Die Vereinigten Staaten

Was deren Wortwahl so alles aussagen kann. Von Tom Borg

Wenn Amerika als der Sheriff des Planeten einen Steckbrief an die Wand nagelt und seine Hilfssheriffs losschickt, dann ist das so legitim und erforderlich wie ein von Gott gegebenes Naturgesetz. Zumindest besteht Amerika auf diese Sichtweise.

Formulierungen sagen manchmal mehr aus als die Wörter selbst. So auch beim amerikanischen Außenminister John Kerry wenn dieser zum Besten gibt: "Die Vereinigten Staaten und die internationale Gemeinschaft müssten darauf antworten." Immerhin muss man ihm zu Gute halten, dass er die internationale Gemeinschaft zumindest noch erwähnt, nachdem der erste Teil des Satzes Amerikas Sonderstellung untermauert.

Doch hat nicht gerade diese Einstellung, dass die vereinigten Staaten überall ihren Senf dazu geben müssen, so manchen Konflikt erst richtig angeheizt? Wie viele Kriege haben die USA seit Ende des Zweiten Weltkriegs eigentlich geführt? So richtig mitzählen kann man da eigentlich gar nicht mehr seit Kriege zunehmend mit Viren a la Stuxnet und Drohnen als die Kopfgeldjäger des 21. Jahrhunderts geführt werden. Viele dieser Killerkommandos werden angeblich in "unser aller" Interesse geführt; die Vereinigten Staaten erbringen das Opfer, ihre Soldaten für uns in den Krieg zu schicken und empören sich verschnupft wenn wir gegen diese Kriege demonstrieren. Auf den Gedanken, dass diese Demonstrationen zum Ausdruck bringen sollen, dass wir gegen diese Kriege sind und diese weder legitimieren noch als in unserem Namen geführt deklarieren wollen, darauf kommt jenseits des Atlantiks niemand, weil dieser Gedanke per Definition als nicht akzeptabel gilt. Wenn der Sheriff des Planeten einen Steckbrief an die Wand nagelt und seine Hilfssheriffs losschickt, dann ist das so legitim und erforderlich wie ein von Gott gegebenes Naturgesetz. Zumindest besteht Amerika auf diese Sichtweise.

Natürlich darf jeder eine Antwort geben, auch auf nicht gestellte Fragen. Doch wenn die Antwort in Form eines Militäreinsatzes gegeben wird, dann sollte sie von den UN legitimiert sein, denn nur diese besitzt das Recht, im Namen der ganzen Menschheit zu sprechend. Doch die USA spähen nicht nur die UN illegal aus, sondern scheinen diese auch für total überflüssig zu halten. John Kerry macht kein Geheimnis daraus, dass sein Land das Recht beansprucht, jederzeit und überall militärisch eingreifen zu dürfen, wenn es die US-Regierung den "nationalen Interessen" entsprechend für erforderlich hält.

Dabei sollte ein Krieg aktuell eher unerwünscht sein, denn Amerikas Kassen sind mal wieder leer. Oder vielleicht gerade deshalb? Denn mit einem Krieg konfrontiert, der angeblich im Namen der Menschlichkeit geführt werden muss, sieht es natürlich auch in Sachen Schuldenlimit plötzlich ganz anders aus. Man kann ja nicht mittendrin aufhören, bloß weil ein notdürftig zusammengeschustertes Gesetz sagt: Die Kasse ist leer, der Krieg ist aus…

Hat der amerikanische Präsident Barack Obama deshalb so lange gezögert? Hat er mit Absicht weggeschaut als sich Zehntausende gegenseitig abschlachteten damit er jetzt im für ihn innen- wie außenpolitisch günstigen Augenblick losschlagen kann? Ist das alles ein klug inszenierten politisches Pokerspielchen der US-Regierung, um innenpolitische Gegner unter Druck zu setzen, um die unliebsame Opposition auf Kurs zu zwingen?

Finanziell leisten können sich die USA einen Krieg jetzt nicht. Und ob nach ein paar Marschflugkörpern - aus sicherer Entfernung abgefeuert - die "richtige" Opposition an die Macht kommt oder gar die radikalen Islamisten, die erst Recht Ärger machen, das steht ja auch noch in den Sternen - so wie auch die Frage, ob es wirklich das Assad-Regime war, das mit Giftgas um sich warf. Nach den Lügengeschichten um den Irak-Krieg würde es zumindest nicht überraschen, wenn auch der aktuelle Giftgas-Anschlag ein inszenierter Fake wäre, ein gefälschter Kriegsgrund, der gewissen Drahtziehern gerade recht käme…

— 28. August 2013
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