Sprichwort über Gut

  • Zuviel gut ist böse.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Zuviel gut ist böse« mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, denn wie kann etwas Gutes böse werden, nur weil es im Übermaß vorhanden ist? Doch gerade dieser scheinbare Widerspruch enthält eine tiefe Wahrheit über das menschliche Maßhalten und das Wesen des Guten. Es drückt aus, dass selbst das, was an sich positiv, wünschenswert oder tugendhaft ist, ins Gegenteil umschlagen kann, wenn es übertrieben oder unreflektiert ausgeübt wird.

Im Alltag begegnen wir diesem Prinzip häufiger, als uns bewusst ist. Ein Beispiel ist die Fürsorge. Sie ist zweifellos etwas Gutes, aber übertriebene Fürsorge kann in Bevormundung, Kontrolle oder Erdrückung umschlagen. Ähnliches gilt für Ehrgeiz: Er motiviert zur Leistung, doch maßloser Ehrgeiz kann in Rücksichtslosigkeit, Stress oder Burnout enden. Selbst Großzügigkeit, eine unbestritten edle Tugend, kann problematisch werden, wenn sie in Selbstaufgabe mündet oder andere in Abhängigkeit bringt.

Das Sprichwort fordert zur Balance auf. Es stellt nicht das Gute in Frage, sondern mahnt zur Mäßigung und Achtsamkeit. Es ist ein Appell an das richtige Maß, ein Gedanke, der schon in der antiken Philosophie eine zentrale Rolle spielte. Die goldene Mitte gilt dort als Ideal: zwischen Geiz und Verschwendung liegt die Tugend der Besonnenheit, zwischen Feigheit und Tollkühnheit der Mut. Das Gute entfaltet seine Kraft erst dann richtig, wenn es im rechten Maß angewandt wird.

Darüber hinaus warnt das Sprichwort auch vor Selbstgerechtigkeit. Wer sich im Glauben sonnt, »gut« zu sein, läuft Gefahr, blind für die Nebenwirkungen seiner Taten zu werden. Zuviel Missionseifer kann andere überrollen, übermäßige Strenge in moralischen Fragen kann ins Dogmatische führen. Der gute Wille allein schützt nicht vor schlechten Folgen. Nur wer das Gute mit Maß lebt, bleibt dem Guten wirklich treu.

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