Sprichwort über Zeit

Das Sprichwort »Es sind keine Zeiten gewesen, sie kommen wieder« ist eine nachdenklich stimmende Redewendung, die auf zyklische Entwicklungen in der Geschichte, in der Gesellschaft und im persönlichen Leben hinweist. Es formuliert eine paradoxe Beobachtung: Eine bestimmte Erfahrung wie etwa Not, Krieg, Armut, Unruhe oder Unsicherheit sei zwar gewesen, habe aber nicht wirklich aufgehört, denn sie komme wieder. In diesem Satz steckt sowohl Melancholie als auch Weisheit, Hoffnung ebenso wie Warnung.

Zunächst kann man das Sprichwort historisch deuten. Zeiten der Not, Krisen, politischer Umbrüche oder wirtschaftlicher Unsicherheit erscheinen oft im Rückblick als abgeschlossen. Doch die Geschichte zeigt, dass sich ähnliche Muster, Fehler oder Katastrophen wiederholen. Das Sprichwort sagt nicht nur: »Schlimme Zeiten waren da«, sondern vielmehr: »Auch wenn sie vergangen scheinen, kehren sie zurück«. Es enthält damit eine Mahnung: Wer die Vergangenheit vergisst oder ignoriert, riskiert, dass sich alte Probleme wiederholen – sei es durch politische Naivität, mangelnde Vorsorge oder menschliche Unbelehrbarkeit.

Zugleich lässt sich das Sprichwort psychologisch deuten. Im Leben jedes Menschen gibt es Phasen der Ruhe und Phasen der Krise. Manchmal glaubt man, eine schwierige Zeit liege endgültig hinter einem und wird später doch wieder mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Die Redensart mahnt daher zu Wachsamkeit und innerer Stärke: Das Leben verläuft in Wellen, und wer gelernt hat, mit schwierigen Zeiten umzugehen, ist besser gewappnet, wenn sie wiederkehren.

Bemerkenswert ist auch der resignative Ton, den das Sprichwort trägt. Es klingt, als wolle man sich nicht mehr der Illusion hingeben, dass gute Zeiten von Dauer sind oder dass gewisse Probleme endgültig »besiegt« sind. Zugleich aber steckt darin auch eine gewisse Gelassenheit, ja, vielleicht sogar Trost. Denn wenn sich schlechte Zeiten wiederholen, dann gilt das auch für gute. Die Wiederkehr gehört zum Wesen der Zeit.