Titus Livius über Erfolg

  • Der Erfolg ist der Lehrer der Toren.

    Eventus stultorum magister est.

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Titus Livius

römischer Geschichtsschreiber

* 59 vChr Padua
† 17 vChr Padua

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Erfolg und Torheit mögen auf den ersten Blick nicht recht zusammenpassen. Erleben wir Erfolg, macht es uns in der Regel zunächst doch alle stolz und glücklich. Es zeigt Potenz oder Intelligenz, Begabung oder auch Cleverness. Man erlebt dabei ein so wunderbares Gefühl, welches Ansporn ist, wiederholt erlebt zu werden. Koste es, was es wolle!

Koste es, was es wolle? Hier liegt oft der Haken. Denn der Preis für eine unbedingte Erfolgswiederholung kann unter Umständen fatal hoch werden. Das betrifft vor allem den äußeren Erfolg eines Menschen, der sich um die Anerkennung, das Ansehen oder den Status dreht. Erfolg, der sich augenscheinlich präsentiert und das Staunen der anderen hervorruft. Schon nach dem ersten Erfolgserlebnis tut sich die Falle der Verführung auf, die nach Wiederholung ruft. Diese Wiederholung kann durchaus gelingen oder auch noch gesteigert werden. Für all das gibt es gute Beispiele. Nicht selten aber passiert das Gegenteil. Dann wurde der ganz besondere Erfolg zu einem Ausnahmeerlebnis… sieht man von den schönen kleinen, aber unspektakulären Erfolgen im Alltag einmal ab.

Livius hat das Problem schon früh erkannt. Erfolg kann tatsächlich auch zum Lehrer in gleich zwei verschiedene Richtungen werden. Einerseits zeigt der den Toren, die bisher erfolglos in ihrem Tun waren, dass er durchaus erreichbar und möglich ist, wenn man es nur richtig anstellt und für die richtigen Bedingungen sorgt. Andererseits lehrt uns der Erfolg aber auch seine Schattenseite. Denn er ist nicht jederzeit und immer beliebig wiederholbar, nur weil er einmal besonders perfekt gelang. Mit dieser Anschauung könnte ein Erfolgreicher auch wieder schnell neu zum Toren werden, wenn er diese Zusammenhänge nicht versteht.

Häufige Erfolgserlebnisse sind wie eine Droge. Sie können zur Sucht werden und den Menschen in eine Form von Abhängigkeit führen, die ihn zur Marionette seines eigenen Handelns macht.

Will man Erfolg in seiner wirklichen Qualität für sich selbst erfassen, sollte man den Begriff präzisieren. Welche Art von Erfolg ist für mich persönlich gesund, fördert mich und bringt mich im Leben weiter? Welche Form von Erfolg birgt Gefahren, die mich in die Abhängigkeit vom Beifall der anderen Menschen bringen?

Erfolge sollten bestenfalls auch mit neuen Erkenntnissen über sich selbst und das Leben verknüpft sein. Dann ist die Gefahr, dass man in Hochmut, Arroganz oder Eitelkeit angesichts der eigenen Leistungen verfällt, gering.

Je bewusster man die Zusammenhänge zwischen Lernen-Glück-Erfolg und dem eigenen Zutun versteht, umso größer die Freude am eigenen Tun.

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