töten die Knechte, so solche herrliche Hochzeit ihnen anzeigen, und sie dazu laden und bitten.

Hier soll man zuerst lernen, was das Wort «Himmelreich» heiße, nämlich, daß es nicht heiße ein Königreich auf Erden, sondern ein Reich im Himmel, da Gott selbst allein König ist. Das heißen wir die christliche Kirche, die hier auf Erden ist. Denn der Herr braucht darum dies Gleichnis von der Hochzeit, daß des Königs Sohn, unser lieber Herr, der Herr Christus, die Kirche sich zur Braut nimmt. Darum sollen man das Himmelreich auch also verstehen lernen, daß es sei hier unten auf Erden, und sei doch nicht ein weltlich noch zeitlich Reich, sondern ein geistliches und ewiges. Denn mit uns Christen hier auf Erden geht es also, daß wir schon mehr denn die Hälfte im Himmelreich sind, nämlich, mit der Seelen und Geist, oder nach dem Glauben, bis der Leib endlich auch nach kommt.

Darum, wenn du vom Himmelreich hörst, sollst du nicht allein hinauf gen Himmel gaffen, sondern hier unten bleiben, und es unter den Leuten suchen, soweit die ganze Welt ist, da man das Evangelium lehrt, an Christum glaubt und die Heiligen Sakramente in rechtem Brauch hat. Das also auf gut Deutsch das Himmel Reich ebenso heißt, als das Reich Christi, das Reich des Evangeliums und des Glaubens.

Denn wo das Evangelium ist, da ist Christus. Wo Christus ist, da es der Heilige Geist und zu sein Reich, das Rechte Himmelreich; und alle, so daß Wort und Sakrament haben und Glauben, und durch den Glauben in Christum bleiben, sind himmlische Fürsten und Kinder Gottes. Und ist allein darum zu tun, daß unser Herr Gott die Wand weg tue, die noch dazwischen ist, das ist, daß wir sterben, so wird es alsdann eitel Himmel und Seligkeit sein.

So sollt ihr nun auf das erste lernen, daß das Himmelreich heiße unseres Herrn Christi Reich, da das Wort und der Glaube ist. In solchem Reich haben wir das Leben in der Hoffnung, und sind, dem Wort und Glauben nach zu rechnen, rein von Sünden und ledig vom Tod und Hölle, ohne daß es noch am alten Sack und faulen Fleisch fehlt. Der Sack ist noch nicht zerrissen, daß Fleisch ist noch nicht weg getan; das muß zuvor geschehen, alsdann soll es mit uns eitel Leben, Gerechtigkeit und Seligkeit sein.

Zu solcher Hochzeit, sagt Christus, habe unser Herr Gott sein Volk, die Juden, berufen und laden lassen, zu Hochzeit, ehe Christus gekommen ist, durch die Heiligen Propheten. Denn derselben vornehmstes Amt ist gewesen, daß sie die Juden haben warten heißen auf die Hochzeit, das ist, sie haben ihr Volk vertröstet, daß der Sohn Gottes werde Mensch werden, und durch sein Sterben für aller Welt Sünde bezahlen, und durch seine Auferstehung des Todes und des Teufels Reich und Gewalt zerreißen, und danach das Evangelium lassen ausgehen durch die ganze Welt, und Vergebung der Sünden und das ewige Leben in seinem Namen jedermann predigen lassen. Auf solche gnadenreiche Predigt haben die Heiligen Propheten die Leute heißen warten und sich derselben trösten, und durch Christum Vergebung aller Sünden und das ewige Leben hoffen.

Aber Christus sagt hier: Sie blieben außen und wollten nicht kommen. Eben wie die Juden in der Wüste, die wieder hinter sich begehrten nach Ägypten. Danach schickt er andere Knechte aus, da es jetzt an der Zeit war, daß Christus kommen und sich mit Predigen hören und mit Wunderzeichen sehen lassen sollte. Denn da war Johannes und die Jünger Christi, die sagten, es wäre die Mahlzeit bereit, und fehlte an nichts mehr, denn daß sie alles liegen und stehen lassen, sich schmücken und zu Hochzeit schicken sollten. Aber es war auch umsonst; sie verachteten es, spricht der Herr, gingen hin, einer zu seinem Acker, der andere zu seiner Hantierung.

