Sprichwort über Zunge

  • Die Zunge soll nicht klüger sein als der Kopf.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Die Zunge soll nicht klüger sein als der Kopf« mahnt zur Besonnenheit und überlegten Rede. Es weist darauf hin, dass Worte wohlüberlegt sein sollten und nicht impulsiv, unreflektiert oder vorschnell aus dem Mund dringen dürfen. Die Zunge als Symbol für Sprache und Ausdruck soll nicht eigenmächtig handeln, sondern dem Denken, also dem »Kopf«, untergeordnet bleiben. In einer Zeit, in der spontane Meinungsäußerung oft über Reflexion triumphiert, besitzt dieses Sprichwort eine bemerkenswerte Aktualität.

Worte haben Gewicht. Sie können aufbauen oder zerstören, klären oder verwirren, verbinden oder trennen. Wenn die Zunge »klüger« sein will als der Kopf, bedeutet das, dass jemand spricht, ohne gründlich nachgedacht zu haben – aus Affekt, Eitelkeit oder unkontrollierter Spontaneität. Häufig erleben wir, wie Menschen in Diskussionen, in sozialen Medien oder auch im persönlichen Streit Dinge sagen, die sie später bereuen. Die Folgen unbedachter Rede sind dann oft schwer rückgängig zu machen.

Das Sprichwort fordert eine gewisse innere Hierarchie: Erst denken, dann sprechen. Der Kopf, also Verstand, Urteilsvermögen und Erfahrung, sollte bestimmen, was und wie etwas gesagt wird. Wer sich daran hält, wird nicht nur klarer und respektvoller kommunizieren, sondern auch Missverständnisse und Konflikte vermeiden. Eine Zunge, die unüberlegt redet, wirkt dagegen oft besserwisserisch oder unbeherrscht und läuft Gefahr, sich selbst oder anderen zu schaden.

Zugleich enthält das Sprichwort einen Appell zur Demut. Es sagt nicht, dass man nicht reden soll, sondern dass man erkennen muss, dass das Denken dem Reden vorausgehen muss. Wer spricht, ohne verstanden zu haben, offenbart weniger Klugheit als jemand, der schweigt, um erst zu begreifen. Die Fähigkeit, Gedanken in Worte zu fassen, ist wertvoll, doch sie sollte von innerer Reife und Bewusstsein getragen sein.

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