13.

Hüte Dich aber, einen Großen, der Ansprüche auf Verstand, Witz, hohe Tugenden, Gelehrsamkeit, Kunstgefühl, oder worauf es immer sei, macht, hüte Dich, ihn deutlich oder gar in Gegenwart andrer merken zu lassen, daß Du Dir bewußt bist, Du übertreffest, Du übersehest, Du verdunkelst ihn. In der Stille darf er das wohl fühlen, aber er muß es nur allein zu fühlen glauben. Vor allen Dingen ist diese Vorsicht nötig gegen Vorgesetzte, die ungeschickter in ihrem Fache sind als Du. Gern mögen sie Dir Deine bessern Einsichten, gleichsam als prüften sie Dich, abfragen, sich zu eigen machen, Dir nach Gelegenheit Deine eigene Ware wieder verkaufen; doch wehe Dir, wenn Du das rügst, wenn Du nur einmal tust, als merktest Du das, oder gar wenn Du den unterrichtenden Ton gegen sie annimmst. – Wie werden sie Dir das Leben sauer machen! Wieviel werden sie von Dir fordern, das sie selbst nie zu leisten imstande sein würden, damit sie Gelegenheit haben, Dich eines Fehlers zu zeihen.

14.

Es gibt aber geringe, unschuldige Gefälligkeiten gegen die Großen der Erde, die man ihnen, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen, erweisen, und unwichtige Forderungen von ihrer Seite, die man ohne niedrige Schmeichelei erfüllen kann. Diese verzogenen Schoßkinder des Glücks sind nämlich von Jugend auf daran gewöhnt worden, daß man sich in Kleinigkeiten nach ihren Phantasien fügt, ihren Geschmack zur Richtschnur annimmt, ihre Liebhabereien artig findet und alles vermeidet, was ihnen aus Vorurteil oder kindischem Eigensinne zuwider ist. Auch die Besten unter ihnen sind von solchen Grillen und Einbildungen nicht ganz frei, und wenn man nun auf einen sonst redlichen, edeln Fürsten dadurch zum Guten wirken kann, daß man sich hierzu bequemt, oder wenn unser und unsrer Familie zeitliches Glück in seinen Händen ist – wer wird da nicht nachgebend sein und sich ein wenig nach einem solchen richten? So reden zum Beispiel manche Fürstenkinder sehr geschwind und undeutlich und sehen es nicht gern, wenn man noch einmal fragt, sondern wollen gleich verstanden sein. Freilich wäre es besser, wenn man ihnen diese Unart in der Kindheit abgewöhnt hätte; aber es ist nun einmal nicht geschehen; oder sie lieben Pferde, Hunde, bunte Soldätchen, Schauspiele, Pfeifenköpfe, Bilder, Geiger, Fiedler, komponieren auch wohl selbst, bauen, pflanzen, errichten Akademien, Museen und dergleichen. – Wie unschuldig ist es nicht da, zuweilen mit einzustimmen, einige Kennerschaft zu zeigen? Nur muß man sie in ihren Lieblingsfächern nicht übersehn, nicht übertreffen wollen, welches leicht zu geschehn pflegt, da sie oft von den Dingen, womit sie sich am mehrsten beschäftigen, am wenigsten verstehen (wie sich denn über den vorsichtigen Umgang mit vornehmen Komponisten und unwissenden Mäzenaten ein weitläufiges Kapitel schreiben ließe). Auch was gewisse Kleidertrachten, Manieren, den Ton der Stimme, was Stil, Handschrift und mehr solche Dinge betrifft, darüber haben sie zuweilen gewisse eigene Meinungen, die man schonen muß, wenn man sich ihnen nicht unangenehm machen will. Übrigens versteht sich's, daß diese Gefälligkeit aufhören soll, sobald dieselbe schädlichen Einfluß auf den Charakter haben kann, wenn sie dadurch im Egoismus merklich bestärkt, von ernsthaften Beschäftigungen abgezogen, unbillig gegen andre, ungerecht gegen wirkliche Verdienste werden, oder wenn ihre Liebhabereien von solcher Art sind, daß dadurch ihr Herz verwildert, verhärtet, grausam wird.