Sind aber solches nicht elende, unselige Leute, so um ihres Ackers oder Hantierung willen dieser herrliche Mahlzeit, nämlich, Vergebung der Sünden und ewiges Leben, verachten, und dennoch die Hoffnung haben, es soll ihnen wohl dabei gehen? Denn sonst würden sie sich den Acker oder die Hantierung nicht so sehr lieb sein lassen, daß sie darüber diese Mahlzeit versäumten.

Aber es geht dem lieben Evangelium immer so, wenn es unter die Leute kommt, so fängt das Spiel an, daß die Welt ärger wird denn zuvor und jedermann hantieren will. Damit machen sie sich viel zu schaffen, daß sie dieser Einladung nicht können folgen. Also soll es auch gehen.

Darum ärgere sich nur niemand an der jetzigen Welt, da Bürger und Bauern so schändlich geizen, einen solchen Stolz und Übermut treiben, besonders aber ihre Pfarrer, die sie zu solcher Mahlzeit laden, und freundlicher, ja ärger, denn ihre Knechte, halten. Solches, sage ich, lasse sich niemand ärgern, daß er denken wollte: Es geht den Leuten wohl bei ihrem Acker oder Hantierung; ich will es ihnen nachtun. Bei Leibe nicht! Denn unser Herr Gott ist ein gütiger Wirt, der eine Zeitlang die Zeche borgen kann; er schenkt sie aber darum nicht. Als, jetzt sieht er zu, läßt Bürger und Bauern all ihren Mutwillen treiben, daß Evangelium und alle treue Ermahnung und Lehre verachten, Geld sammeln, alles, was man bedarf, Holz, Korn, Butter, Eier verteuern, schweigt still dazu, als sähe er es nicht. Aber wenn er heute oder morgen kommt mit einer Pest, daß sie häufig dahin fallen wie das unzeitige Obst, oder mit einem Krieg, daß die Soldaten dir ins Haus fallen, nehmen, was sie finden, und schlagen dir die Haut voll dazu, erwürgen sie dich nicht ganz, schänden Weib und Kind, und lassen dich zusehen, und darüber Zeter und Mord schreien: O wie gehet unser Herr Gott so greulich mit uns um!

Da wird es sich finden, was Gott für Wohlgefallen an deinem Geiz, Mutwillen und Stolz gehabt habe. Denn es wird also heißen: Lieber, konntest du zuvor geizen, Stolz und mutwillig sein, und mein Wort verachten; so nimm es jetzt auch für gut, und siehe hinter sich auf das Kerbholz. Du hast lange gezecht mein Lieber, bezahle auch einmal und halte dafür den Hals her. Also wird es endlich hinausgehen. Darum wäre es gut, beizeiten abgelassen und sich gebessert; wie wir denn durch das Wort fleißig vermahnt werden. Wir wollten es wohl gern also haben, daß wir Gottes Wort verachten, und tun möchten, was wir wollten, und dennoch Gott uns nicht strafte. Ja, man müßte es uns so bestellen. Weiter folgt im Evangelium:

Etliche, die geladen wurden, waren noch böser, griffen die Knechte, legten ihnen alle Schmach und Schande an, und töten sie endlich dazu. Damit meint der Herr besonders die Stadt Jerusalem, die würgte die Propheten und endlich Gottes Sohn selbst.

Was geschah aber? Der König ward zornig, und schickte sein Heer, die Römer, aus; sie mußten in seinem Dienst sein, die Mörder umbringen, die Stadt mit Feuer verbrennen, und so greulich mit den Juden umgehen, daß sie sie billiger verkauften denn Sperlinge, dreißig um einen Pfennig. Da ging ein erbärmliches Schreien und Klagen an, daß es möchte Gott im Himmel erbarmet haben. Aber sie wollten es also so haben. Sie hatte lang gezecht und sich vergeblich predigen lassen, da mußten sie die Zeche einmal bezahlen: Gott wollte sie wieder nicht hören. Davor hüte du dich.

