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Friedrich Rückert
deutscher Schriftsteller (1788 - 1866)
134 Zitate, Sprüche & Aphorismen
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Der Adler fliegt allein, / der Rabe scharenweise. / Gesellschaft braucht der Tor / und Einsamkeit der Weise.
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Dein wahrer Freund ist nicht, wer dir den Spiegel hält / der Schmeichelei, worin dein Bild dir selbst gefällt. / Dein wahrer Freund ist, wer dich sehn läßt deine Flecken / und sie dir tilgen hilft, eh' Feinde sie entdecken.
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Aus Eigennutz entspringt die Dankbarkeit der meisten für einen Dienst, den ihr geleistet oder leistet.
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Füge Dich der Zeit, erfülle Deinen Platz / und räum ihn auch getrost: Es fehlt nicht an Ersatz.
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Der Teufel hat die Welt verlassen, weil er weiß, / die Menschen machen selbst die Höll' einander heiß.
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Am Abend wird man klug / für den vergangenen Tag, / doch niemals klug genug / für den, der kommen mag.
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Gesell dich einem Bessern zu, / daß mit ihm deine Kräfte ringen. / Wer selbst nicht weiter ist als du, / der kann dich auch nicht weiterbringen.
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Das sind die Weisen, / die durch Irrtum zur Wahrheit reisen. / Die bei dem Irrtum verharren, / das sind die Narren.
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O wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück! / Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück.
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Daß sie die Perle trägt, das macht die Muschel krank. / Dem Himmel sag' für Schmerz, der dich veredelt, Dank!
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Die Rose stand im Tau, / es waren Perlen grau, / als Sonne sie beschienen, / wurden sie zu Rubinen.
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Mit jeder Sprache, die du erlernst, befreist / du einen bis daher in dir gebundenen Geist.
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Zur Weggenossenschaft gehören beide Gaben, / nicht bloß ein gleiches Ziel, auch gleichen Schritt zu haben.
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Aufmerksamkeit, mein Sohn, ist, was ich dir empfehle; / bei dem, wobei du bist, zu sein mit ganzer Seele.
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O brich den Faden nicht der Freundschaft rasch entzwei! / Wird er auch neu geknüpft, ein Knoten bleibt dabei.
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Allein ist besser als mit Schlechtem im Verein. / Mit Guten im Verein ist besser als allein.
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Am Ende sieht's ein Tor, ein Klügrer in der Mitte, / und nur der Weise sieht das Ziel beim ersten Schritte.
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Willst du, daß wir mit hinein / in das Haus dich bauen, / laß es dir gefallen, Stein, / daß wir dich behauen!
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Die Strafe macht dich frei von dem Gefühl der Schuld; / drum straft dich, Kind, nicht Zorn des Vaters sondern Huld.
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Wenn die Rose selbst sich schmückt, / schmückt sie auch den Garten.
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Nur aufs Ziel zu sehen verdirbt die Lust am Reisen.
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Gib nicht zu schnell Dein Wort, so brauchst Du's nicht zu brechen! / Viel besser ist es, mehr zu halten als versprechen.
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Die Seele vom Genuß, / o Freund, ist dessen Kürze. / Die Furcht des Todes ist / des Lebens scharfe Würze. / Ein Tor klagt überm Schmaus, / daß er so früh sei aus. / Ein Weiser ißt sich satt / und geht vergnügt nach Haus.
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Wer etwas ist, bemüht sich nicht zu scheinen. / Wer scheinen will, wird niemals etwas sein.
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Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue.
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Möge jeder still beglückt / seiner Freuden warten! / Wenn die Rose selbst sich schmückt, / schmückt sie auch den Garten.
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Im Walde hätte nicht die Axt so leichtes Spiel, / hätt' ihr der Wald nicht selbst geliefert ihren Stiel.
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Der Lehrer strebe nur, sich selber zu entfalten, / der Schüler lerne nur, sein Eignes zu gestalten.
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Lebe von der Welt geschieden, / und du lebst mit ihr in Frieden.
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Nimm ein leichtes Wort nicht so schwer, gönne ihm nicht den Triumph! / Was ein Steinwurf trübt, ist kein Meer, sondern es ist ein Sumpf.
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Wo du streiten siehst zwei Drachen, tritt als Mittler nicht dazwischen; denn sie möchten Friede machen und dich selbst beim Kopf erwischen.
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Seh'n Geliebter Tod ist mehr als eigne Leiden.
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Die Demut ehre du, und zu der Demut Ehren / sei gegen Stolze stolz, um Demut sie zu lehren.
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Ein leicht erwärmter Freund wird leicht erkältet sein.
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Das Mittelmaß ist gut dem Alter wie der Jugend, / nur Mittelmäßigkeit allein ist keine Tugend.
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Drei Menschen auf einmal verdirbt Verleumdungsgift: / Den, der sie spricht, den, der sie hört, den, so sie trifft.
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Wie groß für dich du seist, vorm Ganzen bist du nichtig, / doch als des Ganzen Glied, bis du als kleinstes wichtig.
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In Sommertagen rüste Deinen Schlitten und Deinen Wagen in des Winters Mitten!
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Du sprichst: Mich reizet Obst nicht mehr. / O, laß doch schauen! / Du hast gewiß den Zahn nicht mehr zum Apfelkauen.
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Du entgehst nicht dem Verhängnis! / Diesen Glauben hast du, merke, / nicht daß er dich in Bedrängnis / mutlos mache, sondern stärke.
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Das kleine Pfefferkorn sieh für gering nicht an, / versuch es nur und sieh, wie scharf es beißen kann!
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Vom Übermaß der Lust wird Leid hervorgebracht. / Das Auge selber weint, sobald man heftig lacht.
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Die Seele vom Genuß, o Freund, ist dessen Kürze.
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Wenn es dir übel geht, nimm es für gut nur immer! / Wenn du es übel nimmst, so geht es dir noch schlimmer.
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Die Freude kennst du nicht, wenn du nur Freuden kennest. / Dir fehlt das ganze Licht, wenn du's in Strahlen trennest.
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Wein und schöne Mädchen / sind zwei Zauberfädchen, / die auch die erfahrnen / Vögel gern umgarnen.
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Die Rach' ist eine Lust, die währt wohl einen Tag, / die Großmut ein Gefühl, das ewig freun Dich mag.
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Wer nicht gewacht hat, kann nicht schlafen. / Wer nicht gelebt hat, kann nicht sterben.
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Das ist gewiß! Die Magd, wo sie wird Frau im Haus, / die schicket ihre Mägd' im ärgsten Regen aus.
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Wenn Gott dich schlagen will, so braucht er nicht die Hand: / Er nimmt dir, daß du selbst schlagest, den Verstand.