Die Rolle der Frau in der philippinischen Gesellschaft

Ein Portrait von Tom Borg

Das Image der modernen Filipina hat sich gewandelt. Sie ist längst nicht mehr die konservative, züchtige und unterwürfige Ehefrau und Mutter. Vielleicht war sie es auch nie. Frauen spielten immer eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Aber leiser im Hintergrund.

Die sich immer verändernde Welt hat Frauen in großen Teilen der Welt gestärkt und sie in stärkere, robustere und führende Person verwandelt die Verantwortung übernehmen und die Last eines Versorgers und Führers für ihre Familien und ihre Gemeinden tragen. In diesem Teil der Welt, haben sich die philippinischen Frauen von dem "Maria Clara" Image weiter entwickelt – die konservative, züchtige und dankbare, unterwürfige und zuhause bleibende Ehefrau und Mutter; der Inbegriff der religiösen Tugend oder der Zwang zum Aberglauben – zur modernen Filipina, dessen Image variiert, je nach den sozial-wirtschaftlichen Einkommen oder regionalen Szenarien.

Das Bild der modernen Filipina in den philippinischen Städten schafft eine Reihe von kontrastreichen Bildern: von der Frau Senatorin oder Kongressfrau, die mit männlichen Gesetzesmachern während einer Sitzung im Haus streitet, über die ultra schicke und prominente Einkäuferin in vornehmen Geschäften in Greenbelt 5, die Arbeitsklasse der Filipinas, die bereits früh am Morgen am Bahnhof an Wochentagen Schlange stehen, bis zu den Tanzmädchen im Nachtklub, die hinter hohen und breiten Gebäude versteckt sind, wo Ausländer und geile alte Böcke ihr Geld ausgeben und ihre Zeit bis in die frühen Morgenstunden verbringen und die Dienstmädchen und "Yayas" (Nannys), die aus den ländlichen Gegenden der Philippinen kommen, um für Familien in der Stadt zu arbeiten um ihr niedriges Gehalt den zurückgebliebenen Familien in den Provinzen zu schicken, damit sie etwas zu essen haben.

Das Bild der modernen Filipina in den ländlichen Philippinen variiert ebenso, abhängig vom wirtschaftlichen Status. Die Mehrheit der ländlichen Filipinas arbeitet auf einer Farm mit ihrem Mann, bewirtschaftet das Land und pflanzt Reis. Wenn sie nach Hause kommt, passt sie auf die vielen Kinder auf und macht die Hausarbeit. Für wenige ist sie auch eine "Haciendera“ und verwaltet einfach die Farm, d.h. sie stellt sicher, das alles in Ordnung ist. Diese Frauen gehören meist zu einer Familie, die mehrere Hektar Land besitzt und braune Farmer für sich arbeiten lassen.

Und es gibt ein Bild der klischeehaften Filipina für den Rest der Welt, das aber als "Held" auf den Philippinen bezeichnet wird: das Bild einer Filipina die im Ausland arbeitet oder als Overseas Filipino Worker (OFW). Sie arbeitet als Pflegerin oder Hausangestellte, was dazu führt, das manche auf sie herunter schauen und sie als solche bezeichnen. Aber die verdienten Dollar werden der Familie auf den Philippinen geschickt und sehr zur Erleichterung der Regierung hilft dies auf lange Sicht der Wirtschaft. Die Volkszählung des philippinischen Statistikamtes im Jahr 2007 zählte 857,000 philippinische Frauen, die im Ausland arbeiten.

Kulturelle und religiöse Faktoren

Viele von unserer Kultur und Religion stammt von den 300 Jahren der spanischen Regierung. Der spanische Einfluss lehrt uns, dass Frauen jeden Sonntag in die Kirche gehen und beten sollten, so wenig Bildung wie möglich haben sollten und wenn sie erwachsen sind, heiraten und Kinder haben sollten. Die Arbeit der Frau ist es also, sich um die Familie zu sorgen und den Haushalt zu führen, während der Mann der alleinige Verdiener ist. Obwohl dieser Einfluss nicht länger in den städtischen Teilen der Philippinen verbreitet ist, wird es in den ländlichen Gebieten immer noch angewandt. Aber hinter der Unterwerfung liegt raffinierte Führung – z. B. wenn die Filipina arbeitet, und einen kleinen "sari-sari" (Vielfalts) Laden führt oder die Familien Entscheidung trifft. Sie ist diejenige, die Glaubenswerte an Gott lehrt und die hilft, ihren Kindern Respekt, Ehre und Gehorsam beizubringen. Auch heute noch hat die moderne Filipina die Aufgabe die Kinder zu erziehen und zu schützen und den Haushalt zu führen – all das gibt die Gesellschaft und Kultur vor – trotzdem schafft sie es noch gut im Job zu sein und ihrem Mann mit den Finanzen zu helfen, bis er sie in vielen Fällen verlässt.

