Sprichwort über Sorge

  • Sorge fällt nicht um.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Sorge fällt nicht um« wirkt auf den ersten Blick rätselhaft, offenbart bei näherer Betrachtung jedoch eine tiefe Einsicht in das menschliche Dasein. Es beschreibt die Beständigkeit, mit der Sorgen sich im Leben des Menschen halten. Sie sind zäh, standhaft und hartnäckig. Während andere Gefühle und Zustände kommen und gehen, scheint die Sorge fest verankert zu bleiben, sie »fällt nicht um«, sie vergeht nicht einfach und sie lässt sich nicht so leicht beiseite schieben.

Sorge ist ein grundlegendes Element menschlicher Existenz. Sie beginnt oft früh mit der Angst vor dem Unbekannten, der Unsicherheit über die Zukunft, dem Mitgefühl für andere. Sie kann Ausdruck von Verantwortungsbewusstsein sein, ein Zeichen dafür, dass jemand sich kümmert, denkt, plant. In diesem Sinne ist die Sorge nicht nur negativ, sonden kann auch antreiben, schützen und vorbereiten. Doch genau darin liegt auch die Schwierigkeit: Was als Fürsorge beginnt, kann sich zur Last entwickeln. Denn Sorge kennt keinen Feierabend.

Das Sprichwort stellt die Ausdauer der Sorge in den Mittelpunkt. Es zeigt, dass Sorgen sich nicht durch bloßes Wegsehen oder Ignorieren lösen lassen. Sie sind nicht leicht zu vertreiben, sie »fallen nicht um«, sie geben nicht auf und im Alkohol ertränken kann man sie auch nicht.

Diese Erkenntnis kann sowohl tröstlich als auch bedrückend wirken. Tröstlich, weil sie eine gewisse Lebensrealität anerkennt: Jeder hat Sorgen, und es ist normal, dass sie bleiben. Bedrückend, weil sie die Unerbittlichkeit dieser Begleiter deutlich macht, denn sie machen keine Pause, auch wenn man selbst erschöpft ist.

Gleichzeitig kann das Sprichwort als indirekter Appell verstanden werden: Wenn Sorgen so hartnäckig sind, dann müssen wir lernen, mit ihnen zu leben, anstatt ständig zu versuchen, sie zu vertreiben. Das bedeutet nicht Resignation, sondern Reife. Der Umgang mit Sorgen braucht Achtsamkeit, Selbstfürsorge und manchmal auch professionelle Hilfe. Es geht darum, einen inneren Umgang zu finden, denn Sorgen lassen sich selten abschalten, aber sie lassen sich verwandeln.

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