Einkaufswagen

Kleiner ist feiner, meint Gerhard Klinkhardt

Wo sind sie geblieben: In den Kindertagen der Supermärkte gab es Einkaufskörbchen. Dann kamen Wägelchen. Die wurden mit der Zeit immer voluminöser. Inzwischen sind selbst in normalen Supermärkten die Wagen so groß, dass man bequem Partner oder Partnerin da hineinsetzen und durch die Gänge schieben könnte.

Aber nun die Revolution: Mit großer Freude habe ich in meinem Lieblingssupermarkt festgestellt, dass sie da jetzt kleinere Einkaufswagen haben, so für das kleine Shopping zwischendurch. Erst nur ein paar, aber immerhin. Abschied vom Lkw zu Gunsten der wendigen Flitzer sozusagen.

Dabei haben die großen Wagen durchaus ihren Sinn. Psychologen haben festgestellt, dass die großen leeren Wagen beim Käufer den Drang zum Mehr entfacht. Wer in so einem Shoppingmonster nur ein bisschen Wurst und Butter hat, muss sich einfach mies fühlen. Also rein mit Tomaten, Kaffee und was sonst noch die Regale hergeben.

Daheim stellt man dann fest: es ist wieder zu viel, viel mehr als man braucht. Das Ergebnis ist bekannt: 200 Kilogramm Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll, in Frankreich sind es nur 30.

Aber bis es soweit ist, hat man ja erst einmal das Einkaufen bewältigen. Das ist mit dem großen Wagen nicht so leicht. Die sind nicht immer einfach zu steuern. Nicht nur, weil sie unhandlich sind, oft klemmt auch ein Rad. Die Kiste eiert mehr oder weniger unkontrolliert. Folge: man fährt schon mal anderen Kunden in die Hacken oder die einem in die eigenen.

Die kleineren Wagen sind da handlicher und wendiger. Also macht das Einkaufen Spaß, ist leichter. Und eh man sich’s versieht, ist auch der kleine Wagen voll.

Klein ist fein? Vielleicht. Aber auch ein kleiner, voller Wagen reißt ein Loch ins Portemonnaie. Und nicht unbedingt ein kleines.

Aber unabhängig vom Elend des Käufers beim Anblick des leeren Geldbeutel: es gibt immerhin neben dem Geschäftsinhaber noch weitere Gewinner: die Psychologen mit ihren kleinen und großen Tricks. Aber das ist eine unendlich Geschichte, spätestens seit Vance Packards "Die geheimen Verführer".

— 08. Februar 2016
 Top