Sprichwort über Zunge
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Eine freche Zunge macht keinen frommen Mann.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Eine freche Zunge macht keinen frommen Mann« bringt mit wenigen Worten eine klare Einsicht zum Ausdruck: Die Art, wie ein Mensch spricht, verrät viel über seinen Charakter und seine innere Haltung. Wer unbedacht, spöttisch oder respektlos redet, kann sich nicht gleichzeitig als moralisch einwandfrei, tugendhaft oder fromm bezeichnen. Sprache und Tugend stehen in einem engen Zusammenhang und das Sprichwort erinnert daran, dass beides im Einklang stehen muss.
Eine »freche Zunge« meint in diesem Zusammenhang nicht nur humorvolle Schlagfertigkeit, sondern vor allem ein loses, oft verletzendes oder respektloses Mundwerk. Wer andere verspottet, beleidigt, Gerüchte streut oder ständig Kritik übt, zeigt nicht nur einen Mangel an Zurückhaltung, sondern auch einen Mangel an innerer Reife. Der »fromme Mann« steht hingegen für einen Menschen, der in sich ruht, ethisch handelt, mit Bedacht redet und sich seiner Verantwortung im Umgang mit anderen bewusst ist.
Das Sprichwort mahnt zu Selbstdisziplin, zur Kontrolle über das eigene Reden und zur inneren Übereinstimmung zwischen Worten und Werten. In vielen Religionen und Weltanschauungen gilt das Wort als Spiegel des Herzens. Ein Mensch, der Gutes denkt und fühlt, wird sich auch bemühen, Gutes zu sagen. Umgekehrt verrät ein unbeherrschter Mund oft auch einen unreflektierten oder selbstbezogenen Geist.
Zugleich macht das Sprichwort deutlich, dass äußere Frömmigkeit, etwa in Form von Gebeten, religiösen Ritualen oder moralischer Belehrung, unglaubwürdig wird, wenn sie nicht durch ein entsprechendes Verhalten begleitet wird. Wer mit frommen Worten über Anstand und Tugend spricht, gleichzeitig aber mit seiner »frechen Zunge« andere verletzt oder verspottet, verliert seine Glaubwürdigkeit. Echte Frömmigkeit zeigt sich nicht nur in Gedanken oder Symbolen, sondern besonders im respektvollen Umgang mit dem Nächsten – und dieser beginnt mit der Sprache.