Siebzehntes Kapitel.
Vater und Sohn.

Wer den jungen, blassen Mann gesehen, der in vernachlässigtem Anzuge, unfrisiertem Haar, die Hände auf dem Rücken, durch die Straßen schlenderte, von der frühen Nachmittagsstunde bis zum späten Abend, bald die Augen in den Himmel, bald auf das Pflaster gerichtet, wäre versucht gewesen, in ihm ein unheimliches Wesen zu entdecken, das, losgerissen aus den Kreisen einer Ordnung, denen es in anderen Zeiten angehört, nun spukhaft durch sie wandelt, neugierig, gleichgültig, schadenfroh, wie man will. Entweder einen Bummler oder ein Hoffmannisch Gespenst. Jene gab es noch nicht; an Gespenster durfte damals kein Gebildeter in der Residenz des Staates der Intelligenz glauben. Und doch war es etwas Verwandtes.

Louis Bovillard war entlassen. Er war ein stiller Gefangener gewesen; die Beamten waren erstaunt darüber, er hatte diesmal keinen Streit angefangen, keine Scheibe zerschlagen, keinen Wärter zur Tür hinausgeworfen. Er hatte, in sich versunken, dagesessen, bis die Stunde der Befreiung schlug. Nichts von der Außenwelt war zu ihm gedrungen; da war es doch natürlich, daß er sich jetzt orientieren wollte in der ihm fremd gewordenen. Wohl hatte es durch die dicken Mauern geklungen von außerordentlichen Dingen, von einer Stimmung, die nie dagewesen, von einem heißen Fieber, das die Glieder schüttle, von einem Geist im Volke, der den langen Winterschlaf von den Lidern streife. Im Gefängnis träumt man lebendiger von der Freiheit. Er aber hatte auf seinem Holzbett stumm gelächelt; seine Träume waren anderwärts.

Und jetzt lächelte er wieder, wenn er durch die bewegten und stillen Straßen ging. Sie waren so breit, so tot und so geräuschvoll wie immer; die Mühlen klapperten, die Menschen schwatzten wie immer. »Was suchen Sie, Bovillard?« fragte ein Bekannter, der ihm nicht hatte ausweichen können. – »Die Stimmung«, war seine Antwort. Der Kalkulator stutzte, aber er erinnerte sich, daß Bovillard Klavier spielte. »Sie suchen einen Stimmer? Ihr Klavier« – »Ist total verstimmt«, antwortete der junge Mann und wandte ihm den Rücken.

Ein Plakat an der Ecke! Vielleicht ein Aufruf des Königs an sein Volk? – Nein, verlorne Sachen, drei Auktionen! Doch auf der andern Seite eine obrigkeitliche Bekanntmachung: eine Warnung vor falschen Zweigroschenstücken, die sich in Ostfriesland bedenklicherweise gezeigt, und eine Einschärfung von Gouvernement und Polizei, wie die unter den vorigen Königen erlassene Verordnung noch jetzt in voller Kraft sei: daß die sogenannten Zelte und Gebäude im Tiergarten nach wie vor nicht massiv, vielmehr nur von Brettern gebaut werden dürften. – Auf dem Papier stand das Gesetz, im Tiergarten baute man, wie man Lust hatte.

Er trat an eines der noch seltenen und sehr bescheidenen Schaufenster, wo Kupferstiche aushängen. Vielleicht die großen Generale des letzten Krieges. Würden endlich Erzherzog Karl und die andern die Bilder der französischen Generale verdrängt haben? – Gar keine Generale! Nur König und Königin, wie sich's gebührt; Schauspieler und Schauspielerinnen, der Jubelgreis Erman, der Astronom Bode mit einem Sternenkranz um die Schläfe. Er hatte ja einen neuen Kometen am Großen Bären entdeckt.

Willenlos führten ihn seine Schritte in einen Buchladen. Er fragte nach Novitäten für die Zeitgeschichte. »Warum sind des Kanzleidirektors Kistmacher in Breslau Gedichte merkwürdig?« – »Haben Sie nicht in der Vossischen gelesen? Er zeigt seinen Freunden an, daß er mit Gott und seinem König heut gesund und munter in sein neunundfünfzigstes Dienstjahr tritt. Das hat denn gleich Nachfrage nach den Gedichten gemacht.« – Der Buchhändler hatte noch einen interessanten Beitrag für »unsre Zeitgeschichte!« – »Zuverlässige Nachrichten von der Sackschen Familienstiftung zu Glogau, zum Unterricht für Stiftsberechtigte.« Sie hatten eben die Presse verlassen. »Die Lektüre soll mich heut nacht erquicken!« sagte Bovillard und steckte das Heft in die Tasche.

Er maß die Schritte von der Quadriga bis zu Prinz Heinrichs Palais; siebenmal hatte er die Länge der Linden gemessen und nichts gesehen als welke Blätter. Die Gesichter, denen er begegnete, die Blätter, die der Staubwind um seine Füße kräuselte, verschmolzen sich. Seine Phantasie schweifte in eine Wüste; er grübelte, warum die Natur ihnen die Quellen versagt, warum keine Erdbeben die Sahara erschüttern; Vulkane erheben sich doch aus dem Meere.

