Heinz Goldmann über Lernen

  • Gesagt ist nicht gehört. Gehört ist nicht verstanden. Verstanden ist nicht einverstanden. Einverstanden ist nicht behalten. Behalten ist nicht angewandt. Angewandt ist nicht beibehalten.

Heinz Goldmann

schweizerischer Schriftsteller und Verkaufstrainer

* 01.01.1919
† 2005

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

mg src="https://ssl-vg03.met.vgwort.de/na/f064e2f98cb545b79a3037f961cfc516" width="1" height="1" alt="" loading="lazy">Heinz Goldmanns Beobachtung über menschliches Verhalten reißt Scheunentore bei mir ein, wenn es darum geht, diese Wahrheit mit Beispielen aus dem Alltag füllen zuu können. Wieder und wieder erfahren viele von uns, dass Menschen nicht hören, was wirklich gesagt wurde. Selbst dann nicht, wenn sie die Worte wörtlich wiederholen. Die Worte, die gesprochen wurden, sind noch lange keine Garantie dafür, dass diese vom Gesprächspartner auch mit Sinn erfüllt und zudem auch noch abgespeichert werden. So kommt es immer wieder zu vielen Missverständnissen unter den Menschen, die sich uneinig darüber sind, was wer wann wo gesagt hat. Und selbst wenn das noch glücklicherweise in Ausnahmen geklärt werden kann, beginnt die Sache der Interpretation, wie er das denn gemeint haben könnte. Ab diesem Punkt wird es dann besonders spannend und die Reise nach Jerusalem beginnt.

Jeder lebt in seinem eigenen Universum, was die Interpretation von Wirklichkeit angeht. Wenn wir viel Glück haben, haben wir zum nächsten Fremduniversum, also einem anderen Mitmenschen auf diesem Planeten, zumindest eine Art von Zugang. Dieser Zugang kann verschiedene Kanäle haben: Manchmal ist es ein Grundvertrauen, das so tief verankert ist, dass man das Gehörte vom anderen ohne weitere tiefe oder kritische Gedanken aufnimmt und automatisch davon ausgeht, dass man das Gehörte nicht mehr überdenken oder gar prüfen muss. Es wird so hingenommen wie es ist – mag es richtig oder falsch sein. Hier ist (blindes) Vertrauen am Werk. Ob und wie es jedoch auch gerechtfertigt ist, ist eine völlig andere Frage, die auch vom Level des kritischen Bewusstsein des Vertrauenden abhängt. Je weniger stark dies ausgeprägt ist, umso weniger wird es zu einer Hinterfragung kommen.

Ein weiterer Kanal zum Verstehen des anderen Mitmenschen kann eine profunde Kenntnis seines Wesen sein. Hier ist dann weniger das Vertrauen zueinander entscheidend, als vielmehr Erfahrungswissen über die Person mit im Spiel.

Pendeln zwischen Herzkraft und Bewusstseinsklarheit

Die meisten Worte, die wir im Alltag benutzen, werden ohne große zusätzliche Erklärung abgegeben. Dort, wo es aber Erklärungen braucht, geht es entweder um kompliziertere fachliche Vorgänge, die eventuell auch ein Spezial- oder Hintergrundwissen brauchen. Oder aber es geht um die feinen psychologischen Auslegungen und Interpretationen, die keine schnellen allgemeingültigen Aussagen möglich machen. Wer über eine grundgesunde Menschenkenntnis und eine klare Sprache verfügt, wird auch ohne große Erklärung oft Dinge sagen können, die sogleich richtig verstanden und aufgenommen werden. Manchmal aber braucht es auch mehr ein intuitives Begreifen. Dem Intellekt werden dann die Zügel aus der Hand genommen, weil das Wesentliche über die Herzsprache läuft. Hier ist die Atmosphäre oft wichtiger als die Worte es sind. Diese ist generell für ein beidseitiges Verstehen von allergrößtem Wert.