Wir haben zwar ohne daß sonst viel auf uns, das unseren Herrn Gott billig verdrießt: Zorn, Ungeduld, Geiz, Bauchsorge, Brunst, Unzucht, Haß und andere Laster, sind eitel große, greuliche Todsünden, die überall mit Macht in der Welt gehen und überhand nehmen; dennoch sind solche Sünden nichts gegen die greuliche Verachtung göttlichen Wortes, die so groß und gemein ist bei allerlei Ständen und Menschen, daß es zum erbarmen ist. Nun ist es aber gewiß und wahr, Gott wollte mit den anderen Sünden eine Zeitlang Geduld haben, wenn man nur das Wort gehen ließe und in Ehren hielte. Aber die Welt will nicht. Des Wortes wird sie bald satt, verachtet es, und stellt sich dagegen gleich wie ein Kranker zur Speise und Arznei; da muß denn Gott zürnen und solche Unbilligkeit strafen.

Über solchen Jammer, daß die Sünde so gemein ist, ist es auch darum eine schreckliche höllische, teuflische Sünde, daß sie sich nicht will erkennen lassen, wie andere Sünde. Jedermann hält es für ein geringes Ding, wenn man in der Predigt ist und nicht fleißig darauf merkt; ja, der meiste Teil geht so hin, und läßt sich denken, es schmecke ihm der Wein ebensowohl unter der Predigt, als zur anderen Zeit; niemand kümmert sich darum, viel weniger macht jemand sich selbst ein Gewissen darüber, daß er das liebe Wort so gering achtet. Solches geschieht mit anderen Sünden nicht; denn andere Sünden, als, totschlagen, Ehebrechern, Stehlen, bringen doch bisweilen Reue mit, daß das Herz sich darüber entsetzt, und wollte, es wäre nicht geschehen; denn niemand kann es für recht halten. Aber das Wort nicht fleißig hören, ja, verachten, verfolgen, da nimmt sich niemand kein Gewissen vor, darum ist es eine solche schreckliche Sünde, da Land und Leute endlich drüber müssen zerstört werden. Denn weil sie unerkannt bleibt, kann keine Buße noch Besserung folgen. Also ist es der Stadt Jerusalem gegangen und allen Königreichen.

Deutschland muß auch noch darum herhalten; denn die Sünde schreit stets gen Himmel, und läßt Gott nicht ruhen, da er muß darum zürnen und sagen: Ich habe euch meinen lieben Sohn, meinen höchsten und liebsten Schatz geschenkt, wollte gern mit euch reden, euch lehren und unterweisen zum ewigen Leben; so habe ich niemand, der mir zuhören will. Darum muß ich die Strafe gehen lassen. Wie der Herr in Johannes 3,19 selbst zeuget: «Das ist das Gericht, daß das Licht in die Welt kommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr denn das Licht; denn ihre Werke waren böse.» Als wollte er sagen: Ich wollte der anderen Sünden aller gern schweigen; aber das ist das Gericht, daß der Welt den Hals bricht, daß ich mein Wort gesandt habe, und sie nichts danach fragen; das verdrießt mich am allermeisten. Sie sind sonst voll Sünden; da wollte ich gern ihnen von helfen durch mein Wort: so wollen sie es nicht. Wollen sie nun mein Wort nicht hören, so hören sie des Teufels Wort, daß muß ich geschehen lassen; aber sie sehen zu, wie es ihnen darüber gehen werde.

Also ist es mit den Christen gegen Morgen auch gegangen in den schönen, großen Ländern, die nun der Türke unter sich gebracht hat. Ungarn ist auch ganz dahin, wir Deutschen und andere Nationen wollen das Evangelium auch nicht hören noch leiden. Darum müssen sie des Teufels Rotten, die Wiedertäufer und Sakramentschwärmer hören und leiden. Also soll es gehen, wo man das Wort Gottes verachtet und nicht hören will, welches die höchste und größte Sünde ist; deswegen gehört auch die höchste und schärfste Strafe darauf.