Er saß in einer Weinstube. Er hörte viele Stimmen. Viele Stimmen machen eine Stimmung. Männer der Wissenschaft zu seiner Linken, Männer der Praxis zur Rechten, Männer der Kunst kamen, als das Theater aus war. Man sprach links und rechts vom Fortschritt. Wieviel öffentliche Vorlesungen befriedigten nicht die Wißbegier! Klaproth über Chemie für jedermann, Fischer über Experimentalphysik, und der gelehrte Bendavid las gar über Geschmackslehre! Aber dann brauste der Streit von der Rechten zur Linken und im Zentrum über das Stück des Tages: »Die Organe des Gehirns«. Wer war größer, Kotzebue oder Iffland? Kotzebue, der mit beißender Kritik, mit übersprudelnder Laune die neue Schimäre der Wissenschaft geißelte, der Gall auf immer vernichtet hatte, oder der unvergleichliche Mime, der heute den Lear und morgen den Kannegießer mit gleicher Virtuosität spielte? Iffland drückte Kotzebue zu Boden. Alle Lippen bebten vom Lobe des Mimen; man anatomisierte den kleinen Finger seiner linken Hand, mit dem er ein widerstrebendes Gefühl ausgedrückt, man zerschnitt seine karierte Weste, welche die Zersetzung eines sublimen Gedankens in ebensoviel Teile darlegte. »Und Fleck ist doch größer!« trumpfte ein stabiler Gast auf den Tisch. – »Warum, Renommist?« – »Er schafft, Iffland kopiert.« – Kunst und Natur, ein ewiger Streit, man überschrie sich; die Gläser klirrten, die Köpfe wurden heiß. »Und alle eure Kunst ist doch nur Chemie«, schrie der Renommist. »Die Pest auf Dichter, die nur die Schädellehre zersetzen, aber keinen Schädel lebendig machen.«

Er setzte sich von den Genialen zu den Philistern; doch es waren Philister des Fortschritts. Die Emdener Heringsfischerei hatte zum erstenmal Dividenden ausgeteilt. Und die Chaussee von Potsdam nach Brandenburg war ehegestern fertig geworden. »Meine Herren, das erwägen Sie, man kann von nun an in neun, ja vielleicht künftig in sieben Stunden von Berlin nach Brandenburg fahren! Und wie lange ist es her, wo wir einen Tag brauchten durch den Sand, um nur nach Potsdam zu kommen! Das war ja schon ein ungeheures Evenement. Wenn das der Alte Fritz erlebt hätte! Bis Potsdam wie auf einer Diele! Und das hat unsre Regierung getan, und doch sind sie nicht zufrieden! Ich frage sie, was verlangt man denn noch? Sollen wir fliegen? Ja, schöne fliegen, wenn Krieg kommt!« – »Nur die unruhigen Köpfe, Herr Hofrat!« – »Ganz richtig, Herr Nachbar, was geht uns Österreich, was geht uns der Napoleon an!« – »Jetzt will jeder Mensch eine Meinung haben, und alle Welt soll man fragen.« – »Der Alte Fritz fragte niemand, und es ging doch.« – »Ganz recht, Herr Geheimsekretär, es ginge auch noch, wenn nur eben nicht die unruhigen Köpfe wären.« – »Und werden die Emdener wieder Dividenden zahlen, wenn's losgeht?« – »Werden sich hüten, Herr Hofrat! Mit Handel und Verkehr, mit Fabriken und allem ist's aus.« – »Friede! Friede!« war das Losungswort in der Ecke. Ein Zeitungsleser, der zugehört, lächelte. »Da hören Sie das allerliebste Gedicht: ›Pensées sur la position d'à présent‹.« – »Die ›Vossische Zeitung‹ hat immer allerliebste Gedichte.« Er mußte es vorlesen:

»Je souhaite la paix en tout
Entre l'amante et son amant, et sa femme et son époux.
Beaucoup de pleurs seroient épargnées,
Si Mars sauvage encore vouloit se reposer.
L'espérance consolante me reste encore,
Que les mères et les épouses ne pleureront
De leurs fils et maris la mort,
Et que le transport des canons
Et toutes ces préparations
A la paix universelle serviront.[1]«

»Charmant!« – »Allerliebst!« – »Das ist Poesie!« – »Das ist noch ein Dichter, der Gefühl hat.« – »Nein, eine Dichterin; es steht drunter Philippine de B.« – Die poetische Entzückung hatte die andre Seite der Gesellschaft aufmerksam gemacht, einer das Zeitungsblatt ergriffen und in anderem Pathos die Poesie vorgelesen: »Von Bovillard!« rief er, »das riecht nach seiner Poesie!« Und ein schallendes Gelächter bestätigte im Chor.

