Siebentes Kapitel.
Die russische Fürstin.

Einfacher konnte man für eine große Gesellschaft nicht gekleidet sein als die russische Fürstin. Ihr Kleid schimmerte ins Graue, nichts von Brillanten, kein Geschmeide. Die glänzend schwarzen Haare scheitelten sich schmucklos um ein feines, ausdrucksvolles Gesicht, in dessen breiter als europäisch geschlitzten Augen zuweilen ein stilles Feuer glühte, das seine Strahlen aus einer schönern Welt zu borgen schien, und ein süß harmonisches Lächeln spielte dazu um die wohlgeformten Lippen. Sie mußte jedem etwas Angenehmes oder Interessantes zu sagen wissen, denn ein solcher Eindruck strahlte vom Gesicht derer, die von ihr gingen.

Seit Laforest den Schauplatz verlassen, schien sie der Magnet geworden, welcher die Wandelsterne anzog.

»Was hat die nordische Sibylle meiner Freundin vertraut?« fragte die Wirtin die Baronin Eitelbach. »Sie lächeln ja so vergnügt.«

»I Gott bewahre, ich lache nicht. Sie hat mir nur gesagt – oh, es ist zum Totlachen!«

»Gewiß eine Wahrheit. Das sehe ich auf Ihrem Gesicht.«

»Sehn Sie auch in die Gesichter rein, Geheimrätin? Ich wäre sterblich verliebt, hat sie gesagt, oder wenn noch nicht, so würde es bald zum Ausbruch kommen. Ist das nicht zum Totlachen?«

»Prüfen Sie Ihr Herz«, sprach die Geheimrätin, den Zeigefinger erhebend, und entfernte sich in der Richtung nach dem neuen Zauberkreise. Die Anwesenheit der Fürstin war ihr zwar angenehm, sogar sehr angenehm, es war die vornehmste Frau in ihrer Sozietät. Aber was sie Laforest vergab, war ihr hier nicht mehr angenehm; die Fürstin zauberte zuviel.

Herr von Wandel stand neben der schönen Frau, die an ihrer Schärpe zupfte. Er hatte das Gespräch behorcht: »Prüfen Sie Ihr Herz!« wiederholte er mit sanfter Stimme.

Sie fuhr etwas zusammen. Ein Wort des Vorwurfs schien auf ihren Lippen bereit, aber mit so zutrauenerweckendem Blick sah der ernste Mann sie an. Er hatte es nicht böse gemeint, und er spaßte nicht.

»Wir stehen den jungen Leuten hier im Wege«, sagte er und bot der Baronin den Arm, um sie von der Tür in das nächste Zimmer zu führen. Sie ließ sich führen.

»Was Sie da sagen«, sagte sie nach einer Weile, »ist sehr schön gesagt, aber –«

»Sie wollen mich nicht verstehen. Die wahre Tugend hat das mit der wahren Schönheit gemein, daß sie ihren Wert nicht kennt, und weil sie ihn nicht kennt, begreift sie nicht die Wirkungen, die sie auf andere ausübt.«

»Das hat mir aber noch kein Mensch gesagt«, sagte sie, »und mein Mann am wenigsten.«

»Ei, wer wird denn zum Verräter werden! – Die Knospe weiß nicht, daß sie zur Blume sich entfalten wird, und wenn es ein Zauberer ihr verriete, wer weiß, ob die Rosenblätter dann so rot aufgingen! Das Nichtbewußtsein ist es, was der Blumen Farbe und Duft nährt, die süße Scham, daß sie sich selbst dem Lichte zeigen werden. Dies das Mysterium der Natur und der Liebe, meine Gnädige.«

»Sie sprechen ja ganz wie Jean Paul!«

»Wäre der vielleicht der Glückliche!«

Die Baronin bat ihn, mit seinen Überschwenglichkeiten innezuhalten, und wollte sich doch ausschütten vor Lachen. »In Jean Paul sind wir alle verliebt.«

»Eine doch vielleicht mehr als die andere. Prüfen Sie Ihr Herz!« wiederholte der Legationsrat mit einem ernsten Tone.

»Na, ich bitte Sie, Herr Legationsrat. Sie denken doch nicht im Ernst? Man macht es mit wie die andern. Jean Paul –«

»Wer spricht von Jean Paul! Er reitet nicht und macht nicht Fensterparade.«

Die Baronin öffnete ihren schönen Mund, was ein Zeichen des Erstaunens war, dem die Worte fehlten, weil eigentlich der Gedanke fehlte. Er drückte ihre Finger an seine Lippen, und indem er sich mit ihr erhob, sagte er leise:

»Wenn dies Herz am Altar der Grausamkeit geopfert hat, so sein Sie wenigstens menschlich grausam, zeigen sich nicht immer mittags am Fenster Ihr Köpfchen zwischen den Balsaminentöpfen. Das nährt die Hoffnung, die Sie nicht erfüllen können.«

»Das tue ich ja immer.«

»Und weil er das weiß, reitet er immer vorüber.«

»Wer? – Sie meinen doch nicht die Dragoner und die Gendarmen, die marschieren immer nach der Parade durch unsre Straße. Ihre Musik ist gar zu schön, und die Uniformen –«

»Der Dragoner – und auch der Gendarmen«, setzte der Legationsrat mit Betonung hinzu.