Unser Herr Gott wollte gern, daß wir auf die Knie davor niederfielen, und es nicht allein mit goldenen Buchstaben in die Bücher, sondern in die Herzen schrieben. So will es die Welt da am wenigsten haben, ja, kann es kaum leiden, daß es geschrieben ist in den Büchern und auf der Kanzel erschallt. Den Teufel will sie im Herzen haben, der regiert sie auch, daß wohl besser taugte.

Darum seid gewarnt, Gott hat um anderer Sünden willen Ursache genug, daß er zürne und strafe. Aber dieses Sünde ist über alle, wenn man sein Wort verachtet, und die übel hält, so zu solcher Hochzeit und Mahlzeit uns laden. Wer nun in solcher Sünde ist, der lerne sein Gewissen also berichten, daß er nicht in einer geringen, sondern in der allerhöchsten und größten Sünde stecke, die Gott am wenigsten dulden und am heftigsten strafen wird.

Jedermann schreit jetzt über die große Untreue und über den Geiz, der in der Welt ist es ist nicht weniger, solches kann in die Länge nicht ungestraft bleiben. Aber, daß wir das Evangelium haben, dagegen schnarchen, und unter der Stunde der Predigt müßig gehen und auf dem Markt, vor dem Tor, in Wirtshäusern, oder auf den Spielplätze sitzen und liegen, das ist die Hauptsünde, die andere alle weit übertritt. Deswegen sie auch Gott gewißlich schrecklich strafen wird, daß er Irrtum schicken und Rottengeister mit Macht wird einreißen lassen, die es mit Haufen wegreißen. Wie in Griechenland und anderen Ländern geschehen ist, da jetzt Mohammed regiert, der lehrt sie an des Teufels Dreck glauben, da sie zuvor Gottes Wort hatten, aber es doch verachteten.

Im Papsttum ist es auch so gegangen: da war erstlich die Lehre recht und rein; aber da die Leute sich so närrisch und undankbar dagegen stellten, strafte Gott die Sünde dermaßen, daß wir hinliefen in die Klöster, zermarterten uns da in des Teufels Namen, und glaubten anstatt wirklicher Wahrheit groben, schädlichen, schändlichen und gotteslästerlichen Lügen. Jetzt ist es wieder an der Zeit (denn diese Sünde muß leiblich und geistlich gestrafft werden), daß der Teufel die Sakramentschwärmer und Wiedertäufer herein wirft. Warum will man bei dem Wort nicht bleiben, und dasselbe mit Dank nicht annehmen?

Darum sehet zu, so lieb euch eure Seligkeit ist, daß ihr euch vor solcher Sünde hütet; habt Gottes Wort in Ehren, und hört es fleißig und gern. Denn so man es sonst um keiner anderen Ursache willen tun wollte, sollte man es doch um dieser Ursache willen tun, daß es Gott geboten hat, und ihm Liebe und Dienst daran geschieht. Denn es ist nicht ein Geringes, solchem großen Herrn dienen; er kann es reichlich belohnen. Darum sollte ein jeder Christ zu solchem Dienst sich fleißig halten, und denken: Weil es denn mein Herr und Gott so haben will, daß ich sein Wort hören soll, so will ich ihm solchen Dienst gern leisten, daß ich mich auch könne rühmen, ich habe einmal meinem Gott einen Tag oder eine Stunde gedient. Solche Ursache sollte uns genug sein, die uns zum Wort bewegte.

Aber da sind noch andere und größere Ursachen. Denn da verheißt dir Gott und spricht: Wenn du mein Wort fleißig hörst und behältst es, sollst du ein Herr des Teufels sein, daß er vor dir fliehen und zu dir nicht nahen darf. Denn wo mein Wort ist, da bin ich auch. Wo aber ich bin, da wird der Teufels sich nicht dürfen finden lassen, sondern muß davon gehen.