Louis Bovillard hörte es nicht mehr. Er hatte sogleich den Verfasser erraten. Sein Vater liebte, seine zarteren Gedanken, wie er es nannte, unter weiblichen Namenschiffren ins Publikum zu schicken. Er irrte wieder durch die dunklen Straßen. Verspätete Theatergänger. Iffland und immer Iffland! – Verliebte Pärchen; süßes Geflüster, aufgeschreckt durch seinen rauhen Fußtritt. – »Oh Liebe, du Zauberin«, lachte der Dämon in ihm, »nur in die laue Nacht brauchst du den Arm zu strecken, und die Herzen setzen an wie die Fliegen an die Leimstange.«

In der einsamen Straße, durch die er einbog, stand ein Militär an ein Haus gelehnt in horchender Stellung. Aus dem geöffneten Fenster oben blickte verstohlen eine weibliche Gestalt sich um, und als sie niemand zu sehen glaubte, fiel ein Blumenstrauß auf den Lauscher. Als der Militär das Geschenk an seine Brust drücken wollte, fühlte er seinen Arm gepackt. Ein »Halt!« dröhnte durch die Stille, im selben Augenblick klirrte das Fenster zu.

Zorn und Schreck hatten nicht Zeit, über den Vorrang zu streiten, als die Erkennung schon erfolgt war.

»Bovillard! – Plagt Sie der Teufel! – Wo kommen Sie her?«

»Aus meinen Banden.«

»Wohin soll's?« fragte Dohleneck schon mit gerunzelter Stirn.

»In die Freiheit.«

»Sie brauchten andere nicht mit sich zu reißen.«

»Nur die ich liebe.«

Der Rittmeister hatte sich eine Weile in der ersten Überraschung von ihm fortziehen lassen. Jetzt erst, nachdem sie um die Ecke waren, hatte er Posto gefaßt:

»Himmel, Sackerment, Bovillard, Red und Antwort, was war das! Wenn einer bis über die Ohren verliebt ist –«

»Einen Eimer Wasser ihm über den Kopf Was sich liebt, auseinanderzuscheuchen, ist heut mein Pläsier.«

»Sie kommen aus dem Tollhause, oder –«

»Ich ging aus mir selbst, wollen Sie sagen.«

»Warum?«

»Weil es mir zu eng drin ward.«

Der Rittmeister hatte sich erholt: »Wenn Sie es nicht wären! Wissen Sie, was Sie taten?«

»Zur Hälfte.«

»Sie störten –«

»Einen halben Ernst, das ist möglich, gewiß, eine ganze Posse.«

»Neulich vertraute ich Ihnen –«

»Ein namenloses Liebesabenteuer zur Hälfte. Und wenn es dies war, gratuliere ich Ihnen, wenn ich auch die andere Hälfte verdarb.«

»Kennen Sie das Haus?«

»Nein, weiß wahrhaftig nicht mal, welche Straße es war. Aber auf das Soubrettengesicht fiel grade ein Lichtschein aus dem Fenster drüben.«

»Ein Soubrettengesicht! Eine majestätisch schöne Frau!«

Bovillard lachte: »Ein durchtrieben Schelmengesichtchen, und hinter ihr guckte ein Bedientengesicht – für so was hab ich Augen. So wahr der Wolkenstreif eben durch die Mondsichel geht, man wollte Sie foppen!«

»Nein, Sie täuschen sich.«

Ein sanfter, aber fester Händedruck antwortete ihm: »Darin täusche ich mich nie. – Sie sind betrogen – von wem? Das ist gleichgültig. – Diesmal von denen da oben am Fenster –«

Er hatte ihm das Bukett aus der Hand genommen: »Fort mit dem Bettel! Wer weiß, in welcher Hand er war!« Er schleuderte es über die Straße. Sie gingen schweigend nebeneinander. Was in der Brust des Offiziers arbeitete, konnte nicht heraus.

»Laßt die Motten ins Licht fliegen, es ist ihre Bestimmung. Sie, Dohleneck, sind zu gut dazu, zu arglos.«

»Sie sollen darüber richten«, sprach der Rittmeister, plötzlich stehenbleibend. »Grade Sie, Gott weiß woher, ich traue Ihnen, obgleich – verteufelter Gedanke, wenn man mich wieder in den April geschickt!«

