Sprichwort über Zunge

  • Für böse Zungen hilft kein Harnisch.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Für böse Zungen hilft kein Harnisch« beschreibt eindringlich die Macht verletzender Worte und die Hilflosigkeit, ihnen mit rein äußerem Schutz zu begegnen. Ein Harnisch – ursprünglich ein eiserner Brustpanzer – steht hier sinnbildlich für Abwehr, Rüstung oder Schutz. Doch selbst die stärkste Rüstung vermag nichts gegen die scharfen Pfeile der Sprache auszurichten, wenn sie von »bösen Zungen« abgeschossen werden. Worte durchdringen oft, was keine Waffe durchdringen kann: das Herz, das Ansehen, das Selbstwertgefühl.

»Böse Zungen« meint Menschen, die absichtlich oder aus Gewohnheit mit Worten verletzen, sei es durch Spott, Verleumdung, Lügen, Neid oder gezielte Geringschätzung. Sie bedienen sich der Sprache nicht zur Verständigung, sondern zur Diffamierung.

Oft geschieht dies hinter dem Rücken anderer, oft mit der Absicht, das Bild eines Menschen zu zerstören. Die Tragik liegt darin, dass sich der Betroffene dagegen kaum wehren kann. Weder körperliche Stärke noch soziale Stellung bieten Schutz vor dem zerstörerischen Potenzial der Sprache.

Das Sprichwort erinnert daran, dass verbale Angriffe tiefgreifender sein können als körperliche. Sie hinterlassen keine sichtbaren Wunden, aber sie verletzen dennoch – manchmal dauerhaft. Kein Harnisch, keine äußere Abschirmung, kein Amt oder Reichtum kann garantieren, dass man von böser Rede verschont bleibt. Denn wo Menschen sich versammeln, wird gesprochen. Und das und nicht immer mit Wohlwollen.

Gleichzeitig enthält das Sprichwort eine leise Warnung: Man soll sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wer glaubt, durch Macht, Ansehen oder äußerliche Unangreifbarkeit unverwundbar zu sein, irrt. Denn böse Zungen treffen oft gerade die, die im Rampenlicht stehen. Und nicht selten trifft sie der Spott oder Neid jener, die sich schwächer fühlen.

 Top