Weiter sollst du auch den Nutzen davon haben, daß dir deine Sünde vergeben, und dein Herz zur wahren Andacht und rechtem Gehorsam angezündet wird. In der Summe, mein Wort soll dir den Weg in den Himmel weisen und dich zum ewigen Leben bringen; denn ich heiße dich also mir dienen, daß doch der Nutz am meisten dein ist. Wärest du doch ohne daß schuldig, wenn ich etwas von dir haben wollte, daß du es tätest; nun aber gebiete ich dir einen solchen Dienst, daß du am meisten genießen sollst. Wie wir denn erfahren, wenn wir nicht mehr tun, denn die zehn Gebote, oder das Vater Unser über eine Stunde wieder vor uns nehmen, so findet sich allewege eine neue Frucht, daß man etwas merkt und lernt, welches man zuvor nicht gewußt hat.

Und besonders ist diese Frucht allewege dabei, daß der Teufel nicht bei dir bleiben und dir schaden kann. Darum soll kein Christ sich so gelehrt lassen dünken, daß er sagen wollte, er könnte das Vater Unser und die zehn Gebote zuvor wohl; sondern wo gleich ein solcher Gedanke dir einfiele, so schlage ihn wieder aus, und sprich: Habe ich heut gebetet, ich will jetzt wieder beten; auf das du immerdar den Teufel und die Sünde von dir jagest und unserem Herrn Gott seinen Dienst leistest. Tust du das nicht, so tust du unserem Herrn Gott einen verdrießlichen Unwillen, wer wollte aber gern eines solchen großes Herrn Zorn haben?

Aber da geht leider der größte Haufe hin, achtet des Wortes weniger denn nichts. Kommt nun heut oder morgen Pest oder Krieg, so wird unser Herr Gott sich dein und deiner Not auch nicht annehmen, wird dich ebenso umsonst schreien und heulen lassen, wie du ihn jetzt schreien läßt. Wie in den Sprüchen Salomos Am ersten Kapitel Vers 24-30 steht: «Weil dich denn rufe, und ihr weigert euch; ich recke meine Hand aus, und niemand achtet darauf, und laßt fahren all meinen Rat, und wollt meiner Strafe nicht, so will ich auch lachen in eurem Unfall, und euer spotten, wenn da kommt, daß ihr fürchtet, wenn über euch kommt, wie ein Sturm, daß ihr fürchtet, und euer Unfall als ein Wetter, wenn über euch Angst und Not kommt. Dann werden sie mir rufen, aber ich werde ihnen nicht antworten, sie werden mich frühe suchen, aber nicht finden. Darum, daß sie hasseten die Lehre, und wollten des Herrn Furcht nicht haben. Sie wollten meines Rates nicht haben, und lästerten alle meine Strafe.» Also greulich soll diese Sünde gestraft werden.

Wenn du nun dermaleinst mit einem blutigen Kopf kommst, wird unser Herr Gott in die Faust lachen, rund sprechen: O recht, du hast es nicht anders haben wollen! Ich habe dir mit Ernst gepredigt, aber du hast mich nicht hören wollen, so höre nun den Teufel. Willst du den nicht hören, der da spricht: «Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig seid, ich will euch erquicken»; Warum verachtest du Gottes Wort also, welches du hören, als den höchsten Schatz, sollst schicken? Aber du läufts hin auf deinen Acker, hast da und dort zu schaffen, daß du der Predigt nicht warten kannst; meinst du, daß Gott solches nicht solle verdrießen? Er hat dir ohne daß sechs Tage gegeben, da sollst du arbeiten und deiner Nahrung warten; begehrt nicht mehr, denn den siebenten Tag, daß du ihm zu Ehren und deinen Besten Gutes tun und dienen sollst. Dennoch soll er es von dir nicht haben können.

Darum ist diese ernste Predigt des Herrn wider die Juden, daß sie diese Hochzeit, das ist die Predigt des Heiligen Evangeliums verachtet, die Knechte gehöhnt und ermordet haben, wohl zu merken. Denn daraus sehen wir, daß der König solchen Undank und Verachtung nicht leiden kann, schickt deswegen sein Heer, die Römer, und läßt diese Mörder umbringen und zündet ihre Stadt an. Wer kann hier unserem Herrn Gott Schuld geben, daß er Unrecht getan habe?