»Herrgott, Sie ängstigen mich, Legationsrat, wer sieht denn nach mir rauf?«

»Machen Sie eine Badereise. Vielleicht vergißt er Sie.«

»Wer? Wer? Sie Quälgeist!«

Der Legationsrat hielt die schöne Hand noch immer in seiner und blickte so sinnig fragend zu ihr herab: »Sollte das Verstellung sein? Nein, dies seelenvolle Auge kann nur der Spiegel der innern Wahrheit sein.«

»Sie meinen doch nicht den Lieutenant Kleist oder den Fähndrich Kaphengst? Mit dem hab ich ja noch gespielt als Kind, und der ist mein Neveu.«

»Sie spielen ein gefährlich Spiel mit ihm – das Spiel des Zornes, gnädige Frau. Eine Frau darf nicht hassen.«

»Wen hab ich denn gehaßt, ich wüßte niemand.«

»Nennen Sie es Antipathie, Widerwillen, wie Sie wollen; sobald die Abneigung zur Leidenschaft wird, hat sie etwas – Interessantes, Lockendes. Mancher Kranke, der eine Medizin mit Widerwillen nahm, schlürft sie zuletzt mit Leidenschaft. Ja, hätten Sie ihm gleichgültige Verachtung gezeigt! Aber Sie exportierten ja Ihre Antipathie. Das darf eine Frau nie tun! Sie ließen ihn merken, wie schon seine Gegenwart, sein Anblick Ihnen zuwider war. Das, von einem Weib, reizt den Mann. Er kann sich rächen wollen. Das sind unedle Naturen. Aber gehaßt zu werden von einer schönen Frau ist ein berauschendes Gefühl. Es stachelt unsre Eitelkeit, wir sinnen nach, welche unsrer Eigenschaften denn diese Leidenschaft in dem schönen Gegenstande geweckt haben kann.«

»Herrgott, Sie meinen doch nicht?«

»Namen nenne ich nie. Wenn Sie ihm den Rücken kehren, sieht er nur Ihre schöne Taille, wenn Sie die Schleppe verächtlich um den Arm schlagen, nur den gerundeten Ellenbogen. So wissen Sie nicht, daß Sie in jeder Bewegung, die Ihre Abneigung deployieren soll, einen Köder auswerfen, und statt ihn abzustoßen, fesseln Sie ihn.«

Die schöne Frau warf einen Blick ins Leere, und er traf die Wahrheit. Momente gibt es, wo sie in jeder Natur durchschlägt; aber es sammelten sich zugleich eine Masse Erinnerungen, die ihr Auge jetzt trübten, jetzt einen Strahl des Zornes entzündeten, und es platzte heraus:

»Wie das Porzellanservice aus Meißen ankam und der Spediteur es so schlecht verpackt hatte, und mehr als die Hälfte war auf dem Transport zerschlagen, vierhundertfunfzig Taler der Schaden, und Gott weiß, welche Mühe es gekostet, daß ich meinen Mann dazu gekriegt! Und war nicht versichert! Da sollten einem wohl nicht die Tränen ins Auge treten, ich möchte heute noch weinen, und er – lachte, ja, das hat er, sich ordentlich geschüttelt! Oh, er hat ein schlechtes Herz. Ich hab's ihm aber gesagt, das kam aus einem boshaften Gemüt. Und voriges Jahr noch in der Gesellschaft bei den Leuten – i mein Gott, Sie kamen ja auch noch nachher –, da nahm er mir ja den Stuhl vor der Nase weg. Ich begreife gar nicht, wie man so grob sein kann und so maliziös.«

»Vor andern. Wer sieht ins Herz!«

»Er pustet ja ordentlich vor Selbstgefälligkeit. Glaubt er, alle Frauen müßten sich in ihn verlieben, wenn er den Bart streicht?«

»Das ist ein eigen Kapitel, meine Freundin, von der Sympathie und der Antipathie. Ich kenne den Herrn Rittmeister nicht, ich weiß nur –«

»Daß mir ordentlich wohl ist, wenn ich ihn in einer Gesellschaft nicht treffe.«

»Ob ihm aber wohl ist? – Sie sahen nicht, wie er nach jener Gesellschaft, wo er Sie so auffallend beleidigt, Ihnen immer von fern folgte, wie er wartete, um Sie einsteigen zu sehen; wie er, als der Wagen vor Ihrem Hause vorfuhr, schon durch Quergassen schneller dahin gekommen war, und an der Ecke, im Mantel verhüllt, sah er Sie aussteigen! Mich dünkt, Sie sahen sich um und wandten schnell den Kopf –«

