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Joachim Gauck

Joachim Gauck war der erste Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) die bis heute im Volksmund als sogenannte "Gauck-Behörde“ bezeichnet wird.

Joachim Gauck ist der Sohn eines Marineoffiziers der 1951 vom sowjetischen Geheimdienst wegen angeblicher Spionage verhaftet und bis 1955 nach Sibirien deportiert wurde.

In einem Interview ("Wir Deutsche können Freiheit", Interview in der Ostseezeitung Rostock, 23./24. Januar 2010) bezeichnete Gauck diese Erfahrung als den Zeitpunkt, an dem er politisiert wurde.

Sein erster Berufswunsch war eigentlich Journalist. Da er aber kein Mitglied der staatlichen Jugendorganisation FDJ war und deshalb keinen Studienplatz für Germanistik bekam, studierte er von 1958 bis 1965 in seiner Heimatstadt Rostock Theologie und arbeitete nach seiner Ordination bei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs als Pastor in Lüssow und ab 1971 in Rostock-Evershagen. Zusätzlich war er als Kreis- und Stadtjugendpfarrer in Rostock tätig und zwischen 1982 und 1990 Leiter der Kirchentagsarbeit in Mecklenburg.

Als sich 1989 in der Bevölkerung der Widerstand gegen die Regierung formierte, wurde Joachim Gauck Mitglied des Neuen Forums Rostock und avancierte zu dessen Sprecher. Er leitete die wöchentlichen Gottesdienste und führte die anschließenden Groß-Demonstrationen an.

Von März 1990 bis zur Auflösung der DDR im Oktober 1990 vertrat Gauck als Abgeordneter das Neue Forum in der Volkskammer und übernahm dort die Leitung des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und wurde zu einem der Initiatoren des Stasi-Unterlagen-Gesetzes der Volkskammer.

Am 2. Oktober 1990 wurde der parteilose Gauck von der Volkskammer zum Sonderbeauftragten für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR gewählt und einen Tag später von Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl als Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes bestätigt.

Joachim Gauck wurde der erste Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und leitete die Behörde zwei Amtszeiten lang bis September 2000.

Bei all seinen Tätigkeiten war dem parteilosen Gauck die politische Unabhängigkeit wichtig. Er wollte überparteilich im Dienste der Sache wirken. So lehnte er auch Angebote wie die Leiterung der Bundeszentrale für politische Bildung oder Bundestagsmandat für die SPD ab. Es ist auch schwierig wenn nicht gar unmöglich, Gauck einem politischen Lager zuzuordnen. Er selbst bezeichnet sich als "linker, liberaler Konservativer". Diese Unabhängigkeit gibt ihm die Freiheit, zu sagen, was er denkt; sie macht ihn authentisch und glaubwürdig, aber auch unbequem für seine Mitmenschen.

Für sein Engagement wurde Joachim Gauck vielfach ausgezeichnet und erhielt zahlreiche Ehrungen. Darunter:

  • 1991: Theodor-Heuss-Medaille (zusammen mit fünf weiteren Bürgerrechtlern, stellvertretend für die oppositionellen Bürger der DDR)
  • 1995: Bundesverdienstkreuz Erster Klasse
  • 1996: Hermann-Ehlers-Preis
  • 1997: Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken
  • 1999: Ehrendoktorwürde der Universität Rostock
  • 1999: Ungarische Imre-Nagy-Gedenkplakette
  • 2000: Dolf-Sternberger-Preis
  • 2001: Erich-Kästner-Preis des Presseclubs Dresden
  • 2002: „Goldenes Lot“ des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure
  • 2003: Courage-Preis
  • 2005: Ehrendoktorwürde der Universität Augsburg
  • 2008: Thomas-Dehler-Preis
  • 2009: Das Glas der Vernunft
Im Juni 2010 wurde Joachim Gauck von den Parteivorsitzenden der SPD und der Grünen zum Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl 2010 nominiert.

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