»Sie spielen alle Komödie!« rief Bovillard, in die Wolkenzüge am Himmel blickend. »Das ist ihre Bestimmung. Warum träufte die Natur diesen Reiz in unser Blut, diese Mottenlust in unser Hirn! Aber so wollen sie uns vielleicht! Daß unser Auge schwimmt, unser Mark weich wird, unsre Spannkraft erschlafft, das Hirn unfähig, einen Gedanken festzuhalten, der Geist zittert vor dem Entschluß, der Arm vor dem Schlag. Diesen goldenen Semeleregen sehn sie mit stillem Vergnügen auf das Geschlecht rieseln, damit die Titanenenkel ausgehn sollen aus dem lebendigen Geschlecht. – Rittmeister!« rief er. »Soldat des Königs! Wenn die Welt in Brand steht, ist's dann Zeit, wie Schmetterlinge um die Flammen wirbeln! Wollen Sie das Haus stürmen, auf einer Leiter durchs Fenster brechen? Mein Wort, da helf ich Ihnen. Kommen Sie, fordern Sie Wahrheit! Wollen Sie ein schönes Weib entführen, das Sie genarrt, erzürnt hat, ich bin dabei. Gewalt, Gewalt! Das ist noch ein Wort, ein Sturmglockenlaut, der in den Himmel dröhnt. Wollen Sie? Auf der Stelle – nur nicht Seufzer, nur nicht Liebesblicke, kein Buhlen um Gunst, keine Küsse. Ja – ein Weib, was mich haßte, mit einem Fußtritt mich von sich stieße –«

In dem Augenblick rasselte eine staubbedeckte Kalesche um die Ecke. Bei der raschen Wendung mochte das Hinterrad an einen Stein gestoßen sein, das Rad brach, und der leichte Wagen stürzte um. Schon im nächsten Augenblick hatte der darin Sitzende mit einem Fluch sich aus dem Wagen gearbeitet. Der Fluch galt den Pferden oder dem Kutscher, eine barsche Zurechtweisung den beiden, welche zum Helfen hinzugesprungen waren. Auf ihre Frage, ob er keinen Schaden gelitten, antwortete der Mann, der seinen militärischen Mantel in die Kalesche zurückwarf und hastig nach einer Ledertasche griff: »Das wäre das wenigste!«

»Verfluchter Kerl, warum hier grade!« rief er, sich umsehend, dem Kutscher zu. »Es ist ja noch eine Viertelstunde bis zum –« Er nannte den Namen eines Ministers.

»Wenn es Ihnen darauf ankommt, führe ich Sie auf kürzerem Wege dahin!« sagte Bovillard.

Es war ein Kurier. Der Rittmeister, im Schein der Laterne, bei welchem der Reisende die Ledertasche besah, erkannte einen befreundeten jüngern Offizier.

»Was bringen Sie in Ihrer Tasche, Schmilinsky?«

»Brennend Feuer«, antwortete der Feldoffizier, indem er die Tasche wieder zuschloß. »Ja, auf dem nächsten Weg, meine Herren, zum Minister.«

Der wohlbeleibtere Kavallerieoffizier hatte Mühe, den beiden nachzukommen.

»Was brennt denn?« fragte Bovillard, als sie ihre Schritte mäßigten, um Atem zu schöpfen.

»Ich habe keinen Grund«, sagte der Kurier, »geheimzuhalten, was mir auf dem Fuße nachkommen muß. Ja, ich wundre mich, daß das Gerücht mir nicht voraufgeeilt ist, weil ein ähnlicher Unfall mich unterwegs aufhielt. Ich glaubte Berlin selbst in Aufruhr und finde eine Kirchhofsruhe. Am Tor wußte man noch nichts.

»Was ist's?«

»Die Franzosen sind eingebrochen.«

»Wo?« fragte es mit einem Munde.

»Wie ein Platzregen ins Ansbachsche – Bernadotte mit – neunzigtausend Mann wenigstens wälzt er in Sturmmärschen durch – die Bayern hausen wie in Feindesland –«

»Krieg!« jauchzte der Rittmeister.

»Und die preußischen Truppen?«

»Was dastand, machte Platz oder nicht, wie es kam. – Sie wissen nicht vor Order und Konterorder, was zu tun –«

Sie waren am Hotel angelangt und rissen an der Schelle. Der Kurier lehnte sich erschöpft am Pfeiler:

»Er wird doch fester halten als der«, sagte er. »Meine Herren, wer das mit ansehn mußte! – Sie spuckten auf unsre Grenzpfähle; ich sah einen umgerissen – aus purem Übermut –«

»Wer?« rief der Rittmeister.

»Franzosen oder Bayern, gleichviel. Der preußische Adler im Kot, die Tapfen ihrer schmutzigen Füße auf Friedrichs zerbrochenem Adler. Meine Herren, es war ein Stoß ins Herz für einen preußischen Militär.«

»Das muß der Langmut den Hals brechen!« jauchzte Bovillard und stürmte an der Hausglocke. Der Portier hatte endlich den Schieber des Seitenfensterchens geöffnet.

»Ein Kurier! Depeschen!« riefen drei Stimmen zugleich.

»Exzellenz haben sich bereits zur Ruhe verfügt.«

»Der Sekretär! Aus dem Bureau, wer es sei.«

»Alles schläft schon.«

»In Teufels Namen, so weckt sie!« schrie der Rittmeister.