Eines der größten Themen der philippinischen Kultur und Religion ist die Scheidung. Als eine vorwiegend christliche Nation, kämpften die Philippinen sehr lange dafür, einen legalen "Ausweg" aus der Ehe für viele Frauen und Männer zu finden. Heute erlaubt der Familiencode, der 1988 umgesetzt wurde, die Annullierung der Hochzeit hinsichtlich der psychologischen Untauglichkeit des Ehepartners. Hurra für Frauen, die Ehemissbrauch erfahren, aber schlecht für die Frauen, dessen Ehemann sie für eine andere Frau verlassen will. Die Mehrheit der Filipinos die zur niedrigeren Mittelklasse gehören und sogar noch darunter, können sich die hohen Kosten der Nichtigkeitserklärung nicht leisten. Sie haben keine andere Wahl, als sich einfach von der Ehe zu lösen und eine andere Familie zu gründen. Egal wohin der Weg führt, das Endergebnis wäre für die getrennte Filipina die Rolle des Geldverdieners einzunehmen und sowohl Mama als auch Papa für die Kinder zu sein. Statistiken zeigen, dass es circa 8,000 Fälle von Nichtigkeitserklärung im Jahr 2010 auf den Philippinen gab. Wenn wir die nicht dokumentierten Trennungen vor 2010 hinzufügen und die in der heutigen Zeit, können Sie sich vorstellen, wie viele Frauen es gibt, die kämpfen um eine Familie alleine durchzubringen.

Sozial-wirtschaftliche Fakten

In einem Land mit 96.71 Millionen Menschen das immer noch wächst, ist Armut das größte sozialwirtschaftliche Problem dem es sich heute gegenüber sieht. Laut Daten des Nationalen Statistik Amtes im ersten Quartal des Jahres 2012 lebt mehr als ein Viertel oder genauergesagt 27.9 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Armut ist der Grund warum viele Frauen sich prostituieren, der Versuchung unterliegen, einen Job im Ausland anzunehmen, warum sie Ausländer heiraten und warum sie sich selbst versklaven um hier und im Ausland zu arbeiten. Traurigerweise zeigen wir mit unserem religiösen Finger auf sie, ohne an den säuerlichen Schmerz zu denken, den ein leerer Magen bringen kann und den Dreck und den Abschaum der wirklich bescheidenen Lebensumstände, die sie aushalten, um zu überleben.

Der durchschnittliche Filipino kämpft daher, um Bildung zu erhalten, egal wie unbeträchtlich hoch der Preis der Schulbildung ist. Die Hoffnung ist, dass er durch die Bildung in der Lage ist, Erleichterung von dem Sumpf zu finden, in dem er aufwacht und so ein besseres Leben findet. Das ist das vorrangige Ziel der philippinischen Eltern für ihre Kinder – in der Lage zu sein, ihnen eine Ausbildung zu geben, als Vermächtnis das für immer anhält. Wo passt die Filipina da überall rein? Sie hilft dabei all dies zu verwirklichen. Sie arbeitet ohne Unterbrechung: sie findet Mittel und Wege zur Entwicklung und sie spart und haushaltet mit ihrem schwer verdienten Einkommen, um diesen Traum mit Ihrer Familie zu erreichen. Es ist gut zu wissen, dass sie die gleiche Möglichkeit hat wie Männer in der heutigen Welt und sie einen Job bekommt, auch wenn sie "nur eine Frau ist", wie viele Leute sich ausdrücken.

Einblicke

Um Ihnen ein besseres Bild zu geben, lassen Sie uns einmal auf das Leben von drei Filipinas schauen, die auf eine Weise miteinander verbunden sind: "The Good Shepherd Bazaar" allgemein "Ruins" genannt, liegt im Herzen der Wirtschaftsgegend von BF Homes Parañaque. Er besteht aus mehreren Ständen, die alle verschiedene Artikel verkaufen zu wirklich guten und günstigen Preisen.

