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Friedrich Rückert

Will man sich die Begabungen des Schriftstellers, Orientalisten oder Sprachgenies Rückert vorstellen, so geht das wohl leicht, wenn man sich die Anzahl der eigenen Fremdsprachen aufzählt, die man selbst beherrscht. Bei Rückert waren es weit über vierzig, die er lehrte, übersetzte und mit denen er sich forschend beschäftigte. Neben Sprachen aus dem europäischen und orientalischen Lebensraum zusätzlich auch u.a. Hawaiisch, Pali, Prakrit, Samaritanisch, Sanskrit, Tamil, Telugu, Tschagataisch.

Geboren wurde das Sprachgenie am 16. Mai 1788 in Schweinfurt. Er wuchs in bäuerlicher Umgebung auf, bekam jedoch die Chance zum Studium der Philologie und promovierte 1810 in Jena. Seine Arbeit als Altphilologie dort währte zwei Jahre. Später war er lange als Privatgelehrter tätig, aber auch als Redakteur für Cottas Morgenblatt für gebildete Stände.

Gedichte, Spott- und Ehrenlieder gab er heraus, arbeitete als Autor in Italien und hatte ein offenbar sehr gewöhnungsbedürftiges Äußeres nach Maßgabe der damaligen Anschauung. Dorothea Schlegel bezeichnete ihn einmal als einen, der mit „langem, herabhängendem ungekämmtem Haar und Schnauzbart" die Einheimischen offenbar irritierte und verschreckte.

Rückerts lyrische Arbeiten brachten ihn auch in Kontakt mit anderen Größen seiner Zeit, wie unter anderem: Friedrich de la Motte Fouqué, Jean Paul, Ludwig Uhland und Friedrich von Schlegel.

Einen weiteren Impuls, sich speziell den orientalischen Sprachen widmen zu wollen, bekam er durch den Kontakt mit dem Orientalisten Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall. Ihm gelang es sein besonderes Interesse für die Literatur Persiens und den arabischen Sprachraum zu wecken. In Folge entstanden die Anthologie Östliche Rosen im Jahre 1822 und die Nachdichtungen zur Lyrik von Hafis. Rumis Gedichte machte er durch Übersetzung im deutschen Sprachraum bekannt, gab eine Sammlung von humorvollen sprachgewaltigen Texten heraus und schaffte viele weitere bedeutende Werke im Zusammenhang mit der östlichen Literatur, vor allem auch die Übersetzung des Korans.

Ein schwerer Einbruch ereignete sich im Jahre 1833/34 mit dem Tod zweier seiner Kinder. Eine Verdüsterung der Seele, ein psychischer Einbruch war die Folge. Erschütterndes Zeugnis seines Zustandes sind seine „Kindertotenlieder“, mit denen er das Geschehnis zu verarbeiten suchte.

Das sechsbändige Werk "Die Weisheit des Brahmanen" entstand zwischen 1836-13839, die sich mit Gottes- und Lebensweisheiten in Sprüchen, Fabeln und Erzählungen auseinandersetzt. Schopenhauers Werke übten 1945 einen einschneidenden Einfluss auf ihn aus.

Ende der vierziger Jahre ging Rückert in Pension und starb am 31. Januar 1866 an Krebs.

Über Rückerts Talente sagte einmal Annemarie Schimmel als Kennerin der östlichen Literaturen und ihrer Lebensumfelder: "Aber wer machte sich die Mühe, sein gesamtes Werk durchzulesen? Wer ahnte, daß dieser Mann eine phänomenale Sprachbegabung besaß, die ihn befähigte, die kompliziertesten Texte aus dem Arabischen, Persischen, Sanskrit und Dutzenden anderer Sprachen in geradezu unheimlicher Treue dem Deutschen anzuverwandeln. ...aber allein der Umfang des gedruckt vorliegenden Materials schien es unmöglich zu machen, Rückert recht zu würdigen, und es war leicht, ihn unter die Epigonendichter einzureihen." (Schimmel, Annemarie[Hrsg.]:Friedrich Rückert. Ausgewählte Werke, Bd 1, Ffm. Insel, 1988, S. 9)

So verbleibt Rückert bis heute ein Nimbus eines "Verkannten", dessen Werk in der Öffentlichkeit niemals wohl jenen Aufmerksamkeitsgrad erhielt, der ihm angemessen gewesen wäre.

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