Sprichwort über Dauer der Liebe

  • Die Liebe gleicht einem Ring, und der Ring hat kein Ende.

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Das Sprichwort über die Liebe und seinen Vergleich mit dem Ring greift auf eine Metapher des Unendlichen zurück. Ein Ring hat kein Anfang und kein Ende. Es ist eine in sich geschlossene Einheit, der unter anderem auch im konkreten Symbol der Eheringe, die die Liebenden miteinander verbindet, ein sichtbares Zeichen einer neuen Gemeinsamkeit ist, die ebenfalls kein Anfang und kein Ende nach dem Wunsch der Eheleute haben soll.

Soweit die schöne Theorie über die Liebe, die, wenn wir Glück haben, wir auch im Leben für eine gewisse Zeit erleben dürfen. Wenigen Menschen jedoch ist es vermutlich beschieden, dieses Glück der ewigen Liebe auf einem gleich hohen Niveau lebenslang zu halten. Die Wirklichkeit für die meisten Liebenden sieht vielmehr so aus, dass nach der Beendigung der ersten Magie der Verliebtheit nun die wesentliche und unverzichtbare Arbeit an der Liebe ansteht. Das schließt jedoch ein Wachsen der wahren Liebe nicht aus, sondern ein, wenn man sich nicht am Kampf der Liebe umeinander zermürbt.

Liebe ist… Liebe muss nichts tun…, mag mancher Theoretiker über die Liebe sinnieren und sie dabei in einen idealistischen Zustand verorten, der jedoch unserem menschlichen Alltag noch weit entfernt ist. Richtig ist, dass uns die Liebe in ihrer reinen Form aber noch zukünftig ist. Eine Aufgabe, an der noch lange zu wirken ist. Zu viele Egoismen, Bedürfnisse oder persönliche Schwächen stehen dieser reinen Form von Liebe im Alltag der Wirklichkeit entgegen. Und weil das so ist, deshalb ist an dieser Liebe, die in ihrem idealistischen Endloszustand einem Ring gleichen soll, zunächst zu arbeiten - auch wenn man diese Ringe bereits miteinander getauscht hat und verheißungsvoll in eine gemeinsame gute Zukunft blickt.

Bevor sich diese wünschenswerte Zukunft voller Liebe, die nicht mehr vergehen soll, jedoch auch verwirklicht, stehen bei den meisten Paaren zunächst auch eine Reihe von Krisen, Herausforderungen und vielen Tiefs an, die zu ertragen, zu überleben und zu überwinden sind. Gefühlstiefs, die bis zum Bedürfnis des Verlassens der Gemeinschaft führen können, Krisen, bittere Nöte aneinander oder diese vielen immer wiederkehrenden Auf und Abs, die es im täglichen Leben und im Umgang miteinander gibt, lassen uns nach und nach erahnen, wie schwer die Sache mit der Liebe ist.

Wer sich ent-liebt hat niemals wirklich geliebt

Bevor die Liebe ist, bleibt und nichts mehr braucht, weil sie frei und unabhängig ist, muss sich jedoch auch erst der Mensch dahin entwickeln und sich von seinen vielen Bedürfnissen und Egoismen abnabeln lernen. Wie schwierig dieser Vorgang ist, erleben alle, die versuchen, ihre bereits eingewachsenen Eigenheiten im späteren Leben noch zu verändern. Dass es jedoch möglich ist, zeigen uns andere Beispiele tiefer Liebe zueinander, die das Leben überdauert hat. Aber nirgends steht, dass es auch leicht ist.

Ist die Liebe erst einmal da, dann wird sie auch nicht mehr vergehen. Denn Liebe hat kein Verfallsdatum. Wer sich ent-liebt, hat niemals wirklich den anderen geliebt, sondern zumeist doch nur seine eigene Vorstellung vom Partner, der dieser aber nach und nach immer weniger entsprach. Das sich jedoch selbst auch einzugestehen und es nicht mit der ganz heißen Verliebtheit zu verwechseln, braucht schon eine Form von innerer Größe und Übersicht über die eigene Bewusstseinslage in diesen Dingen. Allerdings unterbleiben zumeist solche selbstkritischen Reflektionen in Sachen Liebe und man weist lieber dem Schuld dem anderen zu, statt sich zu fragen, wie sehr man denn selbst liebt und bei dieser Liebe den Partner zugleich auch frei lässt.