Zu den mehrenteils schädlichen Liebhabereien großer, besonders regierender Herrn gehört auch die Lust, außer Lande zu reisen. Ungern möchte ich einen Fürsten darin bestärken. Sie rennen da gewöhnlich in fremden Himmelsgegenden herum, bevor sie ihr eigenes Land kennen, in welchem tausend Gegenstände mehr als die Karnevals von Venedig und die Pferderennen in England ihrer Aufmerksamkeit wert sind, kaufen für den sauren Erwerb ihrer Untertanen ausländische Possen, Krankheiten des Leibes und der Seele und bringen nicht selten große Forderungen, Hang zur Verschwendung, Wollust und Üppigkeit, böse Laune, Müßiggang, Avantüriers u. dgl. in ihre arme Residenz zurück.

15.

Fürsten, Vornehme und Reiche pflegen zuweilen sich so weit zu Leuten von geringerm Stande herabzulassen, daß sie dieselben um Rat fragen oder sie um Beurteilung ihrer Spielwerke, ihrer Schriften, Anlagen, Pläne, Meinungen und dergleichen bitten. Ich empfehle da Behutsamkeit und daß man sich erinnere, wie übel das Ratgeben und Warnen dem armen Gil Blas von Santillana in dem Hause des Kardinals bekam, obgleich dieser ihn so dringend aufgefordert hatte, ihm zu erzählen, was die Leute von seinen Predigten redeten[1]. So wie fast alle übrigen Menschen, so legen besonders die Großen der Erde uns mehrenteils nur darum solche Dinge zur Beurteilung vor, damit wir sie loben sollen, und fragen nicht eher um Rat, als bis sie schon entschlossen sind über das, was sie tun wollen.

16.

Noch möchten alle diese Regeln der Vorsichtigkeit nicht so gefährlich zu übertreten sein im Umgange mit solchen Personen, die zwar nicht frei von den Fehlern einer vornehmen Erziehung, übrigens aber gut geartet, wohlwollend und verständig sind; allein doppelt wichtig wird ihre Befolgung, wenn man es mit vornehmen Pinseln, mit Menschen zu tun hat, die zugleich hochmütig, unwissend, dumm, von jedem wie ein Rohr hin und her zu leiten, mißtrauisch, kalt und rachsüchtig sind, und ich bedaure jede Christenseele, die von dergleichen kleinen und großen Tyrannen abhängen muß.

17.

Wenn Du das glänzende Unglück hast, der Liebling eines schwachen Erdengötzen zu sein, so bereite Dich nicht nur selber dazu vor, daß diese Freude nicht lange dauern, daß ein Schmeichler Dich aus Deinem Posten verdrängen wird; sondern zeige auch sowohl Deinem Sultane, daß Du nicht gänzlich von seinen Blicken lebst, als auch dem Volke, wie wenig Du Dir auf diesen nichtigen Vorzug zugute tust, wie unwesentlich zu Deiner moralischen Existenz ein solcher unbedeutender, zufälliger Glanz ist. Wenn Du dann in tiefe Ungnade fällst, so fliehen doch wenigstens die Bessern nicht vor Dir wie vor einem vernichteten verweseten Menschen, und der undankbare Despot fühlt, daß es noch Leute gibt, die seiner entbehren können. Baue überhaupt nicht auf die Freundschaft, Festigkeit und Anhänglichkeit der Großen. Sie achten Dich, solange sie Deiner bedürfen, sind wankelmütig, glauben lieber das Böse als das Gute, und der letzte hat bei ihnen immer Recht.