»Ich muß Exzellenz persönlich sprechen, der Kurier! Ein Kurier aus dem Ansbachschen, Depeschen von äußerster Wichtigkeit.«

»Nach zehn Uhr wird nichts angenommen. Morgen früh um acht Uhr. Wenn's sehr wichtig ist, können Sie schon um sieben klingeln.«

Der Laden klappte, das Schiebefenster ging zu.

»Was ist da zu tun?«

»Zum Gouverneur!«

»Er wird noch von der Schnepfenjagd nicht zurück sein«, entsann sich Dohleneck. – Es waren wohl Adjutanten und Offiziere da, aber sie waren für außerordentliche Fälle nicht instruiert. Es müßte doch wahrscheinlich ein Ministerkonseil berufen werden. Also riet man, einen andern Minister aufzusuchen, es werde doch einer wachen.

Es wachte aber zufällig keiner. Hier wurden sie angeschrien, dort höflich zur Ruhe vermahnt. Sie sollten wissen, daß Exzellenz jeden Sonnabend zu transpirieren einnehmen. Dann werde niemand, wer es auch sei, vorgelassen.

»Er spielt Lomber! Man darf ihn nicht stören!« rief Bovillard und unterschlug die Arme. Sie waren vom letzten Hotel abgewiesen.

»Was sehn Sie da, Bovillard?«

»Nach dem neuen Kometen, den Herr Bode am Großen Bären entdeckt hat. Der Mann hat sich doch ein großes Verdienst um den preußischen Staat erworben.«

»Wenn Kometen auf Krieg deuten!« sagte Dohleneck. »Wohin? Wohin?«

Bovillard stürzte ihnen vorauf

»Ich sehe Licht, Funken schlagen. Es gilt einen Sturm.«

 

Die Erscheinung, welche durch die Hintertreppe ins Arbeitszimmer des Geheimrats gedrungen, war sein Sohn. Es waren Jahre vergangen, seit Louis Bovillard seinen Fuß in diese Räume gesetzt.

Die auf des Vaters Seite waren entflohen, die auf des Sohnes unten geblieben, oder sie hatten ihm die Sache übergeben und waren auch fortgegangen. Der Vater und der Sohn waren allein.

Der Vater hatte sich wiedergewonnen. Wenn der erste Anblick ihn erschreckt, wenn er hinter den Tisch getreten, auf dem die Flaschen rollten, wenn er an der Glocke ziehen wollen, so war der wüste Traumeindruck so schnell vergangen, als er aufschoß. Dieser Sohn kam nicht mit der Pistole in der Brust; er floh nicht vor seinen Verfolgern, er war nicht eingedrungen um des Vaters Beutel oder Schutz; aber wie wild auch das Auge rollte, wie starr und wüst das Haar um seine Stirn spielte, wie vernachlässigt sein Anzug, Louis kam auch nicht als verlorner Sohn, der die Treber gegessen und zerknirscht vor des Vaters Füßen den Boden küssen will. Er blieb aufrecht an der Tür stehen. Ein verlorner Sohn hält auch kein Portefeuille in Händen.

»Mein Vater! Vergessen Sie auf einen Augenblick Ihren Sohn, dem Sie diese Schwelle verboten. Sehn Sie nur den Sohn des Vaterlandes. Es gilt dessen Ehre, vielleicht sein Dasein.«

Er hatte in kurzen, abgestoßenen Sätzen erzählt – was wir bereits wissen.

»Und was geht es dich an?«

Louis trat um einen Schritt näher: »Das ist nicht Ihr Ernst, es kann nicht Ihr Ernst sein. Auch Ihr Auge blitzte auf, ich sah es. Vergessen Sie, daß Ihr Sohn Zeuge ist dieser Bewegung, die Ihnen keine Schande bringt. Herrgott – Sie müssen –«

Der Geheimrat war in Bewegung; es gelang ihm nicht ganz, sie zu verbergen.

»Der du nicht mein Sohn sein willst, du weißt doch, daß ich nicht Minister bin, und die Depeschen sind nicht an mich.«

Louis war noch um einen Schritt näher getreten, er hatte des Vaters Arm ergriffen, er sah ihn mit einem Blick an, den der Geheimrat nicht ertrug.

»Wenn ihr Kind ins Wasser fiel, springt die Mutter nach, auch wenn sie nicht schwimmen kann. Der Naturtrieb ist's, sie kann nicht ohne das Kind leben; sie will mit ihm untergehen. Hier handelt sich's um Untergang; unser Vaterland geht an der Donau unter. Wie Gebirgsbäche nach einem Platzregen ein Tal überschwemmen, so stampfen des Feindes Hufen auf unserem eigenen teuren vaterländischen Boden die Quellen auf. Aus unserem Blut, aus unseren Brüdern rekrutiert er sein Heer. Der Bayer zieht mit ihm, wie der Schakal dem Löwen folgt, Baden ist längst gezwungen; in diesem Augenblick, der Kurier bringt die Nachricht, schließt auch Württemberg sich an; die Kleinern, die Größern, die Größten reißt er, er reißt alle mit sich. Nur wir glaubten uns von besserer Natur, zu groß, wir schrieben Friedrichs Namen mit Ellenbuchstaben an unsre Grenze. Da liegt die falsche Rechnung. Eine Tradition war's, ein Nebelschild, ein Dunstbild. Seine Sappeurs haben unseren Grenzpfahl niedergehauen, seine Kanonen rollen, seine Reiter sprengen darüber. Der schwarzweiße Pfahl liegt im Graben, der Adler zertreten, es gibt keine preußische Grenze mehr, es gibt kein Preußen mehr, wenn wir das ruhig hinnehmen.«

