Biografie

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Rudolf Augstein

Mit der Gründung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" prägte Rudolf Augstein die Medienlandschaft im Nachkriegsdeutschland wie kaum ein anderer. Während der Wirtschaftswunderzeiten und der einsetzenden gesellschaftlichen Trägheit hob Augsteins "Spiegel" den journalistischen Zeigefinger und legte ihn mit Häme, Zynismus und Sarkasmus in so manche politische Wunde.

Rudolf Augstein kam am 5. November 1923 in Hannover als Sohn eines Fotokaufmanns zur Welt. Er war das jüngste von sieben Kindern einer bürgerlich-katholischen Familie.

Mit den Nationalsozialisten, deren Machtübernahme er als Neunjähriger erlebte, hatte die Familie wenig im Sinn. Augstein besuchte deshalb das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium (heutige: Helene-Lange-Schule). Die Schule war zwar im Arbeiterstadtteil Linden gelegen, galt aber als wenig nationalsozialistisch beeinflusst. 1939 wurde das Gymnasium jedoch zu einer Mädchenschule umstrukturiert und Augstein wechselte zum Ratsgymnasium Hannover. Dort legte er 1941 das Abitur ab und absolvierte anschließend ein Volontariat beim "Hannoverschen Anzeiger".

Während des Zweiten Weltkriegs war Augstein zunächst ab 1942 Funker und kam gegen Ende des des Kriegs als Artilleriebeobachter an die Ostfront. Für kurze Zeit geriet er in amerikanische Gefangenschaft.

Nach dem Krieg war Augstein zunächst Redakteur des Hannoverschen Nachrichtenblatts und dann in 1946 Redakteur der Wochenzeitschrift "Diese Woche". Wegen Kritik an den Besatzern wurde das Blatt aber nach 6 Ausgaben wieder eingestellt. Augstein erwarb damals gemeinsam mit dem Fotografen Roman Stempka und dem Redakteur Gerhard Barsch in Hannover die Verlegerlizenz und gab am 4. Januar 1947 die erste Ausgabe Nachrichtenmagazins "DER SPIEGEL" heraus.

"DER SPIEGEL" etablierte sich sehr schnell als eines der wichtigsten politischen Magazine Deutschlands, dessen Inhalt von Augstein als Chefredakteur und Herausgeber maßgeblich gesteuert wurde. Augstein griff in seinen Artikeln gerne innenpolitische Skandale auf. Bereits im Januar 1949 wurde er erstmals angeklagt, nachdem "DER SPIEGEL" berichtete, dass bei einer Hausdurchsuchung beim Kieler Ex-Agrarminister Erich Arp Fleischbüchsen gefunden worden waren. Augstein wurde jedoch vor Gericht freigesprochen.

1962 löste die Ausgabe 41 mit dem Artikel "Bedingt abwehrbereit" die sogenannte Spiegel-Affäre aus, über die Verteidigungsminister Franz Josef Strauß stolperte und sich kurzfristig aus der Bundespolitik zurückzog. Wegen der Veröffentlichung vertraulicher Berichte zum NATO-Manöver Fallex 62 wurden Augstein und sieben weitere Mitarbeiter des Magazins unter dem Vorwurf des Landesverrats festgenommen. Die Festnahmen lösten eine Welle von Protesten aus und Augstein kam nach 103 Tagen in Untersuchungshaft wieder frei. Eingestellt wurde das Verfahren jedoch erst 1965, nachdem sich die Anschuldigungen als unbegründet erwiesen hatten.

Nachdem Augstein alle Fremdbeteiligungen am Spiegel aufgekauft hatte, führte er 1974 im "Spiegel"-Verlag ein Beteiligungsmodell ein, das die Mitarbeiter zu Miteigentümern macht. Augstein "verschenkte" so 50% seiner Firma an die Mitarbeiter.

Darüber hinaus gründete Augstein die Rudolf Augstein Stiftung, die sich für Menschen in Krankheit und Not, sowie Journalismus und Kunst engagiert.

Im Laufe seines Lebens erhielt der streitbare Journalist diverse Auszeichnungen. Darunter 1997 das Große Bundesverdienstkreuz und die Ehrenbürgerwürde der Freien und Hansestadt Hamburg 1993.

Am 7. November 2002 starb Rudolf Augstein in Hamburg an den Folgen einer Lungenentzündung.

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