Wenn ein mächtiger Fürst einen Sohn hätte, und schickte ihn zu etlichen Gefangenen in einen Turm, daß er sie sollte frei machen; und sie führen zu, wollten ihn nicht allein mit Freuden annehmen, sondern würgeten ihn und spotteten noch des Vaters dazu: meinst du, daß er darüber lachen würde? Er würde Turm und Gefangene eins mit dem anderen in einen Haufen schießen; und täte recht daran. Also tut unser Herr Gott auch. Er schickt seinen Sohn, daß er uns von Sünde Tod und Teufel frei machen, und zum ewigen Leben helfen soll. Darum sollten wir ihn ja billig mit großer Freude und allen Ehren annehmen, sein Wort hören und an ihn glauben. So wenden wir ihm den Rücken, verachten sein Wort, Rat und Hilfe, die er uns dadurch anbietet, gehen lieber auf unseren Acker und zu unserer Hantierung, da ist uns mehr an gelegen.

Kommt nun einmal Blitz, Donner, Pest, Türke, Soldaten oder eine andere Plage, und wir dann ängstlich klagen, heulen und schreien, und uns doch keine Rettung geschieht: so mögen wir es für gut nehmen und die Strafe tragen; und als dann gedenken: wir haben es nur mehr als verdient in dem, daß wir nicht allein unseren lieben Gott undankbar gewesen sind, daß er uns sein seliges Wort jetzt in der letzten und bösen Zeit, da der Glaube und Erkenntnis Christi gar verloschen gewesen, rein und reichlich gegeben hat; sondern es dazu auf das schändlichste verachtet. Wir mögen deswegen eins gegen das andere abrechnen, und uns lassen an dem genügen, daß er mit dem höllischen Feuers so lange ausgeblieben ist, und uns durch solche zeitliche Strafe zur Buße fordert, daß wir frömmer werden und auf hören zu sündigen.

Das meinte der Evangelist, da er sagt, daß der König die Mörder umbringt und ihre Stadt anzündet; uns zur Warnung, daß wir uns an dem gemeinen Haufen, an Bürgern und Bauern nicht ärgern, noch ihrem Beispiel folgen sollen. Denn anders geht es in der Welt nicht zu; sie will und mag das Wort nicht, ihre Äcker und Hantierung beliebt ihr mehr. Aber wehe! Denn was für ein Urteil und Strafe danach kommen werde, sehen wir an den Juden.

Darum laßt uns ihrem Beispiel nicht folgen, sondern das Wort gern und mit Fleiß hören, und besonders die zu Hochzeit laden in allen Ehren lieb und wert halten, um ihres Herrn Willen, der sie aussendet; so wird Gott bei uns sein in allen Nöten, und uns helfen und schützen, und endlich das ewige Leben um seines Sohnes, unseres lieben Bräutigams, des Herrn Christi, willen, geben.

Das ist der erste Teil von den Juden, die sind nun weg. Jetzt höre weiter, wie es den Heiden geht. Die lagen draußen auf der Straße, hatten kein Gesetz noch Gottes Wort, wie die Juden; sie waren nicht am Ort, sondern standen offen, wie ein freier Flecken, daß der Teufel hindurch und wieder durch, wie es ihn gelüstete. Die heißt dieser König auch laden, ohne allen Unterschied, wie sie gefunden werden, Mann und Weib, jung und alt, reich und arm. Wie wir noch heutiges Tages sehen, daß Gott seine Taufe, sein Wort, sein Abendmahl daher gesetzt hat, daß es jedermann, wer es begehrt, soll ausgeteilt werden.

Darum heißt dies laden anderes nicht, denn das Christus uns allen gepredigt, und wir zu Heiligen Taufe getragen werden, daß wir sollen Gäste sein, essen und trinken, das ist, Vergebung der Sünden, daß ewige Leben und Sieg wieder den Teufel und Hölle haben. Also sind wir Heiden zu diesem Abendmahl alle geladen.

