Bye Bye Euro

Rette sich wer kann, meint Tom Borg

Hast du gute Freunde, mangelt es dir nicht an Ratschlägen. Das zeigt sich aktuell mal wieder in der deutsch-französischen Freundschaft wo die Freunde von der anderen Seite des Rheins nahelegen, dass Deutschland am besten aus dem Euro ausscheiden sollte.

Hast du gute Freunde, mangelt es dir nicht an Ratschlägen. Das zeigt sich aktuell mal wieder in der deutsch-französischen Freundschaft wo die Freunde von der anderen Seite des Rheins nahelegen, dass Deutschland am besten aus dem Euro ausscheiden sollte. Ein Rat, den so mancher Bürger zu gerne folgen würde, zumal auch so mancher Politiker diesen Euro-Rat gerne befolgen würde, müsste er nicht damit auch gleichzeitig das ganze Euro-Konzept infrage stellen.

Schon als der Euro eingeführt wurde, war der Jammer groß. In Deutschland, so hatte man zumindest das Gefühl, hatten so manche Geschäftsleute die Umrechnung dahingehend vereinfacht, dass sie lediglich DM gegen Euro austauschten. Es war, zumindest gefühlt, plötzlich alles teurer. Und wenn es ein globales Gefühl für den Euro gibt, dann lautet dies pauschal teuer. Das brachte der Währung schon sehr früh den Spottnamen "TEuro" in. Doch erst jetzt nach der Finanz-, Zypern- und Griechenland-Krise wissen wir dieses Wort so richtig zu verstehen: Der Euro ist teuer - er kostet ohne Ende, denn ein Ende der Krise ist nicht abzusehen. Nach der Krise ist allenfalls vor der (nächsten) Krise.

Da Deutschland de facto einer der größten Nettozahler nicht nur der Europäischen Union sondern im Fall des Falles auch der diversen Euro-Rettungs-Maßnahmen ist, klingt der freundschaftliche Rat unserer Nachbarn umso verlockender: Deutschland raus aus dem Euro!

Der Vorteil läge auf der Hand: Deutschland kann endlich machen was es will. Und selbst wenn es für Deutschland nicht besser liefe als bisher, wären wir Deutschen zumindest nicht mehr der Sündenbock für alle Euro-Staaten, die andrer Meinung sind als wir.

Im Zweifel lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Denn die aktuellen Streitigkeiten sind ganz sicher nicht der Höhepunkt der Differenzen. Unter der Oberfläche glüht der unausgesprochene Konflikt, dass eine Euro-Familie letztlich auch als Familie handeln und alle für jeden einstehen müssten. Genau das will der deutsche Bürger aber ganz offensichtlich nicht. Zu unterschiedlich sind die Interessen und Lebensvorstellungen der diversen Euro-Staaten als dass die "Vereinigten Staaten von Europa" auch nur ernsthaft diskutiert werden könnten. Ohne eine gemeinsame - und vor allem auch für alle verbindliche - Politik ist eine gemeinsame Währung einfach nicht erfolgreich umsetzbar. Ich bin überzeugt, dass Euro-Fans wie Helmut Kohl das seinerzeit auch wussten. Vielleicht wollten sie eine weitergehende Institutionalisierung Europas stillschweigend über die gemeinsame Währung erzwingen oder zumindest auf den Weg bringen. Vielleicht war ihnen auch der eigene Ruhm in den Geschichtsbüchern wichtiger als der gesunde Menschenverstand. Es spielt jetzt auch keine Rolle mehr, denn die Idee des Euro ist - für den Moment jedenfalls - unreparierbar gescheitert.

— 07. August 2015
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