Sprichwort über Zunge
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Wäre die Zunge ein Spieß, so täte mancher mehr als zehn andere.
Gedanken zum Zitat
Das pointierte Sprichwort »Wäre die Zunge ein Spieß, so täte mancher mehr als zehn andere« macht auf humorvolle, aber zugleich auch scharf beobachtende Weise, deutlich, wie groß die zerstörerische Kraft der Worte sein kann. Sie ist oft größer als die von körperlicher Gewalt. Daraus folgt der Gedanke: Wäre die Zunge eine Waffe wie ein Spieß, dann gäbe es Menschen, die durch ihr Reden mehr Schaden anrichten würden als zehn bewaffnete Männer. Somit wird klar: Worte sind nicht harmlos. Sie können verletzen, spalten und zerstören, auch auch wenn sie keine sichtbaren Wunden hinterlassen.
Im Alltag erleben wir das häufig: Wer mit Worten hetzt, lügt oder verleumdet, entfacht Konflikte, entfremdet Menschen voneinander oder ruiniert gar Existenzen. Die destruktive Macht des Wortes liegt nicht in seiner Lautstärke oder Länge, sondern oft in seiner gezielten Bosheit. Es ist die Spitze der Ironie, die Giftigkeit des Spottes oder die Hinterhältigkeit der Lüge, die einem Spieß gleichkommen. Manche Menschen führen mit Worten regelrecht Krieg gegen Mitmenschen, gegen Gruppen, gegen Wahrheit.
Das Sprichwort entlarvt eine Schwäche im sozialen Miteinander: Die Gesellschaft bewertet körperliche Gewalt meist schärfer als verbale. Doch wer Worte bewusst als Waffe einsetzt, kann tiefgreifendere Schäden verursachen als ein körperlicher Angriff. Das gilt insbesondere im digitalen Zeitalter, in dem sich Aussagen über soziale Medien in Windeseile verbreiten und Menschen öffentlich bloßgestellt oder angegriffen werden – mit nicht selten weitreichenden Folgen.
Gleichzeitig verweist das Sprichwort auf ein moralisches Problem: Manche Menschen gebrauchen ihre sprachliche Schlagkraft, ohne sich der Folgen bewusst zu sein. Wer ständig kritisiert, lästert oder andere herabwürdigt, führt zwar keinen physischen Spieß, aber ein scharf geschliffenes sprachliches Schwert. Das Sprichwort warnt davor, diese Fähigkeit unreflektiert oder böswillig einzusetzen.
Fazit: „Wäre die Zunge ein Spieß, so täte mancher mehr als zehn andere“ erinnert eindrücklich daran, dass Sprache nicht neutral ist. Sie kann aufbauen oder niederreißen – und manche Menschen beherrschen das „Zerreißen mit Worten“ besser als viele andere das Kämpfen mit Waffen. Es ist ein Aufruf zu sprachlicher Verantwortung, zu Respekt und zur Einsicht: Wer mit Worten umgeht, trägt Macht – und für Macht trägt man Verantwortung.