Sprichwort über Ziel

  • So der Mensch sich setzt ein Ziel,
    flugs tut Gott das Widerspiel.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »So der Mensch sich setzt ein Ziel, flugs tut Gott das Widerspiel« beschreibt auf poetisch-ironische Weise die oft als widersprüchlich empfundene Beziehung zwischen menschlichem Willen und göttlicher oder schicksalhafter Fügung. Es bringt die Erfahrung zum Ausdruck, dass der Mensch zwar plant und sich Ziele setzt, das Leben aber oft ganz andere Wege geht, so als würde eine höhere Macht absichtlich gegensteuern. Es steht damit in der Tradition des Sprichworts: »Der Mensch denkt, Gott lenkt« Hochmut kommt vor dem Fall.

Der erste Teil des Sprichworts, »So der Mensch sich setzt ein Ziel«, steht für den aktiven, planenden Menschen, der mit Hoffnung, Fleiß oder Ehrgeiz etwas erreichen will. Es steckt darin die Idee von Selbstbestimmung, Fortschritt und der Glaube an den eigenen Einfluss auf das Leben. Der Mensch handelt, plant voraus, strukturiert – kurzum: Er nimmt sein Leben in die Hand.

Doch der zweite Teil »flugs tut Gott das Widerspiel« bricht diese Selbstsicherheit jäh ab. Hier erscheint Gott, nicht als strafende oder gütige Figur, sondern als Gegenkraft, die entgegenwirkt. Diese göttliche Intervention wird nicht als Reaktion, sondern als spontane Umkehr des menschlichen Plans dargestellt: »flugs«, also prompt, ohne Zögern. Der Mensch will voran, doch das Schicksal stellt sich quer. Es entsteht ein Bild des Lebens als Spiel mit doppeltem Boden – man glaubt, zu führen, wird aber doch geführt.

Dieses Sprichwort enthält sowohl Trost als auch Warnung. Der Trost liegt in der Einsicht, dass nicht alles kontrollierbar ist und man nicht alles schaffen muss, man darf scheitern, weil höhere Kräfte mitspielen. Die Warnung liegt im Stolz des Menschen: Wer glaubt, allein durch seine Planung alles im Griff zu haben, wird durch unvorhersehbare Ereignisse eines Besseren belehrt.

Auch heute, in einer Welt voller Planbarkeit und Technologie, bleibt die Weisheit aktuell. Krankheit, Verlust, Krisen oder Zufälle können jeden Plan umwerfen. Das Sprichwort mahnt deshalb zu Demut und gleichzeitig zur Gelassenheit: Nicht alles liegt in unserer Hand, und manchmal ist gerade das gut so.

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