Nütze aber die Zeit ihrer Gunst, um sie zur Gerechtigkeit, Treue, Wahrheit und Menschenliebe zu ermuntern. Stimme ihnen nicht bei, wenn sie je vergessen wollen, daß sie, was sie sind und was sie haben, nur durch Übereinkunft des Volks sind und haben; daß man ihnen diese Vorrechte wieder nehmen kann, wenn sie Mißbrauch davon machen; daß unsre Güter und unsre Existenz nicht ihr Eigentum, sondern daß alles, was sie besitzen, unser Eigentum ist, weil wir dafür alle ihre und der Ihrigen Bedürfnisse befriedigen und ihnen noch obendrein Rang und Ehre und Sicherheit geben und Geiger und Pfeifer bezahlen; endlich, daß in diesen Zeiten der Aufklärung bald kein Mensch mehr daran glauben wird, daß ein einziger, vielleicht der Schwächste der ganzen Nation, ein angeerbtes Recht haben könnte, hunderttausend weisern und bessern Menschen das Fell über die Ohren zu ziehn, daß sie aber ohne Trabanten und Wachen ruhig schlafen können, wenn das dankbare Volk, dessen treue Diener sie sind, sie liebt und für das Wohl der Edlen Segen vom Himmel erfleht. – Es versteht sich, daß diese Wahrheiten einiger Einkleidung bedürfen, wenn sie den verwöhnten Ohren der Großen harmonisch klingen sollen.

Willst Du Dich in Gunst erhalten, so mache, daß nie der eitle Große merke, daß Du Dich Deiner Gewalt über ihn freuest, noch daß Du gern Deine Meinung gegen die seinigen durchsetzen wollest. Zeige ihm, daß wirklich Achtung und Liebe zu seiner Person und das Verlangen, nützlich zu sein, Deine Schritte leiten, nicht aber Eigennutz oder kindische Eitelkeit. Aber sei auch nicht so närrisch, billige Vorteile, Belohnungen Deiner Dienste zurückzuweisen, Dein Vermögen aufzuopfern und nachher vielleicht, wenn er Deiner müde ist, Dich mit einem weißen Stabe fortschicken zu lassen.

Über alle Geschäfte, die Dir von Fürsten aufgetragen werden, führe so genaue pünktliche Rechnung und Kontrolle, daß Du zu jeder Zeit die Rechtmäßigkeit Deiner Schritte gegen Verleumder und Ankläger beweisen könnest.

Ungebeten übernimm kein Geschäft, das nicht zu Deinem Amte gehört.

Vermeide es, ihnen durch trocknen, langweiligen Vortrag die Geschäfte noch unangenehmer zu machen, als sie ihnen schon gewöhnlich sind.

Bist Du des Fürsten Günstling, so fehlt Dir's nicht an Neidern und Ausspähern; sei daher dann doppelt vorsichtig in Deinem sittlichen Betragen.

Es gibt immer an Höfen Leute, denen daran gelegen ist, genau zu wissen, wie groß Dein Einfluß auf den Kopf und das Herz des Fürsten ist. Um diese nie in Deine Karte blicken zu lassen, und damit sie nicht wissen mögen, von welcher Seite etwa der Herr gegen Dich gewonnen werden könnte, so vermeide alle Gelegenheit, in andrer Gegenwart mit ihm von Geschäften oder sonst von Gegenständen, über welche Du vielleicht mit ihm nicht gleicher Meinung bist, zu reden.

Sei vorsichtig, höchst vorsichtig in bestimmter Anempfehlung andrer Leute zum Dienste des Fürsten.

Baue nie auf die Anhänglichkeit Deiner sogenannten Kreaturen, das heißt solcher Menschen, die Dir ihr Glück zu verdanken haben.

Versprich nicht Dein Fürwort, wenn Du des Erfolges nicht gewiß bist.

Begünstige die Gesuche der Kreaturen Deiner präsumtiven Feinde in billigen Dingen.

18.

Wenn Dein Beschützer, wenn ein Großer, dem Du in der Zeit seines äußern Glücks aus Not, Höflichkeit, Politik oder gutem Willen gehuldigt hast, von seiner Höhe herabstürzt, wenn er Stand, Vermögen, Einfluß oder Glanz verliert, so schlage Dich nicht zu der Partei der Niederträchtigen, die dem Unglücklichen, der ihnen zu nichts mehr helfen kann, den Rücken zukehren. Verdient er Deine Hochachtung, so zeige ihm nun mit doppeltem Eifer, daß Dein Herz nicht von der Stimme des Pöbels abhängt; ist er aber Deiner Zuneigung unwert, so schone seiner wenigstens darum, weil er von jedermann verlassen ist und also zu Mißhandlungen schweigen muß. Räche Dich auch eben deswegen nie an dem, von welchem Du verfolgt, gedrückt worden, solange er Gewicht hatte. Sammle vielmehr feurige Kohlen auf sein Haupt, damit er in sich gehe und womöglich durch Großmut gebessert werde.