Als nun die Tische alle voll sind, denn da steht es klar, es sind Böse und Gute ohne Unterschied zusammen geladen, da geht der König hinein und besieht seine Gäste, und findet etliche, die haben kein hochzeitlich Kleid an. Denn unter den Christen geht es so zu, daß man findet Mäusedreck unter dem Pfeffer: das etliche Böse sind, und doch den Namen haben, daß sie Christen heißen, darum daß sie sind getauft, gehen zum Sakrament, hören Predigt, und bringen doch nicht mehr davon, denn den Namen; denn sie halten es für keine Wahrheit

Daran müssen wir uns gewöhnen. Denn dahin werden wir es mit dem predigen nie bringen, daß eine ganze Stadt, Dorf oder Haus fromm werden; daraus wird nie etwas werden; sondern, wie hier steht, kommen herein Gute und Böse. Das müssen wir leiden, und ihnen den Namen gönnen, daß sie Christen heißen. Denn ob sie gleich nicht fromm sind, sind sie gleichwohl geladene Gäste. Solches geht bis an den jüngsten Tag, da wird alsdann ein anderes Urteil sich finden.

Aber gleichwohl ist es gewißlich beschlossen, daß dieser König will nicht allein zu seines Sohnes Hochzeit jedermann lassen laden; sondern er will auch sehen, ob die, so geladen sind, sich dem Bräutigam zu Ehren geschmückt haben. Wenn ein Schmutziger, wie er von der Arbeit oder aus der Schmiede gelaufen, in seinem Hemd, mit einem kohlschwarzem Bart und Angesicht, unter die Hochzeitsgäste treten und mit in die Kirche gehen wollte: ob er schon auf die Hochzeit geladen wäre, so würde ihn doch niemand gern neben sich gehen lassen; jedermann, besonders aber der Bräutigam, würde denken, er wäre entweder nicht bei Sinnen, oder er täte es ihm zum besonderen Hohn. Denn zur Hochzeit soll man geschmückt kommen. Also, sagt der Herr, werde es hier auch zugehen. Wenn du schon ein geladener Gast bist, du bist getauft, hörst die Predigt, gehst zum Sakrament, und hast doch kein hochzeitlich Kleid an; das ist, du glaubst nicht, läßt dir es nicht Ernst damit sein, und denkst dein Christen Namen nur da zu, daß du den Bauch davon voll habest: um Gottes willen bist du kein Christ, noch um deiner Seligkeit willen, da denke nur nicht, daß du werdest so hindurch schleichen.

Der König wird dein gewahr werden und dich hervorziehen, entweder am jüngsten Tag, oder an deinem letzten Ende, und sagen: Finde ich dich hier, daß du den Namen hast, ein Christ heißt, und glaubst doch nicht, was ein Christ glauben soll? Es ist dir dein Lebtag nie Ernst gewesen, wie du von Sünden frei, frömmer und selig könntest werden. Alle deine Gedanken sind allein auf dein Gut, Ehre, gute Tage gewesen: darum kommst du jetzt wie ein schmutziger Gast. Immer weg, du hörst nicht unter die, die sich geschmückt haben, sie möchten sonst von dir schmutzig werden.

Denn solches entweder im Gewissen, oder an jüngsten Tag solchen losen Christen vorgehalten wird, da, sagt der Herr, werden sie verstummen, das ist, sie werden keine Entschuldigung vorbringen können. Gott hat getan, was er sollte. Er hat dir seine heilige Taufe gegeben, er hat dir das liebe Evangelium vor das Maul gehalten, und zu Haus und Hof bringen lassen; also die Absolution und sein Abendmahl; er hat dir in der Kirche seine Diener verordnet, im Hause Vater und Mutter, deinen Herrn und Frau, die dir sagen sollen, was du glauben und wie du dein Leben anstellen sollst. Darum wirst du nicht sagen können, du hast es nicht gewußt, sondern wolltest du glauben, sondern du wirst müssen bekennen: Ja, ich bin getauft, man hat es mir genug gepredigt und gesagt; aber ich habe es nicht angenommen, ich habe die Welt lieber gehabt. Das heißt hier, daß der ungeschmückte, schwarze Gast verstummt. Denn wer wollte dem Richter antworten können, denn wir selbst müssen Zeugnis geben, er habe seinen Sohn uns geschenkt, und in der Taufe und dem Heiligen Evangelium alle Gnade zugesagt?

