Sprichwort über Zeit
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Mit der Zeit
kommt Freud und Leid.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Mit der Zeit kommt Freud und Leid« drückt auf schlichte, aber tiefgründige Weise eine der grundlegendsten Erfahrungen des menschlichen Lebens aus: Die Zeit bringt nicht nur Fortschritt und Wandel, sondern auch ein stetes Wechselspiel aus Glück und Schmerz, aus Freude und Trauer. Es ist eine nüchterne, zugleich tröstliche wie warnende Feststellung über die Unvermeidlichkeit von Veränderung und die Vergänglichkeit aller Zustände.
Niemand bleibt dauerhaft im Glück, aber auch kein Schmerz währt ewig. Diese Erkenntnis kann gerade in schweren Zeiten Trost spenden: So wie Freud mit der Zeit vergangen ist, so wird auch das Leid nicht ewig Bestand haben. Die Zeit wird, ob wir es wollen oder nicht, neue Phasen bringen, neue Begegnungen, neue Gefühle, die unser momentanes Erleben verdunkeln oder ablösen. In diesem Sinne steckt in dem Sprichwort eine stille Hoffnung: Es kommt immer etwas nach. Kein Zustand ist endgültig.
Gleichzeitig mahnt das Sprichwort aber auch zur Demut in Zeiten des Glücks. Wer sich zu sicher im Hoch fühlt, läuft Gefahr, das Tief zu unterschätzen. Freude sollte nicht selbstverständlich genommen werden, denn sie ist, wie das Leid, Teil eines größeren Kreislaufs. Gerade weil Freud und Leid so eng beieinanderliegen, lehrt das Sprichwort, das Leben in seiner Gesamtheit anzunehmen – mit Dankbarkeit, aber auch mit innerer Stärke.
Interessant ist auch der zeitliche Aspekt des Sprichworts. Freud und Leid kommen nicht gleichzeitig oder planbar, sondern »mit der Zeit«. Die Zeit ist hier nicht nur ein stummer Begleiter, sondern ein aktiver Träger, ein Medium des Wandels. Sie schenkt uns Erfahrungen, aber verlangt auch Geduld. Wer sich nach Freude sehnt oder sich vom Leid befreien will, muss der Zeit Raum geben, ihr vertrauen, dass sie Wandel bringt – auf natürliche, oft unerwartete Weise.
In Beziehungen, im Beruf, in persönlichen Lebensphasen zeigt sich die Wahrheit dieses Sprichworts immer wieder. Nach dem Verlust kommt irgendwann ein neuer Anfang. Auf die Euphorie folgt vielleicht Ernüchterung, aber auch Reifung. Menschen, die diese Dynamik akzeptieren, entwickeln eine größere seelische Resilienz. Sie lernen, nicht an einem Gefühl festzuhalten, sondern den Fluss des Lebens zuzulassen.
»Mit der Zeit kommt Freud und Leid« ist eine Lebensweisheit, die uns aufruft, Geduld zu haben, Wandel zu akzeptieren und das Leben mit all seinen Facetten anzunehmen. Denn Freude und Leid sind keine Gegensätze, sondern Geschwister im großen Spiel der Zeit. Wer das versteht, wird nicht nur das Glück mehr schätzen, sondern auch im Schmerz den Samen neuer Freude erkennen.