»Ich erinnere mich nicht.«

»Sie müssen ihn gesehen haben. Wenn da grade nicht, doch ein andermal. Entsinnen Sie sich nur. Man kann sagen, er folgt Ihnen auf Schritt und Tritt, vielleicht unwillkürlich.«

»Sie erschrecken mich, Herr von Wandel. Der Mensch lauert mir auf, um mir einen Affront anzutun.«

»Das will ich nicht hoffen.«

»Aber, ich bitte Sie, 's ist ja rein unmöglich. Wer sich so vor den Menschen beträgt, was kann der Gutes im Schilde führen!«

»Der unerklärte Trieb unserer Natur, der ewige Zwiespalt unserer selbst, das Licht und der Schatten, der Ahriman und der Ormuz, daß wir schaffend vernichten, vernichtend schaffen. Wenige, die sich über diesen Zwiespalt erheben, die dies Rätsel der Natur gelöst. Sie selbst, meine teure Freundin, werden dies oft empfunden haben. Ihr sinnend Auge gibt mir die Antwort.«

Darüber sann nun zwar die Baronin nicht nach, aber sie entsann sich, wo der Rittmeister ihr in den Weg getreten war, und sie kam zum Resultat, daß es in letzter Zeit öfter geschehen als früher. Sie glaubte auch sich zu entsinnen, daß er sich nicht so grob benommen wie früher.

»Sie meinen also, er wird jetzt höflicher sein?«

»Im Gegenteil. Er wird um so kälter und schroffer sich zeigen, als er in sich glüht und weich ist. Weil er sich, in seinem falschen Stolze, dieser Affektion noch schämt, setzt er einen Trumpf drauf, sie in schlimmern Trotz zu verstecken.«

»Mein Gott, aber was soll ich da tun?«

»Wenn Sie klug handeln wollen, nichts.«

»Wenn er mich aber wirklich verfolgt! – Am Ende haben Sie mich doch zum besten!«

»Seh ich wie ein Spötter aus! Wenn Sie in seinen Leiden einen Ersatz suchen für die Kränkungen, so wird Ihre Rache bald gesättigt sein. Ein solcher innerer Kampf verzehrt. Mich dünkt, Herr von Dohleneck sieht schon jetzt blasser aus. Es wird Ihnen nicht entgangen sein, daß er in seiner Kleidung nachlässiger ist. Wie unstet ist sein Blick! Wenn er krank würde, das wäre noch das beste. Oder das Feuer bricht plötzlich heraus. Einen Exzeß besorge ich nicht, weder ein Attentat gegen Ihre Person – auch keinen Selbstmord. Nein, er ist von zu guter Familie. Und wenn er plötzlich mit einer Liebeserklärung vorbricht, so werden Sie ja selbst am besten wissen, wie ihm antworten. – Aber, wie gesagt, meine Gnädigste, ängstigen Sie sich ja nicht. Es kann ja alles besser werden, als wir denken, die Zeit heilt viele Wunden, und sein Penchant geht vorüber. Mein Gott, ich kann mich ja auch irren. Nur würde ich Ihnen, wenn es mir erlaubt ist, anraten, mehr die Unbefangene zu spielen. Heiter, heiter! als bemerkten Sie nichts, raillieren Sie ihn, das bringt Verliebte am besten aus der Fassung; und dann beobachten Sie, Ihrem feinen Blick kann es nicht entgehen. Wie gesagt, ich kann mich ja geirrt haben.«

»Dieser Mensch begegnet mir überall,« sagte der Major an einer andern Stelle zum Regierungsrat, »wie ein eiskalter Luftzug. Undurchdringlich im Gespräch, alles wissend, jedem Gefühl verschlossen. Ich bin jetzt zu glauben geneigt, daß Laforest wirklich kein Bohrloch in dieser glatten Wand gefunden.«

»Und doch sehen Sie, welches Leben er in die schöne Bildsäule gehaucht! Man möchte erfahren, was der Magus mit ihr sprechen konnte.«

»Sollte er in der frivolen Intrige mitspielen? Sie waren nachher in eifriger Konversation mit ihm.«

»Eifrig?«

»So war seine Miene.«

Fuchsius lächelte: »Er fragte mich, ob das Vermögen von ihr oder von ihm käme. Von Heims neuer Wunderkur, von der Legierung des Platina und von der neuesten Liaison der Unzelmann. Das war ein Teil unseres Gesprächs, das glatt wie ein Aal dahingleitete. Nähern wir uns der Sibylle. Jetzt spricht er mit ihr.«

»Auch nur en passant.«

Die Sibylle schien einen Köcher von Liebespfeilen ausgeschossen zu haben; oder waren es wirklich sibyllinische Sprüche, was der Physiognomie der andern einen so besondern Ausdruck gab! Doch hatte jene plötzlich allen den Rücken gekehrt, um der Wirtin ihre ganze Aufmerksamkeit zu schenken.