19.

Sammle nicht leicht für Arme bei Vornehmen und andern Leuten von der großen Welt. Sie geben mehrenteils nur aus Prahlerei und behandeln Dich, als wäre es ein Almosen für Dich. – Überhaupt hilf selbst, wo Du kannst! Gib nicht Assignationen auf fremde Hilfe. Tadle aber auch nicht sogleich den Reichen, wenn er Dir eine Wohltat für einen Dürftigen versagt, die ein Ärmerer Dir gewährt. Denke immer, daß seine größern Bedürfnisse (ob wahrhafte, oder eingebildete – gleichviel!) und die größern Anforderungen andrer auf seine Wohltätigkeit ihn mit dem, der weniger hat, in eine Klasse setzen, und daß, wenn man gegen alle freigebig sein will, man nicht gegen einige wohltätig sein kann.

20.

Und nun noch einmal! Wenn ich hier sehr viel zum Nachteile des Charakters der mehrsten Großen und Reichen gesagt habe, so bin ich doch weit entfernt, dies ohne Unterschied auf alle Personen der höhern Klassen ausdehnen zu wollen. Es ist mir immer äußerst zuwider gewesen zu sehn, wie manche unsrer armseligen neuern Schriftsteller es sich zum Geschäfte machen, auf die höhern Stände zu schimpfen. Viele von ihnen sind so wenig mit den erhabnern Menschenklassen bekannt, daß es die höchste Impertinenz verrät, wenn sie über Sitten und Denkungsart derselben ein Urteil wagen. Von ihren Dachstübchen herunter schielen sie neidisch und hämisch nach den Palästen der Glücklichern hinunter; wenn bei grober Kost und dem Wasserkruge die süßen Düfte aus den Küchen und Kellern derer, die im Überflusse leben, zu ihnen hinaufsteigen, so reizt das ihre Nerven, erregt ihre Galle; es ärgert sie, daß ihre Glücksumstände ihnen nicht wie jenen erlauben, ihre Leidenschaften zu befriedigen; sie verwünschen den Mann im vergoldeten Wagen, den sie zu Fuße nicht einholen können, schimpfen auf den hartherzigen Mäzen, der nicht ebenso überzeugt scheint von ihren großen Verdiensten, als sie selbst es sind, und fluchen auf das Geschick, welches die Güter der Erde so ungleich ausgeteilt hat. Da müssen es dann die armen Fürsten, Minister, Edelleute und Reichen entgelten, die sie als Tyrannen, Bösewichte, Toren und hartherzige Unterdrücker alles dessen, was edel und gut ist, abschildern. Ein so fanatischer Eifer kann wohl nie mein Gehirn ergreifen. Selbst im Überflusse und mit großen Erwartungen aufgewachsen, kenne ich recht gut die Vorteile und Nachteile einer reichen und vornehmen Erziehung. Meine nachherigen Schicksale aber, mein Aufenthalt an Höfen und der Umgang mit Menschen aller Art, das alles hat mich gelehrt, wie nötig es sei, denen, die nicht durch widrige Erfahrungen vollends ausgebildet werden, und die so selten reine, lautre, unparteiische Wahrheit hören, ohne Leidenschaft zu sagen, was ihnen so nötig ist zu hören. Viele von ihnen sind wahrlich herzlich gut; selbst die Schwächern haben oft manche Temperamentstugend, deren Wirkungen für die Welt viel wohltätiger werden können als die sanften Aufwallungen ärmerer und ohnmächtigerer Sterblicher. Sie haben von ihrer ersten Jugend an alle Muße und Gelegenheit, ihren Geist zu bilden, sich Talente zu erwerben, Welt und Menschen kennenzulernen, haben Veranlassungen in Menge, Gutes zu tun, die Freuden der Wohltätigkeit zu schmecken. Ihr Charakter wird nicht niedergedrückt, verschoben durch Unglück und Mangel, durch die Notwendigkeit, sich zu schmiegen und zu beugen. Und wenn von einer Seite Schmeichelei sie leicht verderben kann, so ist von der andern der Gedanke, daß jede ihrer edeln Handlungen bemerkt wird und ihre Verirrungen oft noch der späten Nachwelt vorerzählt werden, ein Sporn mehr, groß und vortrefflich zu werden. Auch nützen viele von ihnen alle diese Triebfedern, und es ist ein Glück, an der Seite eines Fürsten zu leben und Einfluß auf ihn zu haben, der die Würde seines Standes kennt und sich seines hohen Berufs wert zeigt. Ich kenne deren einige, die es auch gewiß nicht übel aufnehmen, wenn man ihnen die Klippen zeigt, an welchen so viele von ihnen scheitern.