»Wenn das Faktum sich als richtig ausweist, wird Preußen wegen des Grenzpfahls Satisfaktion verlangen. Dessen darf man sich versichern.«

»Und der große Kaiser«, fiel Louis ein, »wird sie ihm gewähren, oh gewiß eine glänzende Satisfaktion, wenn wir ruhig bleiben und uns nicht kümmern um was uns nichts angeht. Er wird uns auf seine Kosten einen neuen Pfahl aufstecken lassen. Oh, es wird ihm eine Lust sein, uns Grenzen zu stecken. Wenn wir ihm nur Zeit lassen, unsere deutschen Brüder zu erdrücken und erwürgen, läßt er uns auch wohl zur Genugtuung die dummen Sappeure füsilieren, die's getan. – Seine Bulletins werden uns kajolieren. Oh süße Harmonie der Geister, wenn das ganze Deutschland zertreten ist, Österreich ins Herz gestoßen, verblutet, wenn uns dann der große Kaiser belobt wegen unsrer weisen Mäßigung. – Nur jetzt fordern Sie es nicht, mein Vater, jetzt hat er anderes zu tun. Seine Kolonnen wälzen sich, schwarze Rauchsäulen, über das blühende Schwaben und Franken, er durchbricht die Donau, die Feuerschlünde und die Bajonette, die Roß und Mann, die es ihm nehmen sollten, er umzingelt Mack und den Erzherzog. Von Schwaben aus, von Franken, von den Alpen her, umgarnt, eisern umarmt schon, ist die österreichische Armee durch eine Übermacht, gegen welche die Tapferkeit umsonst ist, wenn keine Hilfe erscheint. Ja, bei Nördlingen oder Ulm ist's vielleicht schon in diesem Moment entschieden, und wir – wir sehen zu und schlafen.«

Der Geheimrat hatte sich ganz wiedergewonnen.

»Du weißt, ich liebe nicht Exaltation, am wenigsten in Staatsangelegenheiten.«

Er hatte sich auf einen Stuhl niedergelassen und fuhr mit einem Tuch über seine Stirn: »Wer leugnet, daß unsre Lage kritisch ist? Sie ist sehr bedenklich; ich will ernsthaft mit dir sprechen, weil ich aus deinem Affekt heraussehe, daß es dir ernst ist. Es ist mir nicht unlieb, denn wer weiß, was noch kommt, wo Ernst not tut. Wir haben uns täuschen lassen, es ist sogar möglich, daß wir nicht zu rechter Zeit uns entschieden, uns nicht beizeiten wahre Alliierte verschafften. Es ist noch schlimmer, daß, wenn wir es jetzt wollten, man uns nicht mehr traut. Ja, ich fürchte, Napoleon grollt uns im Innern mehr als einem seiner Gegner. So ist's, mein Herr Sohn«, rief er aufstehend, »ja, so ist es. Und weil es so ist, dürfen wir grade jetzt nicht anders handeln, als wir gehandelt. Sollen wir, wo das Schicksal von Europa auf der Messerschneide schwebt, mit einemmal außer uns geraten, uns selbst verlieren, und dem Teil, der auf dem Punkt steht, zu verlieren, uns in die Arme werfen! Wir gingen mit ihm unter.«

»Wenigstens wäre es ein männliches Ende –«

»Eines, der sich selbst verloren gibt. So weit sind wir noch nicht. Aber wir sind in einer Lage, wo man nicht vorsichtig genug sein kann, wo man behutsam jeden Schritt, jedes Wort, jeden Blick, den Hauch des Mundes abwägen muß. Unsre Politik ist und kann, sie darf nicht anders sein, als hinzaudern, abwarten, wie draußen die Würfel fallen –«

»Das ist Ihre Politik, Vater!«

»Aller Vernünftigen. Sieh dich um und höre die Stimmen in Berlin –«

»Das Ihre vernünftigen Freunde demoralisiert haben. Die Krämer- und Schreiberseelen zittern freilich vor jedem Feuerhauch. Er könnte diese Stickluft in Brand stecken. Ihr Ich ist ihr Vaterland, die Kunden, die morgen ausbleiben, wenn die Kriegstrompete schmettert, sind ihre Brüder. Aber die Provinzen, das Land urteilt anders. Auch hier –«