»Elle est une merveille d'amabilité!« versicherte der Geheimrat Lupinus von der Vogtei, beide Hände als Schallrohr vor dem Mund, denen, die ihm entgegenkamen. »Pleine de grâce, et d'une sagesse, s'il m'est permis de m'exprimer ainsi presque éthérée. Et un savoir-faire!«

»Na warum denn?« sagte der Doktor Markus Herz, der ihm in den Weg getreten kam und nicht Platz machte.

»Mon ami!« rief Lupinus. »Elle a une pénétration parfaite, elle lit dans votre cœur comme dans un livre ouvert.«

»Auch in Ihrem, Geheimrat?« fragte der Arzt, seine Hand auf Lupinus' Schulter legend.

»Elle connaît tout le monde, elle enchante tout et est enchantée de tout.«

»Auch von Ihnen! Na hören Sie, dann ist sie mehr als ein Wunder – ein Meerwunder.«

»Immer der liebenswürdige Satiriker. Mais quant à la beauté, Madame Herz kein Vergleich. Elle est la beauté même et aussi pleine de sagesse.«

Die Fürstin hatte ihren schönen Arm halb um die Wirtin geschlungen, ihr für den vergnügten Abend zu danken: »Aber das Beste entziehen Sie mir so lange.«

Die Lupinus bedauerte, daß der Dichter noch immer auf sich warten lasse; gewiß sei es ein plötzliches Hindernis, was die Ankunft, der alle Herzen entgegenschlügen, nur verzögere.

»Ich kann die Spannung begreifen«, entgegnete die Fürstin, »ob er aber die Erwartung befriedigen wird! Es kommt sehr auf die Laune an, in der er ist. Aber ich meine jetzt unsre teure Wirtin, die freilich der Gesellschaft angehört, und ein einzelner Gast wäre unbescheiden, wenn er mehr fordert, als auf seinen Teil ihm zukommt.«

Die Geheimrätin meinte, sie habe nicht den andern im Lichte stehen wollen, und besonders vor einem, nach dem alle unwiderstehlich sich gezogen fühlten.

Ohne auf das Bittere zu achten, was sich dem Kompliment unwillkürlich beimischte, sah mit einem innigen Blick die Fürstin sie an: »Wozu diese Gemeinplätze zwischen uns! Sie sind eine Märtyrin, und Ihr ganzes Leben ist ein Opfer. Ich weiß ja alles, und ich betrachte mit einer bewundernden Teilnahme Ihr stilles Wirken der Resignation. Was kann Ihnen diese Gesellschaft sein? Sind Sie nicht mit sich selbst, mit Ihren Büchern immer in einer bessern? Und alle diese Embarras nur, um andern Freude zu machen!«

Die Lupinus protestierte dagegen. Sie kannte die Fürstin noch zu wenig. Sie wußte nur, daß sie vertrauten Umgang mit Elise von der Recke gepflogen, daß die Jünger der romantischen Schule bei ihr Zutritt hatten, man sagte auch, daß sie der katholisierenden Richtung dieser Schule huldige. Sie antwortete mit der Banalphrase, daß andern Freude bereiten selbst Freude schaffe.

Die Fürstin streifte darüber hinweg wie über ein Etwas, was keiner Erwidrung bedurfte. Aber es lag keine Beleidigung in ihrem Blick.

»Ihr ganzes Opferleben fühl ich in mir selbst wieder«, sprach sie, sich in die Ottomane zurücklehnend, auf der beide in einer Nische Platz genommen. »Ich fühle es wieder, obgleich mir, was die Welt ein glücklicheres Los nennt, beschieden war. Der Fürst, mein Gatte, verstand mich, ich verstand ihn. Ich brauchte nicht ängstlich vor der Welt den Schirm vorzuhalten, damit man seine Schwächen nicht gewahre. Er war kein eminenter Geist, kein Gelehrter, er liebte das Leben und trank seine Genüsse wie den Schaum des Weines, er war, was die Welt nennt, ein vollkommener Lebemann; aber ohne Arg, grade wie er war, gab er sich. Da mußte die Vorsehung nach einem kurzen Glück – Wozu Elegien an einem so frohen Tage! Es war so besser, für ihn, für mich.«

»Wo sollte das hinaus!« dachte die Geheimrätin. »Mein Mann ist –« Die Fürstin unterbrach sie aber mit einem sanften Händedruck:

»Ich frage mich oft, warum müssen diese Kräfte durch Anstrengungen gehemmt werden, die nie eine andre Frucht tragen können als einen Schein? Denn Ihren sonst so trefflichen Mann werden Sie doch nicht gesund machen, ich meine, so gesund, daß er sich wieder ins Leben taucht!«

»Ich versuche wenigstens, es ihm so angenehm wie möglich zu machen. Seine Ansprüche sind so bescheiden!«