21.

Zum Schlusse noch ein paar Worte über den Umgang der Großen und Reichen unter sich. Sie verderben sich größtenteils einer den andern. Die Kleinern beeifern sich, es den Größern nach, ja es ihnen an Aufwande und übel verstandener Erhabenheit zuvorzutun, und so verewigen sie ihre Torheiten, welche von noch kleinern Magnaten bis auf den geringsten, der nur einen Schuhputzer in seiner Livree herumlaufen hat, nach möglichsten Kräften nachgeahmt werden. Lustige Beispiele von dieser Art sieht man an den kleinen deutschen Höfen; wie sie einander aufpassen, sich wechselseitig kontrollieren, beneiden, zu übertreffen suchen; wie, wenn der durchlauchtige Herr in Y*** an seinem Geburtstage einen Ball und zugleich eine Illumination von sieben Pfund Talglichtern gegeben hat, der Fürst in V*** an seinem Feste ein Feuerwerk von acht Pfunden Pulver hinzutut; wie, wenn der eine sich einen Oberhofmarschall für dreihundert Gulden Gage und zwölf Scheffel Haber hält, der andre dem Chef seines Hofes noch obendrein ein breites Ordensband über den hungrigen Magen hängt. Der eine regierende Graf verschreibt sich eine Meute Jagdhunde, wie sie kein Potentat in Europa hat, der angrenzende besoldet eine Meute Hofmusici, die wenigstens ebensoviel Lärm macht. Der dritte, voll Verzweiflung darüber, daß er es seinen Nachbarn nicht zuvortun kann, verzehrt lieber den sauern Erwerb seiner geplünderten Untertanen in Paris, spielt lieber da eine elende Rolle, als in seiner Residenz den guten, treuen Landesvater vorzustellen. Und so geht das weiter hinunter! Man fange nur in Städten an, ein Konzert oder dergleichen zu geben, welches abwechselnd von einer geschlossenen Gesellschaft gehalten wird, und womit etwa ein Abendessen verknüpft ist. Der erste, bei welchem sich der Zirkel versammelt, wird ein paar Flaschen Wein und kalte Küche hergeben; der andre fügt einen Punsch hinzu; und ehe ein Vierteljahr vergeht, ist die Anstalt in eine kostspielige Fresserei ausgeartet. Das sollte nun unter verständigen vornehmen und reichen Leuten nicht also sein. Sie sollten den Niedern Beispiel geben von Ordnung, Einfalt, Hinwegsetzung über steife Etikette und Mäßigkeit in Speise, Kleidung, Pracht, Bedienung, Hausrat und allen solchen Dingen. Sie sollten das Vorurteil vernichten, daß die Herzen der Großen zu keinen dauerhaften Freundschaften fähig seien – mit einem Worte, sie sollten nicht vergessen, daß die Augen so vieler auf sie gerichtet sind.

22.

Spöttle nicht über das Kleine an kleinen Höfen. Besser so, als wenn ein Herr über vier Quadratmeilen Landes Garden zu Fuß und zu Pferde, Ministers, Hofkavaliere in Menge hält und Schulden über Schulden macht. Es ist nur alles relativ klein und ist immer gut, wenn es nur nicht zwecklos und voll abgeschmackter Forderungen ist. Dreißig Mann, die abwechselnd Ordnung in der Stadt halten, sind mehr wert als dreißigtausend, die man von nützlicher Arbeit abzieht, um auf Kosten des fleißigen armen Untertanen Spielwerk mit ihnen zu treiben.

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Anmerkungen:
  1. Der Kardinal fand die Kritik unberechtigt und Gil Blas verlor seine Vertrauten-Stellung.
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