»Gibt es Brauseköpfe wie du, Phantasten, Patrioten, leider sehr hohe und sehr gefährliche darunter, die das Schicksal des Staats auf eine Karte setzen möchten. Das Blut von Tausenden ist ihnen nichts, der Wohlstand und das häusliche Glück von Millionen, die Verwüstung und Vernichtung des Landes auf eine lange Zukunft hinaus, wenn sie nur ihrem Götzen Ehre opfern können. Der Krieg ist ihnen ein ritterliches Spiel, und um einzuhauen, um Lorbeern zu ernten, als Sieger zurückzukehren –«

»Genug, mein Vater«, sagte Louis Bovillard und nahm das Portefeuille vom Tische. »Sie wollen nicht. Diese Depeschen sollen auch ruhen, wie des Königs Minister, bis – es morgen zu spät ist.«

»Halt! mein Sohn, was ist denn zu spät? Ich habe alles zwischen uns vergessen und rede wie zu einem, der mir gleich ist. Dieser Kurier bringt uns nichts Neues. Verstehe mich wohl, wir sahen, was jetzt geschehen ist, seit Wochen voraus. Es konnte nicht anders kommen. Seit acht Tagen erwarteten wir jede Stunde, daß es geschehen wird. Wir waren darum nicht müßig. Der weise Vorschlag, daß unser Staat, was er nicht ändern konnte, freiwillig zugebe, die Erlaubnis des Durchmarsches für alle kriegführenden Mächte, scheiterte leider. Wir sannen auf andres. Ehe das Auskunftsmittel gefunden ward, ist das Übel eingetreten –«

»Das zum Himmel schreit.«

»Die Diplomatie hat Mittel, die Schreier stumm zu machen. Nur weil die Hitzigen hier das Oberwasser hatten, war die Ausgleichung verspätet. Wir haben noch nichts an unsrer Ehre verloren, wenn Bernadottes Einbruch von Napoleon als ein Mißverständnis desavouiert wird. An der Bereitwilligkeit dazu wird es ihm nicht fehlen, denn mit dem Siege an der Oberdonau hat er weder Österreich noch Rußland vernichtet. Es kann ihm nicht gleichgültig sein, wenn Preußen mit seiner ganzen Kriegsmacht hinter den Verbündeten grollend ihm im Rücken steht. Ja, wir wissen, er wird alles tun, dem bösen Schritt einen guten Schein zu geben. Laforest erwartet schon einen außerordentlichen Gesandten. Napoleon opfert auch Bernadotte, wenn es sein muß. Nur muß er wissen, daß wir bereit sind, auch die Hand zu reichen, um das Mißverständnis zu konstatieren. Siegen aber in diesem Augenblicke bei uns die Feuerköpfe, so ist alles verloren; und wenn im Schrecken der Nacht ein Ministerrat gehalten wird, weiß wer, ob ein Schlaftrunkener nicht die Fackel ins Pulverfaß wirft?«

»Haben Sie mir noch mehr zu sagen, mein Vater?«

»Dein Herzenswunsch ist es, und dir verzeih ich's und den jungen Leuten und patriotischen Frauen, die keinen Blick in unsre Verhältnisse haben, und ob wir können, was wir wollen.«

»Wenn der Eroberer schon mit Angst uns aufmarschiert in seinem Rücken erblickt!«

»So wird er kehrtmachen, wenn er uns in die Zähne sieht, meinst du!« – Der Geheimrat blickte sich um, wie wenn er einen Lauscher fürchtete. Mit gedämpfter Stimme sprach er: »Wir sind nicht gerüstet, da hast du die Wahrheit, die man nicht aussprechen darf. Die Schulden der Rheinkampagne sind noch nicht ganz gedeckt, die Mobilmachung nach der Weichsel hat ein neues Loch in den Schatz gefressen. Wir haben kein Geld, auf keine Subsidien zu rechnen, da wir mit England blank stehen; es sieht so schlimm in unserer Kasse aus, daß Herr vom Stein drauf dringt, Papiergeld zu machen. Wer wird das in Zahlung annehmen?«

»Die Millionen, Vater, die unser Kriegswesen jährlich –«

»Sind ausgegeben, um den Schein, den äußern Anstrich von Friedrichs Heer zu erhalten. Poliert und frisch gestrichen ist alles, aber das Holz morsch und faul. Die Schilderhäuser blinken und funkeln, in den Magazinen stockt es. Unsre Festungen sind verfallen, unsre Generale Greise, unser Fuhrwesen verrottet, von unsren Truppen standen die wenigsten im Feuer, unser Exerzitium ist veraltet, und drüben steht ein Feind, flink wie der Wind, mit dem Genie, aus allem Stoff, den er findet, Soldaten zu machen, aus Pflastersteinen Kugeln, aus einem Lande, in dem wir verhungern würden, Vorräte in Überfluß zu pressen, ein Feind, sage ich dir, der alle unsre Schwächen kennt, und wir kennen sie nicht, und das ist das schlimmste. Wir schaukeln uns im Übermut, wir schreien wie Kinder, die durch ein dunkel Zimmer müssen, um sich Mut zu machen, wir taumeln wie Nachtwandler auf den Dächern, um, wenn man unsern Namen ruft, herabzustürzen. Das wissen wir, die wenigen, die man schimpft und verlästert, mein Sohn, und darum ist unsre Politik, den Krieg vermeiden um jeden Preis.«