Doch leider ist diese gegenseitig verstehende Herzansprache zwischen vielen Menschen überhaupt nicht gegeben. Zugleich kann sie aber mit völlig fremden Menschen sofort aus dem Stand heraus bestens funktionieren, während sie mit den eigenen Lieben zuhause nur schlecht funktioniert. In diesem Fall ist nicht Nähe oder Liebe entscheidend, sondern eine geistig-seelische Wellenlänge, die vielmehr mit dem Bewusstsein als mit der Herz- oder Liebeskraft interagiert. Der Volksmund nennt es gern: Seelenverwandtschaft.

Dann gibt es auch eine Ebene von Weisheit und Intelligenz – die aber nicht die Intellektualität meint. Hier sind die sich gut und schnell verstehenden Partner auf einer Bewusstseinsebene ähnlich gut vernetzt, wie die, die sich über die Herzebene unmittelbar verstehen. Allerdings benutzen sie dabei dann mehr die Gedankenklarheit, die sich nur dann einstellen kann, wenn vorurteilsfrei zugehört wird, keine Widerstände oder Hemmungen aufgebaut sind und die eigene Urteilskompetenz unbestechlich bleibt. Hier geht es nicht um oder über die Schiene von Sympathie oder Antipathie, sondern um einen klaren Geist im Sinne, der sich allein der Wahrheit verpflichtet weiß.

Das sind die Idealfälle, die wir in der einen oder anderen Form auch immer wieder einmal im Leben erleben. Wenn wir sie erleben, stellt sich Glück und Verbundenheit ein. Dann ist man aus der Einsamkeit des Nichtverstandenwerdens oder des Unverständnisses entlassen und kann sich einem Einheitsgefühl für gewisse Momente oder Stunden öffnen. Das sind Götterstunden im Menschenleben.

Intuition contra knallharte Fakten?

Die Realität ist zumeist schwieriger. Vor allem das vorschnelle Urteil über das, was man hört, verhindert oft eine Gesprächsqualität. Sie kann sich nicht mehr entwickeln, weil nassforsches Festzimmern oder Behaupten keine Möglichkeit einer offenen Suche nach Wahrheit und Wirklichkeit zulässt. Manch einer ist auch noch stolz darauf, wenn er zu schnellen Antworten fähig ist, aber verkennt leider oft auch, wie haarscharf oder auch grob er danebenliegt. Er hat seine Gedanken des Gehörten sofort in andere Richtungen gelenkt, wo diese dann auch ein Eigenleben beginnen und sich vom Ursprungsgedanken, der aber erst einmal erfasst werden wollte, entfernen.

In den meisten Fällen im Alltag ist das nicht so genaue Verstehen des Gehörten deshalb kein Problem, weil das intuitive Verstehen oftmals über dem faktischen in seiner Bedeutung Verstehen steht und die Erwartungshaltung an das Verständnis des Zuhörenden zugleich auch gar nicht wirklich ernsthaft vorhanden ist. Denn oftmals geht es beim Sprechen nicht darum, verstanden werden zu müssen, sondern überhaupt sprechen zu dürfen oder zu können. Es geht darum, dass jemand zuhört und mit dem Herzen dabei ist und vielleicht kleinen Trost spendet.

Je höher ein Bewusstsein in diesen Dingen entwickelt ist, bleibt es jedoch nicht aus, dass man sehr genau hinhorcht und damit auch dem Gegenüber und seinen Worten zugleich einen großen Respekt zollt. Und je feiner man diese Beobachtung über Jahre betreibt, umso mehr wird man Heinz Goldmann Recht geben müssen, dass es genauso ist, wie er schreibt.

Zum Glück befindet sich die Menschheit aber in der weiteren Entwicklung, so dass die Chance gegeben ist, dass irgendwann einmal auch das Gehörte so verstanden ist, wie es vom Sprechenden gemeint war und auch dass es voll in seinen Konsequenzen realisiert wird und man dies auch dauerhaft in Erinnerung behält.

Wenn wir in unserer menschlichen Kommunikation erst einmal so weit sind, werden uns all die vielen Missverständnisse mit ihrer anschließend nötigen Aufklärung nicht mehr solche Kraft und Zeit rauben, wie sie es bisher noch tun.

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