Sprichwort über Zwei

  • Zwei für eins ist Wrakesrecht.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Zwei für eins ist Wrakesrecht« verweist auf ein altes, heute fast vergessenes Rechtsverständnis, das in vielen traditionellen Kulturen, auch im germanischen Raum, verankert war. Der Begriff Wrake bedeutet so viel wie Rache oder Vergeltung – Wrakesrecht bezeichnet also das »Recht auf Vergeltung«. Der Spruch kritisiert und warnt vor einer Form von »Rechtsprechung«, bei der Rache das Maß aller Dinge ist – nämlich dann, wenn zwei Menschen einen Schaden oder eine Schuld rächen, die nur einem angetan wurde. Die Folge: Die Vergeltung fällt unverhältnismäßig aus.

In diesem Sinne zeigt das Sprichwort eine klare Haltung gegen Überreaktion und Kollektivbestrafung. Es kritisiert die Tendenz, Unrecht mit doppeltem Unrecht beantworten zu wollen. Wenn auf einen Einzelnen ein doppelter Gegenschlag folgt – etwa durch zwei Rächer –, wird aus Gerechtigkeit schnell Unrecht in neuer Form. Anstatt das Maß zu wahren, wird überschritten – und die Spirale von Vergeltung beginnt sich zu drehen.

Das Sprichwort warnt damit auch vor Rachsucht und Gruppendynamik. Wenn sich mehrere zusammenschließen, um eine persönliche Verletzung oder Schuld zu vergelten, eskaliert ein Konflikt leicht. Der Impuls zur Vergeltung ist menschlich, aber gefährlich, wenn er nicht durch Besonnenheit und Rechtsprinzipien gezügelt wird. Die Geschichte – von Familienfehden bis zu Stammes- oder sogar internationalen Konflikten – zeigt, wohin solche Eskalationen führen können.

Gleichzeitig ruft das Sprichwort zur Wahrung des gerechten Maßes auf. Es plädiert für Verhältnismäßigkeit: Wer sich im Namen der Gerechtigkeit über das Maß erhebt, wird selbst ungerecht. Das Sprichwort erinnert uns damit an eine wichtige Lehre: Recht darf nicht zur Rache verkommen. Nicht die Anzahl der Rächer, sondern die Gerechtigkeit ihrer Handlung entscheidet über ihre Legitimität.

So betrachtet ist „Zwei für eins ist Wrakesrecht“ mehr als ein alter Spruch – es ist ein Appell an unsere ethische Verantwortung: Nicht alles, was möglich ist, ist auch gerecht.

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