»Das weiß ich. Aber ist das eine Aufgabe für eine Frau Ihres Geistes! Sein Glück ist gemacht, indem Sie ihn in seiner Assiette sich selbst überlassen. Sie könnten doch, frei, sich mehr Ihren eigenen, edleren Trieben überlassen. Freilich haben Sie sich eben wieder eine neue Sorge auferlegt, die Sie ganz absorbiert, doch wer wollte da ein Wort gegen sagen! – Aber nun bewundere ich Sie wieder, wie Sie sich auch der Familie Ihres Mannes annehmen. Dies Festin ist doch auch gegeben, um Ihren Schwager gewissermaßen in der Gesellschaft wieder zu retablieren.«

Die Geheimrätin seufzte: »Man muß doch für seine Familie leben!«

»Das ist ein schöner Zug im deutschen Gemütsleben!«

»Wo der Staat seine Ehre anerkannt hat, darf die Familie sie nicht sinken lassen.«

»Hoffen Sie, daß er wieder den rechten Weg finde, der arme Irrende?«

»Das hoffe ich nicht –«

»Man muß nie eine Hoffnung aufgeben. Aber sehn Sie da – sie ist reizend! Und welche Gruppe, diese beiden Frauen! Zum Malen!«

Ihre Blicke hafteten auf Adelheid, die mit der Doktor Herz im Nebenzimmer sich unterhielt. Die Fürstin schwärmte in dem Lobe ihrer Schönheit. Es war mehr als Malerei, sie lebte in der Schilderung mit, ihre nervösen Bewegungen verrieten es.

»Hier kann man den Unterschied von Schönheit und Schönheit studieren. Madame Herz ist gewiß eine vollkommne, aber ihr fehlt etwas.«

»Der Kopf ist zu klein für die junonische Gestalt«, sagte die Geheimrätin.

»Ich betrachte sie nicht als Skulpteur. Die Psyche ist's, die mich interessiert, wie das innerste Sein knospet und blüht in der Erscheinung! Aber Sie mögen recht haben, liebe Frau, aus dieser edlen, großen Gestalt schoß nicht mehr auf als ein kleiner Kopf, weil es an dem Feuer gebrach, das eine gebietende Stirn, eine Jupiternase, schwellende Lippen, das schwimmende, überwältigende Auge schafft.«

»Die Herz ist passiv, aber sehr intensiv.«

»Qu'importe!«

»Und tugendhaft.«

»C'est ça. Par son naturel. Aber sehn Sie, trotz des orientalischen Nimbus, ich frage Sie, könnte ein Maler aus dem Gesicht eine Heilige machen? Nimmermehr, ihm fehlt die Sinnlichkeit. – Sie bewegt sich – jetzt recht lebhaft – drückt ihre Lippe es aus? Verrät es das Auge? – Und nun dagegen Adelheid! Eine unwillkürliche Bewegung ihres Füßchens, und die Lippe spricht es aus, das Grübchen am Kinn. Elastisch die ganze Figur, aber das Gesicht die Blüte. Wenn ich nichts als das Gesicht sähe, wollte ich mir ihre ganze Gestalt konstruieren. Oh, Sie müssen eine wahre mütterliche Freude an dieser Akquisition haben.«

»Wenn sie meinen Erwartungen entspricht. Ihre Erziehung entsprach den beschränkten Sphären ihres elterlichen Hauses. Es müssen viele Gewöhnungen, vulgäre Ansichten ausgetrieben werden –«

»Nichts austreiben, um Gottes willen nichts austreiben, teure Frau!«

»Ihr fehlt das Sublime. Ich sehe noch immer durch alle ihre Reize den Ton, aus dem sie gebildet. Aus ihren ästhetischen Urteilen platzt zuweilen eine Natürlichkeit, über die ich erschrecke. Daß die Herz sich für sie interessiert, ist mir lieb; ich hoffe, sie soll aus ihrer Konversation lernen. Manches Eckige, Erdige wird sich abschleifen, um dem Sinnigen Platz zu machen.«

Die Fürstin sah sie verwundert an, aber die Mißbilligung, die in ihrem Blicke lag, ging in ein Lächeln über: »Nicht die Herz! Keine Hofmeisterin! Die Herz würde ihr schöne Maximen predigen! Oh, keine Predigten! – Sie zur Tugendpuppe erziehen, das heißt eine Natur verderben, wie sie nicht oft aus Gottes Schöpfung hervorgeht.«

»Ich meinte auch nicht grade eine Klostererziehung.«

»Dies pulsende Blut will sein Recht. Der Schöpfer träufte es in unsre Adern, wie er die Sonne in den Ätherbogen warf, wie er der Traube Blut gab, uns zu berauschen. Wer nie berauscht war, nie im Wirbel der Leidenschaft taumelte, wer nie die Wonne dieser Erde kostete, der kann auch nicht die Wonne der himmlischen Seligkeit empfinden.«