Darum wird das schreckliche Urteil über die ungläubigen Christen müssen folgen: man soll ihnen Hände und Füße binden, und sie in die äußerste Finsternis hinaus werfen, das ist, sie müssen mit dem Teufel in der Hölle und dem höllischen Feuer ewig gefangen liegen. Denn Hände und Füße sind ihnen gebunden, daß sie mit Werken sich nicht werden losmachen können. Und müssen dazu in Finsternis liegen, und von Gottes Licht, das ist, von allen Trost abgeschieden sein, in ewiger Qual, Angst und Traurigkeit, daß sie nimmermehr kein Fünklein des Lichtes sehen werden

Das ist ein schrecklicher Jammer, wenn wir es nur wollten zu Herzen nehmen, ewig also in der Hölle und Qual gefangen liegen, da nichts denn Heulen und Zähneklappen ist: Zähneklappen von Frost, und Heulen von der Hitze, wie es die alten Lehrer gedeutet haben, wiewohl der Herr damit alle Marter angezeigt, die man er denken kann. Denn Hitze und Frost sind die zwei größten Plagen auf Erden. Als wollte er sagen: Ihr werdet mehr leiden müssen, denn man mit Worten sagen und mit Gedanken fassen kann.

Das wird die Strafe dafür sein, daß man die Zeit der Heimsuchung nicht erkennt noch angenommen hat, daß wir geladen sind, haben Sakrament, Taufe, Evangelium, Absolution gehabt, und haben es doch nicht geglaubt, noch uns zunutze gemacht. Wollte also der lieber Herr uns gern lehren, und dahin bringen, daß wir erkennen, wie eine große Gnade uns in dem widerfahren ist, daß wir zu solcher seligen Mahlzeit geladen sind, da wir finden sollen Errettung von Sünde, Teufel, Tod und dem ewigen Heulen. Wer nun solches nicht will mit Dank nicht annehmen, solche Gnade verschmähet, der soll den ewigen Tod dafür haben. Denn von den zweien muß eins sein: entweder das Evangelium angenommen und geglaubt und selig werden; oder nicht geglaubt und ewig verdammt sein.

Das also dies Evangelium gleich stimmt mit Paulus, ab Apostelgeschichte 18,6 den Juden also sagt, die ihm widerstrebten und lästerten: «euer Blut sei über euer Haupt; ich gehe von nun an rein zu den Heiden.» So es nun zu uns gekommen ist, haben wir uns gewißlich des zu besorgen, da hiervon steht, daß Gott die ungeschmückten Hochzeitsgäste will aussondern. Wollte also der liebe Herr es gern mit Locken und Schrecken dahin bringen, daß wir das Evangelium ließen unseren höchsten Schatz sein, es gern hörten und glaubten. Durch die Verheißung und große Gnade lockt er, und durch die große Strafe schreckt er. Wo nun die Herzen ganz und gar verstockt sind, daß diese zwei Stücke nicht helfen wollen, da helfe der leidige Teufel; der wird es auch tun.

Wenn unser Herr Gott Geld regnen ließe und machte uns hier zu großen Herren, so würde er Leute viel finden, die zuliefen, und mit Ernst anhielten, daß sie etwas von ihm haben möchten. Weil er uns aber ewige und himmlische Güter verheißt in seinem Wort, deren wir mit Geduld hoffen und warten sollen, hat es kein Ansehen vor der Welt; die sagt: Was Himmel, Himmel; hätte ich hier Mehl! Wer weiß, was dort werden will?

So ist nun dies die Summe der heutigen Predigt, daß der Herr uns gern reizen und schrecken wollte, daß wir das Wort mit Ernst fassen und glauben lerneten, und also hofften der fröhlichen Zukunft, wenn er wieder kommen wird am jüngsten Tage, uns zu erlösen von aller Not und zu helfen an Leib und Seele. Das verleihe uns der allmächtige Gott, unser gnädiger Vater, durch Christum, seinen Sohn, und den Heiligen Geist, Amen.

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