Unsere erste Geschichte handelt von Leni, einer 24 jährigen, verheirateten Frau mit einem fünfjährigen Sohn. Sie arbeitet als Verkäuferin in einem der Kleidungsläden in den Ruinen von 16.00 Uhr bis 23.00 Uhr. Sie verdient 150 Pesos am Tag (rund 3 Euro), plus durchschnittlich 50 Pesos als Bonus. Sie hat ein kleines Zimmer in einer billigen Siedlung oder Slum Gegend, ca. 15 Minuten Fahrt von dem Bazaar entfernt, zusammen mit ihrem Mann, der einen Mindestlohn von 400 Pesos als Bauarbeiter verdient. Mit allen Ausgaben für Miete, Lebensmittel, Transportkosten und andere Grundmittel, bleibt fast nichts von dem Geld übrig, das sie verdienen. Jeden kleinen Betrag den sie haben, falls was übrig bleibt, sparen sie für die Zukunft ihres Sohnes. Trotz alledem ist Leni eine erfolgreiche Verkäuferin; sie lacht immer und kümmert sich um ihre Kunden, sie kümmert sich um den Laden, als wenn es ihr eigener wäre und ist ehrlich mit ihrer Chefin, Melanie.

Melanie lebt in einer BF Hausteilung, legal annulliert, Mutter von zwei Kindern und hat ein kleines Geschäft in Makati mit ihrem Lebenspartner Jason. Sie konnten nicht heiraten, weil Jason einen Antrag für Migration in die Vereinigten Staaten gestellt hat, der schneller bewilligt wird, wenn man Single ist. Obwohl finanziell gut ausgestattet, ist sie unglücklich, denn sie wird von der Kirche über ihre Beziehung außerhalb der Ehe verurteilt. Sie arbeitet jeden Tag und ihr Geschäft ist am Tag geöffnet. Bevor sie nach Hause geht, überprüft sie ihren Laden in den Ruins und bringt auch Essen für Leni und ihr Kind. Leni weiß nicht, dass Melanie eine Geldsumme beiseitegelegt hat, sodass sich ihr Sohn im nächsten Schuljahr anmelden kann.

Ein paar Stände davon entfernt ist ein Laden der gefälschte CDs und DVDs verkauft – getarnt von vielen T-Shirts die zum Verkauf stehen. Fatima, eine junge, alleinerziehende, moslemische Filipina die als Verkäuferin in einem Laden arbeitet, der von einem anderen muslimischen Paar betrieben wird, hat sich entschieden, zu kündigen. Anders als die anderen Läden in denen sie arbeitet wird dieser von ständigen Razzien geplagt von der Film und Fernsehen Behörde (MTRCB), das Amt überwacht die Lizenzen für DVDS und CDs, Fatima hat sich entschieden, die Forderungen ihrer Familie zu beachten und einen viel älteren moslemischen Mann in Mindanao zu heiraten. Sie hat das Bild der modernen moslemischen Filipina – trägt Jeans mit langärmeliger Bluse, auch in der Sommerhitze, trägt aber immer noch ein Schleier, der ihr Haar und Nacken bedeckt – um zu zeigen, dass sie eine Muslimin ist. Mit Tränen die von ihrem schönen Gesicht rollen, sagt sie Auf Wiedersehen zu Leni, ihrer Freundin und zu ihren anderen Verkäufer Freundinnen, um sich ins Familienleben zu stürzen und einen Mann zu heiraten, den sie nicht kennt, gebunden an die Familien Traditionen.

Dies sind drei verschiedene Geschichten gefüllt mit Drama von drei verschiedenen Frauen. Sie sind unterschiedlich in ihrem sozial-wirtschaftlichen Status und anders in ihrem kulturellen Hintergrund; trotzdem zeigen sie dieselbe Richtung, dieselbe Lösung und dieselbe Perspektive im Leben – in dem Versuch die Geschwindigkeit und Harmonie beizubehalten und den Familien Wohlstand und andere zu unterstützen. Diese Geschichte zeigt, dass die Filipina die Fähigkeit hat, sich dem Diktat von Kultur und Religion anzupassen, während sie immer noch stark genug ist auf ihren eigenen Füßen zu stehen, wenn sie an die Wand gefahren wird. Egal ob sie Ehefrau, Mutter, Freund, Geschäftsfrau oder Fabrikarbeiter ist, Politiker oder Straßenkehrer, Haushälterin oder Überseearbeiter, Farmer oder Landbesitzer, ein Unternehmer oder eine Prostituierte, die Filipina ist eine Macht mit der man rechnen muss. Egal was, ich bin stolz Filipina zu sein.

— 20. Dezember 2012
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