Ihr schönes Auge glänzte so seltsam dabei, während sie starr nach der Decke sah. Nach einer langen Pause stand sie auf und strich tief aufatmend ihren Scheitel mit beiden Händen. Sie lächelte schelmisch die Geheimrätin an:

»Nicht wahr, ich habe recht viel dummes Zeug gesprochen? Vergessen Sie es und entschuldigen mich. – Aber als ob ich mich vor Ihnen zu entschuldigen brauchte, vor einer Frau, die ja auch weiß, wie der Geist so oft sich von dem Körper trennt, und die Seele hinfliegt in Räume, wohin das Auge nicht dringt. – Aber kommen Sie schnell unter die andern, wir kommen ins Gerede. Wenn man auch etwas anders ist als die andern, um Gottes willen, man muß es ihnen nicht verraten!«

»Wo sehen Durchlaucht plötzlich hin?«

»Ich –« Die Fürstin errötete leicht und flüsterte ihr ins Ohr: »Mir war's, als sähe ich Jean Paul dort über den Gendarmenmarkt kreuzen, um schneller hier zu sein. – Da unterhält sich ja der Herr von Fuchsius sehr lebhaft mit Ihrer Tochter. – Ei, ei, selbst der ernste Major Eisenhauch widersteht dem Magnete nicht und vergißt auf einen Augenblick seine großen Vaterlandsgedanken. Ich besorge, meine Freundin, Ihr Haus wird bald wie Troja aussehen.«

»Sehn Sie eine Zerstörung voraus?« fragte die Lupinus. Der Clairvoyantenblick der Fürstin hatte sie etwas verstimmt.

»Nur die Helena, um die ein trojanischer Krieg entbrennen wird. Sorgen Sie bald, wenn Sie dem entgehen wollen, für eine anständige Partie. Der Regierungsrat ist ein junger Mann, dem eine gute Karriere bevorsteht.«

»Herr von Fuchsius sieht nach Vermögen. Es ist nur Galanterie. Ich werde indes ein wachsames Auge haben.«

»Wozu! Laßt doch die Schmetterlinge spielen. Die Jugend ist so kurz! Und was sagen Sie zum Legationsrat?«

»Der –!« Das Wort schien der Geheimrätin auf der Lippe zu ersterben.

»Er und das Kind?«

»Sie haben nicht daran gedacht. Es ist auch so besser.«

»Durchlaucht kennen ihn? Er wird von so vielen verkannt.«

»Die Bestimmung jeder Größe! Sie fühlt sich nur zu Gleichgesinnten hingezogen. Es täuschten mich auch vorhin wohl nur einzelne Blicke. Es war Elise, die mir ihre Beobachtungen mitteilte. Ach, die gute Recke dachte vielleicht an ihr eigenes Verhältnis mit Cagliostro.«

»Cagliostro!« wiederholte die Lupinus.

»Cagliostro war doch vielleicht mehr, als wofür die Welt ihn jetzt erkannt haben will, meine Freundin. Er mußte fallen, wie viele gefallen sind, weil – passons là-dessus! – Unsre große Katharina war in diesem Punkte eifersüchtig. – Es ist mir recht verdrießlich, daß Herr von Wandel der Affäre wegen mit dem jungen Manne – nicht wahr, Bovillard heißt er? – in Verwickelung gekommen ist. Und wie ich höre, stellt er Adelheid nach. Das muß für Sie doppelt peinlich sein.«

»Ich hoffe, Durchlaucht, das wird nichts auf sich haben. Der wüste Mensch soll uns nicht länger stören.«

Die Fürstin sah sie fragend an: »Blutdürstig, meine sanfte Freundin! Der Lauf der Kugeln ist zweifelhaft. – Das war auch nicht Ihre Meinung.«

»Durchlaucht, dieser Mensch ist inkorrigibel.«

»Desto besser. Lassen Sie ihn fortsündigen. Grade über diese Sünder, die ihr Ohr der Stimme der Vernunft verschlossen haben, zuckt schon ein anderer Strahl. Da tun wir nichts bei, das kommt mit einem Male. Was wäre die Welt mit ihren gaukelnden Marionettenpuppen, die das grelle Schauspiel von Eitelkeit, Verkehrtheit, Ungerechtigkeit und Sünde vor uns aufführen, wenn wir nicht wüßten, daß plötzlich eine unsichtbare Hand aus den Wolken fährt, und zerstört ist ihr Spiel. Ein Licht zuckt herab, und die Irrenden sehen den Abgrund, vor dem sie stehen. Warum den jungen Wüstling gleich aufgeben, opfern wollen; da gibt es ja tausend Mittel. – Nur keine öffentlichen Schritte. Es läßt sich so vieles unter Hand abtun, eben wenn man Freunden vertraut. Freunden haben Sie ja nur zu winken. Kommandieren Sie auch über mich. Apropos, ich habe viel von dem jungen Lehrer gehört, ein origineller Charakter, sagt man. Wo ist er? Stellen Sie mir ihn vor.«

