Sprichwort über Freigebigkeit

  • Geben ist ein guter Bursche, aber er wird bald müde.

Gedanken zum Zitat

Das schottische Sprichwort »Geben ist ein guter Bursche, aber er wird bald müde« verbindet auf treffende Weise eine lobende Anerkennung der Großzügigkeit mit einer realistischen Einschätzung ihrer Grenzen. Es sagt in bildhafter Sprache: Geben ist eine Tugend, doch auch die freigiebigsten Menschen oder die stärkste Hilfsbereitschaft stossen irgendwann an ihre Grenzen, sei es materiell, emotional oder seelisch.

»Geben ist ein guter Bursche«, diese erste Hälfte hebt die Wertschätzung des Gebens hervor. Wer gibt, handelt uneigennützig, hilfsbereit, sozial. Geben ist Ausdruck von Mitgefühl, Solidarität und Verantwortung. Es trägt zum menschlichen Miteinander bei, schafft Vertrauen und stärkt Gemeinschaft. Ob es sich um Zeit, Geld, Hilfe oder Aufmerksamkeit handelt – Geben zeugt von innerer Stärke und Herz.

Doch dann folgt die zweite Hälfte: »aber er wird bald müde«. Hier schwingt eine Warnung mit. Sie erinnert daran, dass Geben nur dann nachhaltig ist, wenn es im Gleichgewicht geschieht. Wer immer nur gibt, ohne Rücksicht auf die eigenen Ressourcen oder Grenzen, riskiert Erschöpfung, sei es nun finanziell, emotional oder körperlich. Altruismus kennt seine Schattenseiten: Helfer können ausbrennen, großzügige Menschen ausgenutzt werden, und stetiges Geben kann zur Selbstaufgabe werden, wenn kein Ausgleich erfolgt.

Das Sprichwort hat daher auch eine ethische und psychologische Dimension. Es fordert dazu auf, das Geben nicht zu idealisieren, sondern verantwortungsvoll zu gestalten. Helfen ist wichtig, aber es darf nicht auf Kosten der eigenen Gesundheit oder Würde erfolgen. Großzügigkeit soll nicht zur Schwäche oder zur Ausbeutung führen. Es braucht Grenzen, Bewusstsein und manchmal auch das Recht, »Nein« zu sagen.

Zudem regt das Sprichwort zum Nachdenken über das Nehmen an. Eine gesunde Gesellschaft braucht nicht nur Gebende, sondern auch dankbare und maßvolle Empfangende. Wo das Geben zur Einbahnstraße wird, entsteht ein Ungleichgewicht. Wertschätzung, Gegenseitigkeit und Verantwortung sind notwendig, um das »gute Burschentum« des Gebens am Leben zu erhalten.

»Geben ist ein guter Bursche, aber er wird bald müde« ist ein kluges Sprichwort, das Großzügigkeit nicht blind glorifiziert, sondern realistisch beleuchtet. Es würdigt das Geben als Tugend und mahnt zugleich zur Achtsamkeit: Nur wer auch auf sich selbst achtet, kann dauerhaft für andere da sein. Echtes Geben braucht Kraft und Maß – und gelegentlich eine Pause.

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