»Um jeden!« rief der Sohn. »Mein Vater, auch um den Preis Ihres eignen Rufes, die Ehre des Namens, den Ihre Väter trugen? Bedenken Sie, er gehört Ihnen nicht allein. Mir ist's nicht gleichgültig, wenn sie mit dem Finger auf meinen Vater weisen, wenn einst in der Geschichte auch sein Name unter denen genannt wird –«

»Louis!« fiel der Geheimrat ihm ins Wort, »ich könnte dir heut viel vergeben.«

»Nicht, wenn ich gleichgültig bliebe zu meines Vaters Schmach. Auf die Gefahr hin Ihres letzten Zorns, ich will, muß reden! Kennen Sie das Urteil des Publikums? Ganz verhallt so was nicht, ganz läßt es sich nicht übertäuben in Späßen und in Lustigkeit. In einsamen Stunden, wenn Sie nachts aufwachen, die Wanduhr tickt, der Wurm im Holze bohrt, der Wind gegen die Fenster klappt, schreit es Ihnen da nicht zu, was man von Ihnen und Ihren Freunden flüstert, lächelt? – Nein, man spricht, man schreit es laut auf dem Markt, mein Vater! – Man schilt Sie Verräter am Vaterlande. Mehr noch, man glaubt Sie gewonnen vom Feinde, bestochen. Für Napoleons Geld gäbe diese Verräterclique dem Könige Ratschläge, die das Vaterland ins Verderben stürzen.«

»Ich kenne unsre Feinde.«

»Sie kennen sie; das ist mir lieb. Verachten Sie die giftigen Zungen, so wünsche ich es. Aber nicht durch stummes Achselzucken, nicht, indem Sie die Hände vornehm in den Schoß legen. Dazu ist nicht mehr die Zeit. Sie können sie nur verachten durch helles, offnes Handeln. Hier ist ein Moment; hier gilt es rasch handeln. Was der Kurier gebracht, ist kein Geheimnis; morgen weiß jeder, er weiß auch, daß er verschloßne Tore fand, daß die Minister schliefen oder schlafen wollten. Der Lieutenant Schmilinsky, ein Soldat von rohem Schrot und Korn, nimmt kein Blatt vor den Mund, ja, er speit schon Feuer und Flamme. Er weiß jetzt, daß seine Depeschen in Ihren Händen ruhen, daß es an Ihnen wäre, die Minister zusammenzurufen. Geschieht es nicht, so fallen, mein Vater, die Verwünschungen, die jene treffen, auf Ihr Haupt zuerst.«

»Das hast du getan.«

»Ich, und mit freiem Willen –«

»Louis – deinen Vater in eine Lage zu bringen, die –«

»Ihm Gelegenheit verschafft, den Makel abzuwaschen. Ich freue mich, ich bin stolz darauf. – Zum Minister – befehlen Sie, daß der Kutscher anspannt – befehlen Sie, ich begleite Sie, befehlen Sie, was Sie wollen, ich bin zu allem bereit. Nur keinen Augenblick gezaudert –«

»Und nach alledem, was ich dir – nur dir – vertraute –«

»Will ich meinen Vater rein sehen, von der Anklage wie von der Schuld.« – Er griff nach des Vaters Hand. – »Enterben Sie mich, aber das tun Sie mir zuliebe. Beim allmächtigen Gott, ich glaube nicht, was der Argwohn spricht, nicht von Ihnen, auch nicht von den andern – aber ich lechze, ich sehne mich nach Beweisen, nach einer schlagenden Tat, damit, was ich wünsche und glaube, zur Überzeugung wird, damit ich stolz jedem die Stirn weisen, damit ich ihm ins Gesicht schauen und ihn als einen Lügner strafen kann, der meinen Vater – schilt.«

Der Geheimrat war in einer Aufregung, die sich nicht verbergen ließ, auf und ab gegangen. Jetzt plötzlich riß er an der Schelle. Er ergriff das Portefeuille, er drückte Louis' Hand: »Rufe den Kurier, wir fahren zum Grafen.«

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Anmerkungen:
  1. Ich wünsche gänzlichen Frieden,
    Zwischen Liebender und Liebendem, und Ehefrau und Gatten.
    Viele Tränen würden erspart,
    Wollte der wilde Mars sich zur Ruhe begeben.
    Es bleibt mir die tröstende Hoffnung,
    Daß die Mütter und Gattinnen nicht Tränen vergießen
    Um den Tod ihrer Söhne und Männer,
    Und daß der Kanonentransport
    Und diese Rüstungen alle
    Dem allgemeinen Frieden dienten.
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