Die Banker spinnen

Verliert die Finanzbrache jetzt den letzten Rest von Moral? fragt sich Tom Borg

Als Kunde einer Bank bin ich weder Anteilseigner noch bedeutet ein Bankkonto automatisch, dass ich mit meinen Ersparnissen Finanzwetten abschließen möchte. Ich habe schlichtweg keine andere Wahl als ein Konto zu haben und meine Ersparnisse dort abzulegen. Damit hafte ich nicht gegenüber anderen Gläubigern, sondern ich bin selbst Gläubiger meiner Bank.

Dass Banker als Symbol der weltweiten Finanzbranche gierig, skrupellos und nur auf den eigenen Vorteil, sprich Gewinn, bedacht sind, zeigen sie jeden Tag aufs neue. Doch jetzt, so scheint s, schlägt's dreizehn; jetzt sind die Banker komplett übergeschnappt, drohen jedes Maß zu verlieren.

Wenn das Referenzmodel Zypern mit der Beteiligung der Einleger und Sparer Runde macht, kann man als normaler Bürger den Zentralbanken und den diese kontrollierenden Politikern nur noch Begriffe wie Verrat und Betrug an den Kopf werfen - und man sollte sie allesamt in den Knast stecken, am bestens lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Was Finanzjongleure inzwischen abziehen, passt auf keine Kuhhaut mehr. Da wird gezockt bis zum geht nicht mehr - und oft auf deutlich drüber. Aber natürlich nicht mit dem eigenen Geld sondern mit dem der Anleger, der Sparer. Das alleine ist schon Grund, mindestens die Hälfte aller Banker wegen Veruntreuung aus dem Verkehr zu ziehen. Doch was die Politik im Schulterschluss mit den Zentralbanken nun europaweit plant, ist schon keine Veruntreuung mehr, sondern planmäßiger Diebstahl, staatlich legitimierte Enteignung. Egal wie politisch geschönt sich das ganze anhört, wenn der Normalbürger, egal ob in seiner Eigenschaft als Steuerzahler oder als Sparer, die Zocke - pardon: die Zeche - bezahlen soll, dann ist das eine dreiste politische Frechheit übelster Sorte. Daran ändert auch nichts, dass Bundesbank-Präsident Jens Weidmann das ganze schön redet und den Steuerzahler verschonen möchte, indem nicht mehr die Steuerzahler marode Banken retten sollen, sondern die Bank-Kunden mit einer Zwangsabgabe. Da kann man nur noch mit einem Comic-Zitat kommentieren: Die spinnen, diese Banker..!

Als Kunde einer Bank bin ich weder Anteilseigner noch bedeutet ein Bankkonto automatisch, dass ich mit meinen Ersparnissen Finanzwetten abschließen möchte. Ich habe schlichtweg keine andere Wahl als a) ein Konto zu haben, wenn ich berufstätig bin, und b) meine Ersparnisse nicht bar mit mir herumtragen oder unter dem Kopfkissen bunkern möchte. Letzteres erschweren Banken inzwischen eh, indem sie die großen Scheine künstlich verknappen.

Auch das Argument, das Einleger mit mehr als 50 oder 100.000 Euro keine "Kleinsparer" mehr sind, zieht nicht, denn als "Kleiner" muss man heutzutage seine Rente ja selbst ansparen. Dazu rufen nicht nur Versicherungen und Banken auf, sondern auch die Regierungen, die zwar weiterhin die Beiträge für staatliche Rente und Gesundheitsvorsorge einkassieren aber gleichzeitig jedem dazu raten, sich doch bitte privat abzusichern, wenn er denn rundum abgesichert sein möchte. Doch wohin mit den Ersparnissen? In Fonds, Bausparkassen oder sonstige Anlagen investieren? Ich bin doch nicht blöd und gebe den Instituten mein Geld zum Zocken, das weg ist wenn die Bank pleite macht. Und auch die Zinsversprechen der Kapitalversicherungen sind längst Schnee von gestern. Da hält man seine Euros doch lieber gleich auf dem Sparbuch; da gibt es zwar kaum noch Zinsen, aber wenigstens ist das Geld sicher - soweit es nicht von der Inflation aufgefressen wird.

Doch jetzt wollen Politik und Finanzbranche auch an die Ersparnisse der Bürger? So weit ging ja nicht einmal Erich Honecker im real existierenden Sozialismus.

Gegenvorschlag: Warum bittet man nicht die zur Kasse, die uns das ganze Chaos eingebrockt haben - die Manager und Anteilseigner der Finanzinstitute und diejenigen, die wirklich aktiv zocken? Auch in Zeiten des Computerhandels mit allem was zu handeln ist, sind diese sehr wohl greifbar, indem man Kapitalbewegungen besteuert. Tante Erna schiebt ihre Ersparnisse nicht dreimal täglich auf ein anderes Konto, ihr tut es nicht weh, wenn Kapitalbewegungen zum Erwerb von Finanzprodukte besteuert werden. Tante Erna bezahlt nur einmal monatlich ihre Versicherungsbeiträge und bedient ggfs. ihre Sparverträge. Damit brockt uns Tante Erna keine Bankenpleiten ein. Nein, wirklich verantwortlich sind neben die Politikern, die dies alles zulassen, vor allem die Finanzjongleure, die auf jeden Verdacht eines Vorteils sofort umschichten und Kapital abziehen und anderweitig platzieren, und vor allem auch die Betreiber des sogenannten Computerhandels, der Computerprogramme, die in Sekundenbruchteilen gigantische Summen bewegen du damit nicht selten auch massive Kursschwankungen produzieren. Würde jede dieser Transaktionen mit einer spürbaren Steuer belegt, würde sich das Kapitalverschieben im Sekundentakt nicht mehr lohnen, was obendrein, auch manche Manipulationen beseitigen würde.

Wenn der Handel mit Finanztitel besteuert ist, dann überlegt man es sich schon etwas länger, ob und in was man investiert. Und selbst wenn auch diese Lage ausgereizt wird, bringt sie wenigstens Transaktionssteuern in die Kasse des Staates, der diese Gelder nutzen kann, um Pleitebanken zu retten, wenn sie denn unbedingt gerettet werden müssen.

Doch darauf zu hoffen ist vermutlich Dummheit, denn die Politiker - egal ob christlich oder sozial - dienen längst nicht mehr dem Interesse des Volkes, sondern lassen sich von der Finanzwelt instrumentalisieren, so nicht gar persönlich davon profitieren. Da sollten wir "kleine Sparer" doch besser gleich unsere Notgroschen von den Geldinstituten abziehen, damit diese nicht damit zocken und wir die Ersparnisse nicht verlieren können. Ohne fremde Gelder zum Zocken gingen auch deutlich weniger Banken pleite.

— 03. September 2013
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