Sokrates über Frau

  • Eine Frau gleichgestellt, wird überlegen.

Sokrates

griechischer Philosoph

* um 469 vChr Athen
† 399 vChr Athen

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Wie bekannt ist, war der weise Philosoph Sokrates mit Xanthippe verheiratet. Sie galt als Inbegriff des zänkischen Weibes. Übellaunigkeit, Streitsucht und Partnerschaftskrach waren dem griechischen Weisen also als Lebenstatsache wohlbekannt. All das hielt ihn nicht davon ab, das starke Zitat über die Macht der Frauen der Menschheit zu hinterlassen: "Eine Frau gleichgestellt, wird überlegen."

Nun war es mit der Gleichstellung der Frauen historisch ein trauriges Kapitel, das bis heute noch nicht erledigt ist. Vieles ist errungen worden, was allen Menschen letztlich zum Segen gereicht. Darunter aber auch so manches, was bedenklich ist. Doch gelegentliche Irrtümer oder Rückschritte sind im Versuch des Fortschrittes immer auch ein Stück weit mit einzuplanen. Doch trotz seiner schwierigen Partnerschaft und mangelnder Gleichstellung der Frauen schien Sokrates viel von weiblicher Kraft zu halten. Nach seiner Anschauung bestand offenbar die Gefahr, im Falle einer Gleichstellung den besonderen Rang der Männer zu unterminieren und sie sogar noch in so manchem zu überflügeln. Welche Domäne ihm da genau in den Sinn kam, ist mir nicht bekannt. In der naturgemäß gegebenen Körperkraft wird sie vermutlich nicht gelegen haben. Zur Bildung hatten Frauen zu seiner Zeit meist keinen oder nur einen sehr begrenzten Zugang je nach gesellschaftlichem Rang. Im Sozialen waren sie schon seit jeher die Herrinnen, was ihnen jedoch nicht unbedingt auch einen besonderen Status verlieh, sondern ihnen eher das Maß ihrer Arbeit auch erschwerte. Und dennoch hob er die Potenz der Frauen so hoch.

Heute sind Männer und Frauen vor dem Gesetz gleichgestellt. Zumindest gilt das innerhalb von Paragraphen, Absichten und Theorien. Die Praxis zieht da nicht immer mit, was sich vor allem überdeutlich in beruflichen Belangen zeigt oder der familiären Organisation. Nun fragt man sich, ob der nicht realisierte Teil der Gleichstellung auch dem Umstand geschuldet ist, dass man vor dieser Gleichstellung Ängste hegt? Man denke an die Frage der Frauenquote in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Gibt es ein untergründiges, unterbewusstes Angstdenken, dass eine Gleichstellung etwa zu einer de facto Überlegenheit der Frauen über die Männer führen könnte, wie Sokrates es schon im antiken Griechenland vermutete? Dann wäre die Gleichstellung eine gefährliche Wirklichkeit für die Männerwelt.

Gleichstellung und Gleichmacherei sind streng voneinander zu unterscheiden. Frauen können weder Männer ersetzen noch umgekehrt. Dass in vielen Frauen aber noch eine große Portion nicht gehobenes Potenzial liegt, ist zu vermuten. Die Angst, dass Frauen ihre teils noch nicht ausgelebten Talente aber als Konkurrenz gegen Männer dabei auch automatisch verwenden würden, ist eher ein typisch männliches Konkurrenzdenken als ein weibliches. Dennoch gibt es auch Frauen, die sich männliches Denken anerzogen haben – und zum Glück auch Männer, die auf positive, starke Weise ihren inneren weiblichen Anteil schon in den richtigen Momenten abrufen und zum Segen aller einsetzen können.

Die Geschichte der Menschheit wird uns zeigen, ob Männer und Frauen sich als Konkurrenz oder ergänzende Einheit verstehen. Im letzten Fall haben beide nur zu gewinnen.

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