Sprichwort über Zeit

  • Zu seiner Zeit gilt ein Trunk Wasser ein Glas Wein, ein Heller einen Gulden.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Zu seiner Zeit gilt ein Trunk Wasser ein Glas Wein, ein Heller einen Gulden« bringt eine wichtige Erkenntnis über den Wert der Dinge zum Ausdruck: Wert ist nicht absolut, sondern abhängig vom Zeitpunkt, vom Kontext und von der Notwendigkeit. Was heute scheinbar unbedeutend ist, kann morgen unschätzbar sein. Umgekehrt kann etwas, das in einem Moment als kostbar erscheint, in einer anderen Lage völlig wertlos sein.

Dieses Sprichwort spielt mit Gegensätzen: Wasser und Wein, Heller und Gulden, einfache, alltägliche Güter stehen teuren, angesehenen gegenüber. Doch es behauptet: In bestimmten Situationen kann das Geringere mehr wert sein als das vermeintlich Höhere. Ein durstiger Wanderer in der Wüste wird einem Schluck Wasser mehr Wert beimessen als dem besten Wein. In Zeiten der Not kann ein kleiner Geldbetrag entscheidender sein als ein großes Vermögen, das nicht verfügbar ist.

Damit lenkt das Sprichwort den Blick auf die Relativität des Wertes und mahnt zur Demut wie auch zur Dankbarkeit. Es erinnert uns daran, nicht nur nach äußerem Glanz oder materiellem Reichtum zu streben, sondern das zu schätzen, was im rechten Moment wirklich zählt. Gerade einfache Dinge wie ein Glas Wasser, eine kleine Gabe oder ein freundliches Wort können in bestimmten Lebenslagen von unschätzbarem Wert sein.

Zugleich enthält das Sprichwort eine leise Kritik an der Oberflächlichkeit menschlichen Urteilens. Oft messen wir den Wert eines Gutes oder einer Handlung nur nach allgemeiner Einschätzung und nicht nach dem tatsächlichen Nutzen in einer bestimmten Situation. Das Sprichwort fordert aber dazu auf, die Augen für den Wert im jeweiligen Moment zu öffnen.

Auch wirtschaftlich oder politisch lässt sich das Sprichwort deuten. Preise schwanken, Märkte verändern sich, Verhältnisse kehren sich um. Was heute billig ist, kann morgen knapp werden. Was heute Luxus ist, kann in der Zukunft unbrauchbar sein. Die Zeit und die Umstände bestimmen den Wert – nicht das Etikett oder der allgemeine Konsens.

 Top