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Heraklit

Heraklit wurde um 520 vor Christus in der griechischen Kolonie Ephesos in Ionien geboren und starb um 460 vor Christus. Seine genauen Lebensumstände sind, wie auch sein Werk, ungeklärt, da sich die Forschung lediglich auf Informationen von nicht zeitgenössischen und teils sehr späten Autoren stützen kann. Bekannt ist jedoch, dass er als Sohn einer aristokratischen Familie erblichen Anspruch auf das Amt des königlichen Opferpriesters hatte. Er soll darauf jedoch zugunsten seines Bruders verzichtet haben.

Da Heraklits Philosophie außerhalb aller üblichen Einteilungen in Schulen und Richtungen steht, wurde Heraklit sowohl als materieller Monist oder Prozess-Philosoph wie auch als wissenschaftlicher Kosmologe, ein metaphysisch-religiöser Denker, bezeichnet. Je nach Intention wurden seinem Gedankengut revolutionäre oder geringe Bedeutung zugesprochen und sein Werk als Grundlage der Logik gelobt oder als Widerspruch in sich verdammt. Heraklit selbst charakterisierte seine Philosopie als Selbstsuche.

Ein zentraler Aspekt der heraklitischen Philosophie ist die Unterscheidung von lebensweltlichen Erfahrungen, wie sie die Masse der Menschen ("die Vielen") macht, und tiefer gegründeten Zugängen zur Lebenswirklichkeit, die allein zu Erkenntnis im Sinne des Logos führen.

Als substantielles Prinzip setzt Heraklit das Feuer. Gegen Feuer wird alles umgesetzt und Feuer gegen alles in dem Doppelprozesse des Weges nach unten, der vom Feuer (welches mit der reinsten Luft identisch ist) zum Wasser und zur Erde herabführt, und des Weges nach oben, der von der Erde und dem Wasser zum Feuer hinaufführt. Beide Seiten des Doppelprozesses sind miteinander verflochten. Doch bewegt sich die Entwicklung überwiegend bald in der einen, bald in der andern Richtung: Krieg und Streit führen aus dem Urfeuer zum Werden der Welt - "Krieg ist aller Dinge Vater, aller Dinge König" - , Eintracht und Friede zur Rückkehr der Welt ins Urfeuer. So baut sich die Welt und geht wieder in Feuer auf, um sich dann wieder aufs Neue zu bauen.

Das Feuer als rastlos bewegtes Element genügt zugleich am besten einem von Heraklit betonten metaphysischen Gesichtspunkte: es gibt kein beharrendes Sein, sondern nur ein stets wechselndes Werden. Was uns als Seiendes erscheint, sind nur augenblickliche Kreuzungen und Schnittpunkte verschiedener Werdeströmungen. Alles fließt. In denselben Fluss steigen wir kein zweites Mal hinab. Kein Ding befindet sich in einem bestimmten Zustande, jedes trägt zugleich auch den entgegengesetzten Zustand in sich. Alles ist identisch und nicht identisch. Aller Wechsel aber ist beherrscht von einem einheitlichen Weltgesetze, das zugleich auch für den Menschen die Norm seines Handelns abgeben muss. Der Erkenntnis, dass die wenigsten von diesem Weltgesetze wissen und wissen wollen, entspricht die für Heraklit charakteristische Menschenverachtung.

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