Sprichwort über Zeit
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Zeit macht und tötet die Leute.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Zeit macht und tötet die Leute« bringt auf knappe, eindringliche Weise zum Ausdruck, wie mächtig und zugleich unbarmherzig der Faktor Zeit im Leben eines Menschen wirkt. Es beschreibt die Zeit nicht nur als neutralen Verlauf oder passiven Begleiter, sondern als aktive Kraft, die sowohl aufbaut als auch zerstört, die Chancen schenkt und sie zugleich wieder nimmt.
Der erste Teil – »Zeit macht die Leute« – weist darauf hin, dass Zeit Entwicklung ermöglicht. Niemand wird weise, gebildet oder charakterfest über Nacht. Es ist die Zeit, die den Menschen reifen lässt. Erfahrungen, Erfolge, Niederlagen und Begegnungen formen Persönlichkeit und Weltbild. Die Zeit gibt Raum zum Lernen, zum Wachsen, zum Reifen. Sie macht aus Kindern Erwachsene, aus Unwissenden Wissende, aus Fremden Freunde. In dieser Hinsicht ist Zeit eine Gestalterin des Menschen.
Doch dieselbe Zeit, die uns prägt, ist zugleich auch unsere Begrenzerin. Sie läuft unwiderruflich, kennt kein Innehalten, kein Zurückspulen. Und so kommt der zweite Teil des Sprichworts unweigerlich zum Tragen: »…und tötet die Leute«. Das klingt drastisch – und ist es auch. Die Zeit bringt den Tod nicht plötzlich, sondern langsam, schleichend – durch Alter, Krankheit oder schlicht durch das Verstreichen von Lebenstagen. Am Ende ist es immer die Zeit, die den Schlussstrich zieht. Der Mensch hat vieles in der Hand, aber gegen die Zeit verliert er immer.
Im Spannungsfeld zwischen den PolenMachen und Tötenspielt sich jedes menschliche Leben ab. Die Zeit schenkt Chancen, und zugleich nimmt sie Möglichkeiten. Wer etwa seine Jugend ungenutzt verstreichen lässt, kann sie später nicht zurückholen. Umgekehrt ist es die Zeit, die Wunden heilt, Trauer abschwächt und neue Wege öffnet. Der Umgang mit Zeit wird damit zur ethischen und existenziellen Aufgabe: Wer sie achtet, lebt bewusster. Wer sie verschwendet, zahlt den Preis. Der kluge Mensch lebt daher nicht gegen die Zeit, sondern mit ihr, wissend, dass sie uns zugleich erschafft und vergeht.