»Er ist nicht hier. – Für unsre Gesellschaft –«

»Würde er keine Augen haben, nur für seine schöne Schülerin. – Sie sehen mich an. Wie? Soll er sein Blut in Eis verwandeln, oder spielt die Geschichte von Abälard und Heloise nur in der grauen Vorzeit! Ach, eine reizende Geschichte, aber wenn Sie dieselbe nicht wiederholt sehen wollen, müssen Sie auch da achthaben, mehr als nach außen das Auge wach! Ja, teure Frau, die Obliegenheiten einer Mutter sind groß. Sie haben eine halb Gefallene aufgerichtet, aber wer sich vor dem Fallen noch fürchten kann, ist stets dem Fallen nah. – Oh weh! da fällt Ihr Diener – ein Glück, daß der andere ihm das Präsentierbrett hielt. Der arme Mensch ist krank –«

»Aber Johann, wie konnte Er auch!« fuhr die Geheimrätin auf.

Der Diener hatte sich wieder erhoben und, es schien, erholt. Er versicherte es wenigstens und wollte sich nicht hinausschicken lassen; es sei eben nur ein Schwindel gewesen. Die Geheimrätin versicherte der Fürstin, sie habe so viel Lohnbedienten angenommen, daß Johann gar nicht nötig gehabt, selbst zu servieren; er habe es nur aus Eigensinn getan.

»Oder Furcht, daß seine Herrschaft ihn für entbehrlich hält«, sagte die Fürstin. – »Wie liebreich Adelheid ihm zuspricht! Sie hat ihn überredet, sie schickt ihn hinaus. Bravo! Hören Sie! Herren und Damen sind entzückt, sie muß etwas Seelenvolles gesagt haben.«

Die Geheimrätin fand sich allein. Auch die Fürstin war zu denen geeilt, die Adelheid mit ihrem Beifall überhäuften. Die Geheimrätin fand sich sehr allein. Nur Diener, auf den Tag gemietet, in Livreen, frisiert oder noch in Perücken, bewegten sich in den Zimmern, mit den Vorbereitungen für die Abendtische beschäftigt. Sie kannte mehrere von ihnen nicht. Der eine schien im Vorübergehen einen seltsamen Blick auf sie zu werfen, zwei dunkle Augen, aber er wandte sie rasch auf die Teller, die er trug. Ward sie beobachtet, hatte man auch in ihre Gesellschaft Lauscher geschickt, von seiten der chlairvoyanten Gesandten oder Gesandtinnen? – Sie wollte in den Saal. Aber der Fürstin nacheilen, welche ihr eben so brüsk den Rücken gedreht! Sie umfaßte Adelheid. So hatte die Gargazin auch sie vorhin umfaßt. Sie zog sie auf ein Kanapee, sie spielte mit ihrer Hand; sie sagte, sie flüsterte ihr tausend schöne Dinge ins Ohr. Adelheids Gesicht glühte. Oh, sie war weit liebenswürdiger, lebhafter, zuvorkommender gegen die Tochter als gegen die Mutter. Alle gruppierten sich, näher oder ferner, um diesen Mittelpunkt. Nach der Wirtin sah niemand, es kam niemand in den Sinn, daß sie abgeschlossen war. Der Legationsrat stand in einer Fensternische, weit jenseits, die Arme unterschlungen, und beobachtete die Gruppen, sein Gesicht unbeweglich wie immer; aber als der Strahl seines Auges sie traf, glaubte sie in dem Auge eine an sie gerichtete Bemerkung zu lesen. War es ein Vorwurf, Bedauern, Mitleid?

»Warum sich der Gesellschaft entziehen, ma belle-sœur?« rief der Geheimrat Schwager, der, zufällig aus einem hinteren Zimmer kommend, der Wirtin entgegentrat, als sie die beste Partie ergriff, weil kein Mensch sich um sie, sich auch nicht um die Menschen zu kümmern, sondern um die Teller und Tische.

»Weil ich überflüssig bin«, war die kurze Antwort, mit der sie an ihm vorüberstreifte.

Wenn er an Ton und Art noch nicht gemerkt, daß sie auch ihn für überflüssig hielt, ward er auf der Schwelle zum Saal daran gemahnt, als die Fürstin am Arm des Legationsrates über die Schwelle rauschte. Wenn es nicht grade mit dem Ellenbogen geschah, fühlte er sich doch durch Blick und Bewegung mit seiner ganzen Persönlichkeit beiseite geschoben.

Die Fürstin verließ die Gesellschaft. Den Legationsrat hatte sie gewürdigt, sie als Kavalier an den Wagen zu begleiten; aber nicht einmal eines Blickes würdigte sie den Mann, der vorhin ihre Liebenswürdigkeit ausposaunt. War er ein anderer geworden? Sie gewiß! Einen Kopf größer schien sie ihm. Fort waren die Rollen der Liebenswürdigen, der nervös Irritierten, der Bescheidenen und der Schwärmerin geworfen, als Fürstin hielt sie ihren Ausgang.

