Sprichwort über Zwei
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Was zweie wissen, erfahren hundert.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Was zweie wissen, erfahren hundert« bringt auf pointierte Weise eine alte Lebensweisheit zum Ausdruck: Geheimnisse sind schwer zu bewahren, besonders wenn sie mehr als eine Person betreffen. Sobald ein Wissen geteilt wird – selbst nur mit einer zweiten Person – verliert es seinen exklusiven Charakter. Die Kette beginnt, und mit jeder Weitergabe vergrößert sich der Kreis der Eingeweihten, oft schneller als man glaubt oder beabsichtigt.
In diesem Sinne ist das Sprichwort eine Mahnung zur Diskretion. Wer etwas wirklich für sich behalten will, sollte es niemandem erzählen – denn auch der Vertrauteste hat womöglich wiederum einen Vertrauten. Und so wird aus einem kleinen Kreis schnell ein großer. Es liegt in der Natur des Menschen, Informationen weiterzugeben, sei es aus Rededrang, Bedürfnis nach Nähe oder schlicht aus Unachtsamkeit. Manchmal geschieht das auch mit den besten Absichten – doch das Resultat bleibt: Das Geheime ist nicht mehr geheim.
Zugleich verweist das Sprichwort auf die soziale Dynamik von Vertrauen. Vertrauen ist etwas Kostbares – doch es kann auch zur Last werden, wenn man unfreiwillig zum Träger eines Geheimnisses wird. Wer sich selbst nicht sicher ist, ob etwas vertraulich bleibt, sollte gut überlegen, mit wem er es teilt. Denn das Wissen um Vertrautes bringt Verantwortung mit sich – nicht nur für das eigene Verhalten, sondern auch für das der anderen.
Auch in der heutigen Zeit, in der Informationen sich in Sekundenschnelle über soziale Medien verbreiten, gewinnt das Sprichwort neue Aktualität. Ein geteiltes Foto, ein privater Kommentar – all das kann rasch den Weg in die Öffentlichkeit finden. Diskretion und Schweigen sind zur seltenen Tugend geworden.
So lehrt uns dieses Sprichwort in knapper Form eine kluge Lektion: Wer seine Worte wählt, wählt auch seine Freiheit. Und wer etwas wirklich bewahren will, tut gut daran, es im Herzen zu behalten – denn was zwei wissen, erfahren bald hundert.