Liebe ist zeitlos, unabhängig, frei, bedingungslos. Der Mensch wiederum ist in der Regel ist äußert bedingt, selten wirklich frei und unabhängig. Diese mangelnde Bedingungslosigkeit, die die wahre Liebe braucht, zeigt sich vor allem in unseren vielen Bedürfnissen und Abhängigkeiten, seien sie seelisch-psychischer Natur oder materieller Art. Nicht selten machen wir diese Bedürfniserfüllung am Partner fest oder erklären ihn für verantwortlich, wenn dieses oder jenes nicht glücklich verläuft. Zum Beispiel die Sache mit unseren Gefühlen. Wir wollen geliebt werden und möchten, dass wir das auch gezeigt bekommen. Wir brauchen immer wieder neu ein äußeres Zeichen dieser Liebe, weil wir einer „stillen Liebe“ im Inneren des Partners häufig misstrauen. Wir sind also angewiesen, dass wir die Liebe "bewiesen" bekommen. Sind wir unglücklich, dann macht der Partner etwas falsch – so eine vielfach irrige Vorstellung von der Liebe.

Selbstliebe braucht Würde und Selbstachtung

Voraussetzung um andere Menschen lieben zu können, ist eine gesunde und starke Form der Selbstliebe, die mit Selbstachtung, Wertschätzung und Würde einhergeht. Im Gegensatz dazu steht jede Form von Egoismus und Egozentrik, die diese Würde verletzt. Doch diese Selbstverletzung entgeht vielen Menschen, weil sie in ihrer starken Bedürftigkeit nach äußerlichen Zeichen der Liebe, diesen egoistischen Kern vergessen oder übersehen. Und wenn sie ihn dennoch leise erahnen, geben sie ihm vielleicht nicht diese zentrale Bedeutung, die er aber im Falle von Scheitern in seinem Kern birgt.

Liebe will nichts und braucht nichts, sagt man gemeinhin. Wie anders wir Menschen, die wir ständig so viel brauchen. Unter dieser Bedürfnislawine reine Formen von Liebe zu entwickeln, ist sehr schwierig und überfordert die meisten auf Dauer. Hier findet nur derjenige aus dem Hamsterrad der alltäglichen Liebe heraus, der auch zur kritischen Selbstreflektion bereit und in der Lage ist und dann auch die notwendigen Konsequenzen daraus zieht, die es für eine unbedingte Haltungsänderung in Sachen Liebe braucht. Das geht mit Erkenntnisfähigkeit einher, wenn man das Wesen der Liebe tiefer begreift.

Liebe ist das größte Glück und kann zugleich zum größten Unglück werden, wenn wir die Liebe missverstehen. Liebe und Schmerz sind vor allem deshalb so geschwisterlich verbandelt, weil wir die Voraussetzungen, was uns eigentlich genau unglücklich macht, zumeist noch nicht wirklich durchdrungen haben. Oft bleiben wir bei Details stehen, die wir aber für das Ganze des Problems halten. Manchmal mag es der Selbstschutz sein, nicht so genau hinschauen zu wollen, wenn die Sache mit der Liebe schiefgeht.

Liebe zu lernen ist ein lebenslanger Prozess, dessen Größe unermesslich ist. Insofern passt die Zitat-Metapher des Rings, der Endlosigkeit, die auch eine Zeitlosigkeit ist, gut. Begreifen wir, was die Liebe, die im Symbol des Ringes und auch der Eheringe sich zeigt, braucht und bedeutet, so nähern wir uns ihr unaufhaltsam und qualifizieren uns zugleich fürs dauerhafte Glück.

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