Made in Germany, ade…?

Was soll's? Ist meist doch eh nur ein Herkunfts-Plagiat , meint Tom Borg

"Made in Germany" heißt wörtlich "in Deutschland hergestellt". Das hat mit Qualität zunächst einmal gar nichts zu tun. In Deutschland wird auch manch billiger Schrott hergestellt. Das Gütesiegel, das eigentlich eine Herkunftsangabe ist, soll den Ruf des Slogans mit den Erwartungen der Verbraucher verknüpfen - egal ob "Made" in Germany oder nicht.

Das Geschrei ist mal wieder groß: Die EU will das Qualitätssiegel "Made in Germany" abschaffen, weil es nach Zollrechtlichen Vorschriften eben nicht "Made in Germany" ist. Eigentlich sollten wir der EU dankbar sein, dass sie uns (endlich) die Augen öffnet. Doch statt dessen kommt Polemik aus allen Richtungen.

Von Schimpf-Kanonaden bis hin zum Abgesang der deutschen Wirtschaft reichen die negativen Äußerungen über die EU-Pläne. Doch es gibt auch Befürworter, die der ganzen Aufregung achselzuckend gegenüber stehen. "Wo heute 'Made in Germany' draufsteht, müsste eigentlich meistens 'Final Touch in Germany' draufstehen“, schreibt beispielsweise Wolfgang Nold, denn viele deutsche Firmen lassen alle Bauteile im Ausland anfertigen und setzten Geräte und Maschinen nur noch zusammen. Daraus folgt eigentlich im Klartext: Wir exportieren keine Industriegüter, sondern Dienstleistungen.

Dabei relativiert selbst Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), die Aussage des Gütesiegels, wenn er davon spricht, das sich 'Made in Germany' künftig an Zollvorschriften und nicht mehr an Qualitätsmerkmalen orientieren soll. Es ist kaum nachvollziehbar, was der DIHK meint, wenn er davon spricht, dass nicht mehr sichergestellt sei, dass der Verbraucher bekommt, was er bisher 'Made in Germany' verbinde: nämlich Qualität, Technik, Design und eine Verarbeitung auf höchstem Niveau.

Da reibt sich jeder der des Englischen mächtig ist die Augen; "Made in Germany" heißt wörtlich "in Deutschland hergestellt". Das hat mit Qualität zunächst einmal gar nichts zu tun. In Deutschland wird auch manch billiger Schrott hergestellt. Das Gütesiegel soll nach Meinung des DIHK nun aber den Ruf des Slogans mit den Erwartungen der Verbraucher verknüpfen. Und das ist blauäugige Denkweise, um es mal ganz bewusst höflich auszudrücken. Denn die Aussage des DIHK heißt in letzter Konsequenz nichts anderes, als dass beispielsweise japanische High Tech Keyboards, die zweifelsohne eine exzellenten Ruf genießen, auch "Made in Germany" wären, weil sie ohne Zweifel "Qualität, Technik, Design und eine Verarbeitung auf höchstem Niveau" bieten.

Aber genau das sagt das Gütesiegel eben nicht aus. Es setzt darauf, dass deutsche Technik gut ist und der Verbraucher davon überzeugt ist. Aber de facto wird so manches in China und anderswo hergestellt und hier in Deutschland nur noch nett verpackt - und mit dem Siegel "Made in Germany" versehen. Erst recht unseriös wird es, wenn solche Produkte dann wieder als "Made in Germany" exportiert werden. Das ist dann schon mehr als Etikettenschwindel und lässt sich allenfalls damit rechtfertigen, dass die Partnerländer sowieso wissen, dass sie keine komplett in Deutschland hergestellte Ware bekommen. Somit ist das Gütesiegel nur noch Augenwischerei, ein Werbeslogan um Verbrauchern etwas aufzuschwatzen - ohne jedoch wirklich konkret etwas auszusagen, das über den Wert eines Herkunfts-Plagiats hinaus geht. Wenn es laut DIHK primär um die Qualität als solche geht, denn sollte man vielleicht drauf schreiben: "Controlled by Germany", wobei ich absichtlich das "in" gegen "by" vertausche, weil nicht einmal das wirklich sichergestellt ist. Wer außer Profit-Geier braucht noch "Made in Germany"? Lasst uns das Gütesiegel einmotten, dann bleibt zumindest die Erinnerung an etwas Gutes erhalten…

— 09. August 2013
 Top