»Ach, unsere emsige Wirtin. Immer wie eine Biene für den Honig sorgend.«

»Durchlaucht wollen uns doch nicht verlassen?«

»Leider, eine heftige Migräne! Oh, bitte, nehmen Sie nicht auf mich Rücksicht. Ich verschwinde wie ein Schatten, um Licht und Heiterkeit zurückzulassen.«

Die Geheimrätin öffnete den Mund, um dagegen zu demonstrieren, aber unwillkürlich kehrte ihr die Erinnerung an jene Gesellschaft vom vorigen Sommer zurück – da war sie es ja, welche die Rolle der Fürstin gespielt. Sie verstummte. Migränen sind oft angenehm für die, welche sie vorschützen, nicht immer für die, welchen sie vorgeschützt werden.

»Apropos!« rief die Fürstin. »Herr von Wandel, nur einen Augenblick, zwei Worte mit unserer Freundin.«

Sie zog diese beiseite – »Wissen Sie schon, Jean Paul –«

»Kommt nicht? Vielleicht hat er von einer Clairvoyanten gehört, daß er Fürstin Gargazin nicht mehr trifft.«

»Nein, er kommt, aber in welcher Laune! Es ist mir wirklich recht leid. Nur Ihretwillen.«

»Ist ihm was passiert?«

»Er ward bei der Berg so lange aufgehalten. In der besten Absicht, denn wer konnte anders denken bei der besondern Vorliebe, mit der die Königin sich der Sache angenommen. Da, um neun erst bringt der Kurier die Hiobspost.«

»Eine Hiobspost!«

»Der König will die Präbende nicht geben.«

»Und Ihre Majestät die Königin hatte doch –«

»Nichts gespart, was Klugheit und Liebenswürdigkeit vermögen. Bis acht Uhr gaben sie im Palais die Hoffnung nicht auf. Man paßte nur auf den günstigen Augenblick, und er schien gekommen. Majestät brachen eben ein Stückchen von dem Kuchen, den Sie besonders lieben, und versicherten, so vortrefflich sei er noch nie gebacken. Das benutzte Ihre Majestät, und der König lächelte ihr auch mit der liebenswürdigsten Laune zu, aber ebenso liebenswürdig schüttelten Sie den Kopf und sagten: ›Herr Jean Paul mag ein sehr guter Romanschreiber sein, aber darum ist er noch kein guter Domherr.‹«

»Hat Ihre Majestät nicht Lafontaines Beispiel eingewandt? Der hat doch auf ihre Vorstellung die Präbende erhalten.«

»Ihre Majestät sind zu klug, um nach solcher Erklärung noch einmal anzufangen. Und es gibt Wichtigeres zu bitten.«

»Der arme Jean Paul also gänzlich aufgegeben?«

»Für Berlin verloren. Ich wollte Sie nur avertieren. Noch weiß niemand hier davon. Sie tun also gut, liebe Frau, die Sache auch zu ignorieren. Die Verehrung für den Dichter hängt mit der Aufmerksamkeit zusammen, die ihm der Hof erzeigt. Erfahren sie, daß der ihn aufgibt, ist der Lüster fort.«

»Nein, es gilt nichts mehr«, sagte die Geheimrätin bitter.

»Es tut mir nur um Sie leid, aufrichtig, meine liebe Geheimrätin. Soviel Embarras! Sie würden die Gesellschaft auch nicht gegeben haben, wenn Sie das vorausgewußt. Adieu et au revoir!«

»Jean Paul kommt!« ging ein Gemurmel durch die Zimmer.

Die Geheimrätin meinte, der Legationsrat hätte doch in zu ehrerbietiger Entfernung auf die Fürstin gewartet, als er sie hinausführte.

»Fürstin Gargazin liebt Herrn Jean Paul nicht?« bemerkte Herr von Wandel, als er auf einen raschen Armdruck sie seitwärts in ein Zimmer geführt, damit sie dem Dichter, der die Treppe heraufkam, nicht begegne.

»Ich liebe nicht den Kultus für sogenannte große Menschen«, antwortete die Fürstin beim Hinuntergehen. »Die Lupinus wird sich mit diesem Zauberfest wieder lächerlich machen.«

»Ein Erbstück der Familie.«

»Sagen Sie, dieser Menschen, dieser Stadt, dieser Zeit. Weil jeder aus seiner Sphäre treten möchte –«

»Ohne den Charakter zu haben, die neue sich untertänig zu machen.«

»Wenn jeder die Sphäre des andern durchschauen könnte!« erwiderte die Fürstin langsam, den Blick auf den Begleiter gerichtet. »Übrigens tut mir die arme Frau leid. Prinz Louis wird nie zu ihr kommen. Sie läßt alle ihre Minen umsonst springen.« Die Fürstin drückte beim Einsteigen dem Legationsrat die Hand: »Ich werde nichts vergessen.«

 Top