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Obama ermöglicht den Bezug weicher Drogen - endlich meint Tom Borg

Die Niederlande haben mit ihren Coffee-Shops schon vor vielen Jahren vorgemacht, dass es auch anders geht. Damit gelang es, die wesentlichen Begleitumstände zu bekämpfen: Beschaffungskriminalität und -prostitution. Dies zerstörte den Dealern und den gesamten kriminellen Beschaffungsstrukturen die Geschäftsgrundlagen.

Musste erst ein Farbiger Präsident der USA werden, damit die USA ihre radikale Drogenpolitik ändern? Über Jahrzehnte verteidigte die DEA ihre Drogenpolitik mit harten Bandagen im In- und Ausland und scheute auch vor Kommandoaktionen in Herstellerländer nicht zurück. Nun gibt es Entwarnung: Obama erlaubt den Bundesstaaten eigene Gesetze und Regelungen für den legalen Erwerb weicher Drogen.

Der Schritt weist zweifelsohne in die richtige Richtung und ist auch nicht sonderlich neu. Die Niederlande haben mit ihren Coffee-Shops schon vor vielen Jahren vorgemacht, dass es auch anders geht. Zwar wurden die Shops zu einer Art (Drogen-)Tourismus-Ziel, doch gelang es auch, die wesentlichen Begleitumstände zu bekämpfen: Beschaffungskriminalität und -prostitution. Damit wird den Dealern und den gesamten kriminellen Beschaffungsstrukturen die Geschäftsgrundlage entzogen. Nur die Illegalität treibt die Preise für Drogen hoch. Könnte man die - weichen - Drogen legal erwerben, wäre dieser Druck weg, es gäbe weniger (Beschaffungs-)Kriminalität und vor allem junge Frauen müssten nicht für die tägliche Dosis auf den Strich gehen.

Natürlich ist das Problem des Drogenmissbrauchs damit nicht beseitigt. Das zeigen alleine schon die anderen legalen Drogen wie Alkohol und Tabak. Sie zeigen aber auch, dass mit Verboten und Drohungen alleine wenig zu erreichen ist. Die Horrorbilder auf den Zigarettenpackungen schrecken kaum einen Raucher ab. Und auch Jugendliche kommen trotz gesetzlicher Verbote spielend leicht in den Besitz dieser legalen Drogen.

Doch diese Missbräuche zeigen auch das eigentliche Problem auf, das neben den eventuell absichtlich beigemischten abhängig machenden Komponenten, über die immer wieder debattiert wird, darin besteht, dass wir heutzutage keinen vernünftigen Umgang mit Drogen mehr kennen. In früheren Jahrhunderten war die tägliche Flasche Bier und das Pfeifchen am Abend etwas Alltägliches, das man zufrieden im Kreis der Freunde oder Nachbarn nach getaner Arbeit zum Ausklang des Tages genoss. Heute kippen wir, vor allem Jugendliche, den Alkohol literweise in uns rein. Von Genuss kann da keine Rede mehr sein.

Doch so, wie auch der Alkohol keine Probleme löst, kann auch ein Joint Probleme nur vertagen. Nach dem Trip ist die Welt noch immer die gleiche - und wir sollten lernen dies zu akzeptieren und zu verstehen anstatt Alkohol und andere Drogen als Angeber- oder Verdrängungsdrogen zu missbrauchen. In unserer heutigen Zeit fehlt uns eine Kultur des Genießens - nicht nur bei Drogen, nein auch in vielen anderen Bereichen. Dennoch ist eine vorsichtige Legalisierung weicher Drogen ein Schritt in die richtige Richtung, sofern auch Aufklärung hinzu kommt. Doch die bringt nichts, wenn sie mit dem erhobenem Zeigefinger verabreicht wird.

Ich erinnere mich noch an meine erste Zigarette. Ich war damals 11 oder 12 und mit anderen, auch älteren, Jungs in einem Zeltlager. Wir durften damals nicht rauchen und hatten auch nicht geraucht mangels Gelegenheit. Aber die bot sich als wir einem der älteren Jungs heimlich eine Zigarette zum horrenden Preis von 2 DM abkauften. Heimlich schlichen wir zu einem Bootssteg und zündeten feierlich die Zigarette an. Jeder nahm einen Zug - auch ich. Und ich war enttäuscht; es schmeckte mir nicht. Es blieb die erste und letzte Zigarette meines Lebens. Ich habe bis heute, immerhin über einen Zeitraum von 40 Jahre, nie wieder eine Zigarette angefasst und hatte auch nie das Verlangen danach. Ich weiß nicht, was aus den anderen Jungs wurde, die damals mit mir ihre erste Zigarette rauchten. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es bei einen Joint nicht anders gewesen wäre. Wenn er mir nichts gebracht hätte, meine Welt oder mein Empfinden nicht verbessert hätte, dann wäre es wohl auch mein letzter geblieben.

An dieser Stelle sind natürlich die staatlichen Stellen gefragt, dafür Sorge zu tragen, dass die zugänglichen Drogen nicht mit illegalen, süchtig machenden Stoffen angereichert sind. Aber das ist doch sicherlich angenehmer als das bisherige Einsammeln abgerutschter Drogenabhängiger. Doch ob der Staat dabei erfolgreicher ist als bei der Aufklärung über Alkohol- und Tabakmissbrauch, daran kann man natürlich zweifeln. Dennoch: Obama ermöglicht den Bezug weicher Drogen - das ist allemal ein Lob wert. Bleibt natürlich die Frage: Wie lernt man den Umgang mit dieser Freiheit? Vielleicht ein Schulfach "Umgang mit Drogen" und Gratis-Joint vom Lehrer…?

— 31. August 2013
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